Nachricht
14:38 Uhr, 20.07.2012

Erneuerbare Energien: Kartellamtspräsident will neues Fördermodell

Frankfurt (BoerseGo.de) - Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, hat sich für ein runderneuertes Fördermodell für Erneuerbare Energien ausgesprochen. Bleibe es beim geltenden Fördermodell, werde man die stromintensive Industrie vertreiben und den bestehenden Kraftwerkspark partiell in Investitionsruinen verwandeln, schrieb Mundt in einem Gastbeitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" von Freitag. Die Ziele der „Energiewende 2011“ seien klar vorgegeben. Die Stromerzeugung aus Kernkraft solle auslaufen und erneuerbare Energien sich zu einem zunehmend stärkeren Pfeiler der Stromversorgung entwickeln, so Mundt. Nur Mittel und Wege seien noch anzupassen.

Seiner Meinung nach folgt die derzeitige Förderungssystematik zu sehr dem Modell einer Anschubfinanzierung für eine im Entstehen begriffene Industrie. „Eine Fortsetzung dieses Förderregimes droht die Haushaltskunden finanziell zu überfordern, die stromintensive Industrie zu vertreiben und den bestehenden konventionellen Kraftwerkspark partiell in Investitionsruinen zu verwandeln", führt Mundt aus. Bereits 20 Prozent des Stroms in Deutschland seien somit im vergangenen Jahr außerhalb jeglicher Marktmechanismen produziert und vertrieben worden. Als Folge gebe der Strompreis an der Börse immer besser Auskunft über die aktuellen Wetterverhältnisse, als die tatsächlichen Knappheitssignale des Marktes widerzuspiegeln. „Zudem explodieren aufgrund der Fehlanreize die Kosten“.

Mundt schlägt als Lösung ein Quotenmodell vor, bei dem die Stromversorger verpflichtet werden, einen bestimmten Anteil des gelieferten Stroms aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Dies sei am ehesten geeignet, die Ausbauziele effizient und kostengünstig zu erreichen.

Da ein großer Teil des Stroms aus erneuerbaren Energien nur zur Verfügung steht, wenn der Wind weht und die Sonne scheint, gewinnt laut dem Kartellamtspräsidenten die Frage an Bedeutung, wie die Versorgungssicherheit gewährleistet werden könne. Seiner Meinung nach könnte die Einführung so genannter "Kapazitätsmärkte" eine Lösung sein. Das sind Mechanismen, bei denen Kraftwerksbetreiber nicht erst für die Lieferung von Strom, sondern schon für das Bereithalten von Kraftwerkskapazitäten und gesicherter, schnell abrufbarer Leistung entlohnt werden. Eine Kapazitätslücke müsse auf jeden Fall vermieden werden.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten