Kommentar
20:39 Uhr, 24.03.2017

Es fehlt die Fairness - die Uhr tickt!

Es geht ein politischer Ruck durch die Welt. Das ist richtig so, denn eines der Grundprobleme unserer Gesellschaft wird konsequent ignoriert.

Wer sich fragt, wieso es den Brexit gibt und Donald Trump Präsident geworden ist, muss nicht lange nach Gründen suchen. Sie liegen eigentlich auf der Hand. Verstanden wird es von der Politik trotzdem nicht. Das kann nicht gut enden.

Das Grundproblem ist in Grafik 1 dargestellt. Gezeigt wird die Entwicklung der mittleren US-Haushaltseinkommen, des Mindestlohns und der Wall Street Boni. Daten zu allen drei Zeitreihen gibt es seit 1987. Sie wurden auf dieses Jahr normiert, sodass alle drei Zeitreihen im Jahr 1987 mit dem Wert 100 beginnen.

Wer seit 1987 das Rennen macht, ist klar: die Boni. Sie stiegen bis 2016 um den Faktor 8,9. Wer damals 10.000 an Bonus erhielt, würde heute 89.000 an Bonus erhalten. Das mittlere Einkommen stieg im Vergleich dazu kaum. Es verdoppelte sich. Das klingt zunächst gar nicht so schlecht, doch im gleichen Zeitraum verdoppelte sich auch das Preisniveau. Das mittlere reale Haushaltseinkommen ist also heute dort, wo es bereits 1987 war.

Der Mindestlohnt orientiert sich an der Entwicklung der Haushaltseinkommen. Langfristig verlaufen sie parallel. Real verdienen Menschen, die vom Mindestlohn abhängig sind, immer noch so viel wie vor 30 Jahren. Eine Verbesserung des Lebensstandards ergibt sich so nicht.

Noch deutlicher wird das Auseinanderdriften, wenn man sich nicht die relative, sondern die absolute Entwicklung ansieht. Die absoluten Zahlen sind in Grafik 2 dargestellt. Der Durchschnittsbonus lab 2016 bei knapp 140.000 Dollar. Das mittlere Haushaltseinkommen steht bei ca. 58.000. Der Durchschnittsbonus einer einzelnen Person ist mehr als doppelt so hoch wie das durchschnittliche Haushaltseinkommen.


In den meisten Haushalten arbeitet mehr als seine Person. Ein Wall Street Bonus ist also mehr wert als das Jahreseinkommen von mehreren Personen zusammen. Die Boni sind zwar inzwischen nicht mehr ganz so hoch wie vor der Krise, doch das ist für die meisten nur ein geringer Trost.

Man muss als Durchschnittsbürger nicht einmal die Zahlen kennen, um intuitiv zu verstehen, dass da etwas nicht stimmt. Der Lebensstandard vieler Menschen verbessert sich seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Verbesserung kommt lediglich bei einem kleinen Teil der Bevölkerung an. Das ist nicht fair.

Fairness ist – wenn man so will – das Schmiermittel einer Gesellschaft. Ohne Fairness geht es nicht. Genau daran mangelt es jedoch. Selbst wenn sich der Lebensstandard für viele Menschen verbessert, ist das alleine nicht genug. Es geht auf Dauer nicht gut, wenn sich die Situation für wenige massiv verbessert, während sich für die Mehrheit wenig ändert.

Zu große Ungleichgewichte haben in der Vergangenheit immer für Unruhe gesorgt. So manche Revolution kam dadurch zustande. Aktuell wird revoltiert, indem z.B. Trump gewählt wird und nicht Clinton. Das löst das Problem natürlich auch nicht. Für Trump und die Republikaner ist z.B. der Mindestlohn ein nahezu kommunistisches Werk, obwohl man über Mindestlöhne vielen Menschen am effektivsten helfen kann.

Wie dem auch sei, so geht es auf Dauer nicht weiter. Die Uhr tickt.

Clemens Schmale

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1 Kommentar

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  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    Ach Herr Schmale, haben Sie schon mal den Armutsbericht heute der BRD gesehen? Selbst den ach so regierungstreuen Tagesthemen war dies einen scharfen Kommentar wert! "Glaubt man den Worten der Regierung geht es uns heute so gut wie nie zuvor.....". Zumindest 10% geht es besser als nie zuvor, jenen, die schon vorher viel hatten und durch den Aktienboom und Immobilien ihre Vermögen vervielfachen konnten. Ein immer größerer Teil aber wird abgehängt, wendet bald 50% des Einkommens nur für die Miete auf. Das sehen natürlich jene nicht, die im Dienstwagen chauffiert werden oder wer wie Herr Martin Schulz Netto Einkommen von 250.000 im Jahr haben.
    Aber solange der Protest nur in den Kommentarspalten statt findet und nicht auf der Strasse wird sich daran nicht ändern.

    21:53 Uhr, 24.03. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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