Fundamentale Nachricht
08:38 Uhr, 15.05.2019

Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China

Die Stärkung des US-Dollars ist nach Einschätzung von Seema Shah, Senior Global Investment Strategist bei Principal Global Investors, eine wahrscheinliche Folge der Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und China.

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  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.811,87 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Des Moines (GodmodeTrader.de) - Ermutigt von starkem US-Wirtschaftswachstum und Aktienmärkten hat Präsident Trump seine Drohung wahr gemacht und die Zölle auf chinesische Importe in die USA angehoben. Da die Finanzmärkte eigentlich in Erwartung eines Handelsabkommens zwischen Washington und Peking einen Wegfall der Zölle nahezu vollständig eingepreist hatten, waren diese Neuigkeiten ein Schock, wie Seema Shah, Senior Global Investment Strategist bei Principal Global Investors, in einem Marktkommentar schreibt.

Der S&P 500 fiel in einer ersten Reaktion um über zwei Prozent von seinen April-Höchstständen; Europas Stoxx 600 sank um etwa vier Prozent auf das Niveau von Anfang März und asiatische Währungen bewegten sich auf dem schwächsten Level seit Januar, während sich die Aktienmärkte der Region auf Talfahrt begaben, heißt es weiter.

„Auch wenn weiterhin die Möglichkeit einer Einigung zwischen beiden Seiten besteht: Die jüngsten Kursentwicklungen reichen sicherlich nicht aus, nachdem sich die Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum – insbesondere in Asien und Europa – deutlich vergrößert haben. Der Einsatz von Handelszöllen ist nun wohl ein fester Bestandteil des Werkzeugkastens politischer Entscheidungsträger geworden. Ohne eine mögliche Lösung wird daher diese Gefahr für einen längeren Zeitraum auf den Märkten lasten“, so Shah.

Keines der beiden Länder strebe einen langen Handelskrieg an, der das Wirtschaftswachstum unterminiere. Allerdings hätten chinesische Regierungsvertreter bereits verlauten lassen, dass sie keine Wahl hätten und Gegenmaßnahmen einleiten würden. Präsident Xi möchte den Eindruck vermeiden, dass China dem Druck der USA nachgebe. Im Gegenzug gebe es in der US-Regierung vermehrt kritische Stimmen, die der Meinung seien, dass Trump nicht ausreichend Zugeständnisse von Peking erreiche. Beide Seiten hätten also Gründe für ihr hartes Vorgehen, zumindest bis eine deutliche Reaktion der Märkte sie zu einem Abkommen bewege. In der Zwischenzeit würden die Verzögerung, die erhöhten Spannungen, die zusätzliche Unsicherheit sowie ein möglicher Komplettzusammenbruch der Gespräche sehr beunruhigend für Investoren seien, heißt es weiter.

„Die Stärkung des US-Dollars ist eine wahrscheinliche Folge dieser Entwicklung, da die Investoren unweigerlich seine wahrgenommene Sicherheit folgen. Ein weiterer klassischer, sicherer Hafen – der japanische Yen –, hat bereits deutlich an Wert zugelegt. Der US-Dollar würde auch dann einen Aufwärtsdruck verspüren, wenn die chinesische Regierung ihre Konjunkturmaßnahmen verstärkt, um die Auswirkungen der Handelszölle abzuschwächen. Zu beachten ist hierbei, dass die People’s Bank of China (PBC) zwar eine weitere Abwertung des Yuan tolerieren wird, aber davor zurückschreckt, es als Vergeltungsmittel einzusetzen. Das würde nicht nur den Zorn Präsident Trumps nach sich ziehen. Eine schwächere Währung würde zudem riskieren, Kapitalabflüsse auszulösen und so die Bemühungen Chinas beeinträchtigen, seine Wirtschaft zu öffnen“, so Shah.

In diesem Szenario werde der Technologiesektor aller Voraussicht nach am stärksten die Auswirkungen spüren. Rund 60 Prozent der Umsätze im S&P 500 Tech Sector erfolgten außerhalb der USA. Der Sektor sei mit diesem Anteil am stärksten auf globales Wachstum angewiesen. Darüber hinaus dominiere unter den chinesischen Gütern, die bisher von US-Einfuhrzöllen nicht berührt würden, die Unterhaltungselektronik, vor allem Mobiltelefone und Computerhardware. Defensive Sektoren wie Immobilien, Versicherungen, Telekommunikation und Versorgungsunternehmen könnten vergleichsweise besser abschneiden. Sie erzielten nur wenige Einnahmen außerhalb der USA, heißt es weiter.

„Trotz aller Schwächen von Risikoanlagen besteht weiterhin eine Wahrnehmung für einen schlussendlichen Durchbruch dieser Assetklasse. Es gibt eine Vielzahl von Investoren, die Anfang 2019 nicht auf den Zug dieses Investmentansatzes mit aufgesprungen sind. Sie stehen nun an der Seitenlinie und suchen nach Anlagemöglichkeiten. Risikoanlagen werden wahrscheinlich in den kommenden Wochen noch zu kämpfen haben, doch es wird auch interessierte Käufer geben“, so Shah.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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