Kommentar
11:09 Uhr, 31.08.2018

Erneute Zinswende in den USA schon 2020?

Die US-Notenbank fantasiert weiterhin von einer vollkommenen Normalisierung der Geldpolitik. Anleger haben eine ganz andere Fantasie: die erste Zinssenkung.

Kurzfristig sind sich Anleger und Notenbank einig. Im September soll die nächste Zinserhöhung stattfinden. Was danach geschehen soll, sorgt für Kontroverse. Die Notenbank sagt weitere Zinserhöhungen voraus. Bis Ende nächsten Jahres soll der Zinssatz auf knapp 3 % steigen. Nach 4 Zinsschritten in diesem Jahr soll es im kommenden Jahr noch einmal zwei Zinsschritte geben.

Das glaubt der Markt der Notenbank nicht. Bis Ende 2019 soll der Zinssatz auf nicht einmal 2,7 % steigen. Das entspricht zwei Zinsschritten weniger als von der Fed vorhergesagt. Wirklich interessant wird es aber im Jahr 2020. Die Notenbank sieht weitere Zinsschritte. Der Markt geht von der ersten Zinssenkung aus (Grafik 1).

Markt und Notenbank haben seit Jahren unterschiedliche Meinungen. Marktteilnehmer haben der Fed das Tempo der Zinswende noch nie abgekauft. Bisher hatte der Markt Recht. Es ist natürlich nicht gesichert, dass das auch so bleiben wird.

Die Meinungen gingen immer schon auseinander. Immerhin aber sahen sowohl der Markt als auch die Fed Zinserhöhungen vor. Lediglich beim Tempo stimmten die beiden nicht überein. Jetzt gibt es erstmals eine ganz andere Differenz. Erstmalig sieht der Markt wieder sinkende Zinsen, während die Fed noch steigende Zinsen erwartet.

Persönlich halte ich es für plausibel, dass die Zinsen ab 2020 wieder sinken. Das hat vor allem einen Grund: die Konjunktur. Aktuell brummt sie. Das liegt meiner Meinung nach an Sondereffekten. Die US-Regierung hat ein 300 Mrd. Konjunkturprogramm aufgelegt und die Steuern gesenkt. Das gibt kurzfristig einen Schub. 2020 läuft dieser Schub nicht nur aus, sondern wird zum Belastungsfaktor. Die Fiskalpolitik wird ab 2020 das Wachstum dämpfen und nicht mehr anschieben.

Im Hintergrund trübt sich die Lage derweil weiter ein. Der Einkaufsmanagerindex bildet seit einem Jahr ein Top aus (Grafik 2). Das fällt nicht zufällig mit einer Eintrübung der Finanzmarktlage zusammen. Der Financial Stress Index zeigt zuverlässig an, wohin die Reise mit der Wirtschaft geht.

Divergieren Einkaufsmanagerindex und Stress Index, ist im Zweifelsfall der Stress Index relevanter. So trübte sich die Stimmung bei den Einkaufsmanagern 1995 auf ein Rezessionsniveau ein. Eine Rezession gab es aber nie. Der Stress Index hingegen zeigte keine Rezession an.

Man kann es nur immer wieder wiederholen. Die aktuelle Lage sieht nicht schlecht aus. Das liegt aber an der vorübergehenden Politik der US-Regierung. Dahinter steckt wenig Substanz. Das Fundament des Aufschwungs bröckelt. Ohne die Maßnahmen der Regierung würden wir vermutlich bereits in einem Abschwung stecken.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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