Nachricht
18:41 Uhr, 13.03.2012

Ermüdungseffekt in der Causa "Griechenland"

Wien (BoerseGo.de) - Die Aktienmärkte der Schwellenländer setzten ihren kräftigen Kursanstieg fort – die Dynamik der Aufwärtsbewegung hat nach den sehr starken Gewinnen im Vormonat jedoch etwas nachgelassen. In ihrem aktuellen Marktkommentar schauen die Experten von Raiffeisen Capital Management auf die derzeitige Lage auf den Märkten die Entwicklung beim Ölpreis.

Laut den Experten scheinen viele Marktteilnehmer die täglich wechselnden Spekulationen und Gerüchte rund um die Causa Hellas immer weniger zur Kenntnis zu nehmen. Der EZB scheine es gelungen zu sein, mit ihren Maßnahmen die im ersten Quartal anstehenden umfangreichen Auktionen italienischer und spanischer Staatsanleihen stark zu unterstützen. Diese hingen noch vor wenigen Wochen wie ein Damoklesschwert über den Märkten, verliefen dank der sehr üppigen EZB-Liquiditätsspritze aber relativ erfolgreich.

Der von 25 EU-Staaten vereinbarte neue Stabilitätspakt sei bislang indes nicht mehr als eine Absichtserklärung – was er in der Praxis zu bewirken vermag, müsse sich erst noch zeigen. Abzuwarten bleibe auch, ob die Maßnahmen der EZB in Bezug auf Griechenland langfristig nicht stark kontraproduktiv wirken. Immerhin habe die EZB ihre Bestände an Griechenland faktisch zu bevorzugten Konditionen vor allen anderen Gläubigern in neue griechische Staatsanleihen getauscht. De facto seien alle anderen Gläubiger damit nachträglich einseitig schlechter gestellt und auf diese Weise ein Präzedenzfall geschaffen, der die europäischen Staatsanleihemärkte langfristig noch erheblich belasten könnte, so die Einschätzung der Raiffeisen Capital Management-Ökonomen.

Der Ölpreis setze unterdessen seinen Anstieg fort – für einige Schwellenländer, wie etwa Russland oder Brasilien ein „Segen“ – für die meisten anderen jedoch tendenziell ein Belastungsfaktor. Getrieben werde er sowohl von der lockeren Geldpolitik in den USA, der EU und Japan als auch von den ständig wachsenden Spannungen zwischen dem Iran einerseits und Israel und seinen westlichen Verbündeten andererseits. Nach wie vor gingen die meisten Marktteilnehmer wohl davon aus, dass es zumindest bis zu den Präsidentschaftswahlen in den USA keine militärische Eskalation geben werde. Die Situation um den Iran bleib ein den kommenden Monaten gleichwohl ein potenzieller Risikofaktor für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte.

Konjunkturseitig deuteten in den meisten Schwellenländern weiterhin vieles auf eine zumindest vorübergehende Stabilisierung oder gar wieder eine leichte Wachstumsbeschleunigung hin, während die Inflationsraten fast überall weiter zurückgehen. „Sollte der Ölpreis weiter steigen, könnten von Seiten der Inflation allerdings wieder neue Risiken drohen. Das würde es den Notenbanken der Schwellenländer erschweren, ihre Geldpolitik weiter zu lockern“, heißt es resümierend.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten