Ethik fraglich, Performance top!
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Ethische Investment streben neben Rendite auch danach, nur in Branchen zu investieren, die sich moralisch korrekt verhalten. Moral ist Interpretationssache. 2012 wurde ein Bericht veröffentlicht, indem ein Investment der Vatikanbank in einen Waffenproduzenten thematisiert wurde. Intuitiv würde man sagen, dass so etwas nicht passieren dürfte. Dürfte es auch nicht, zumindest, wenn man nach moralischen Gesichtspunkten investieren möchte. Dann nämlich gibt es Branchen, die nicht infrage kommen. Dazu gehören Rüstungsunternehmen ebenso wie die Tabak, Alkohol, Glücksspiel- und Rohstoffbranche. Letztere ist ein Grenzfall.
Viele Unternehmen der Rohstoffbranche versuchen, sich so ethisch wie möglich zu verhalten. Das mag vielen gelingen. Dennoch kann man nie eine Katastrophe ausschließen und diese kommen trotz aller Bemühungen immer noch sehr häufig vor. Kaum ein Minenbetreiber hat eine weiße Weste. Das ist schon allein deswegen schwer, weil sie meist in politisch instabilen Regionen operieren. Ebenso gehören zweifelhafte Arbeitsbedingungen und Umweltverschmutzung noch nicht der Vergangenheit an.
Bei ethischen Investments geht es mehr als nur um das Offensichtliche wie der Vermeidung unmoralischer Branchen. Es geht auch darum ,wie sich Unternehmen verhalten. Es müssen soziale und moralische Standards eingehalten werden. Z.B. ist ein Bekleidungshersteller per se kein rotes Tuch für ein Investment. Sind die Arbeitsbedingungen in der Produktion in Bangladesch aber schlecht, dann ist das Unternehmen außen vor. Wer besonders streng ist, der hätte auch lange Zeit nicht in Unternehmen wie Siemens investieren dürfen. Korruption ist nicht gerade ein moralisch vorbildlicher Charakterzug.
Im Gegenzug zu all diesen Begrenzungen, die ethische Investments mit sich bringen, können Investoren, die sich darum nicht groß kümmern, investieren, wo sie wollen. Man kann das soweit auf die Spitze treiben, dass man gezielt in Unmoralisches investiert. Es gibt da z.B. den USA Mutuals Barrier Fund. Früher hieß dieser Fonds Vice (Englisch für Laster). Der Fonds hält gezielt Unternehmen aus der Tabak-, Glücksspiel- und Rüstungsindustrie. Es geht dem Fonds nicht darum in Unternehmen zu investieren, die schlechte Arbeitsbedingungen bieten. Das ist auch hier nicht gewünscht. Der Unterschied zu ethischen Investments besteht einfach in der Branchenauswahl.
Seit Auflage konnten Investoren mit VICE aus 1.000 Euro etwas über 3.000 Euro machen. Das entspricht einer jährlichen Performance von ca. 6%. Der S&P 500 hat es in dieser Zeit nur auf 2,5% Performance pro Jahr gebracht. Würde man nun noch Dividenden inkludieren, dann sähe es noch ein klein wenig besser für den VICE Fund aus.
Die gängige Theorie, dass unmoralisches Investieren auch eine schlechte Performance bringt, kann man nicht bestätigen. Man kann sogar soweit gehen und das Gegenteil behaupten. Aber wieso verdient man mit der „Sünde“ so viel mehr als mit ethischen Investments?
Die Antwort ist vielschichtig und sie hat nichts damit zu tun, dass die unethischen Branchen unethisch sind. Das haben sie zwar alle gemeinsam, es ist aber nicht der Grund für die gute Performance. Diese findet sich in einer anderen Gemeinsamkeit. Die Sündenbranchen haben bestimmte Charakteristika, die sie von anderen Branchen unterscheiden.
Führt man sich vor Augen, um welche Branchen es sich handelt, dann wird schnell klar, dass sie relativ wenig konjunkturabhängig sind. Geraucht und getrunken wird immer, egal ob die Wirtschaft boomt oder nicht. Ebenso hört die Welt nicht auf Krieg zu führen, wenn die Wirtschaft nicht mehr wächst.
Konjunkturabhängigkeit ist ein Teil der Erklärung. Andere Charakteristika sind die globale Ausrichtung, Regulierung und hohe Eintrittsbarrieren. Die globale Ausrichtung hilft, um Schwäche auf einem bestimmten Markt zu kompensieren. Regulierung und Eintrittsbarrieren gehen Hand in Hand. So ist es etwa in vielen Ländern nur mehr begrenzt erlaubt für Tabakprodukte Werbung zu machen. Da fällt es schwer neue Unternehmen zu gründen, wenn man sein Produkt nur bedingt bewerben kann. Marktanteilsgewinne sind kaum möglich. Ebenso ist der Preiswettbewerb begrenzt.
Viele Unternehmen befinden sich unter wenig Wettbewerbsdruck. In vielen Branchen dominieren wenige Unternehmen den Markt. Man kann schon Oligopolen sprechen. Das ist nicht ganz so extrem wie ein Monopol, aber immer noch attraktiver als knallharter Wettbewerb.
Langfristig führt das zu einer außerordentlichen Performance über Marktdurchschnitt. In einem Paper (Sin Stock Returns von F. Fabozzi, K.C. Ma, B. Oliphant) wird die Excess Performance gegenüber dem Markt von 1970 bis 2007 gemessen. Während der Gesamtmarkt zwischen 6 und 7% pro Jahr generiert, können einzelnen Sündenbranchen ein Vielfaches generieren. Besonders gut schneidet der Glücksspielmarkt ab.
Andere Analysen decken sich mit diesem Ergebnis. So bringt die Tabakbranche seit über 100 Jahren im Vergleich zum Markt eine zusätzliche Rendite von 5% pro Jahr.
Ob man wegen der höheren Rendite in ein Produkt wie den Barrier Fund investieren möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Die Zahlen sprechen allerdings eine überraschende Sprache: Sünden lohnt sich.
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@Fredo Exalade
Der Fond ist ausschließlich für Amerikaner investierbar: http://www.usamutuals.com/
The USA MUTUALS Funds are offered only to United States residents
Hallo Herr Schmale,
leider kann ich den von Ihnen erwähnten Fonds "USA Mutuals Barrier Fund" in keiner Datenbank finden. Könnten Sie bitte die WKN veröffentlichen?
Generell wäre es klasse, zu den in einem Beitrag erwähnten Wertpapieren/Fonds immer die WKN mit zu nennen.
Vielen Dank im Voraus und herzliche Grüße!
Was Sie ja auch in Ihrem Artikel angesprochen habe, möchte ich hinzufügen. :-) Goldminenaktien sind in den letzten Wochen regelrecht explodiert.
Goldminenaktien sind ethisch gesehen genauso fragwürdig. Die großen, uns sehr bekannten Bergbauunternehmen kommen sehr oft wegen Menschenausbeutung und Umweltverschutzung durch Säuren und Schwermetalle in Trinkwasser in die Kritik.
Ob das immer so weitergeht ist auch nicht gewiss. An Gewinnmitnahmen ist noch kein Investor gestorben ! Die Risiken z.B. in der Glückspielbranche sind derzeit exorbitant hoch, da ist ein Gewinn von ca. 6 - 7% pro Jahr wirklich das unter Limit ! Im Casino kann man mit Glück locker das 10 fachen gewinnen, allerdings auch seinen Einsatz entsprechend schnell verlieren.
Der "Glücksfaktor" sollte jedoch niemals überstrapaziert werden !!!