Kommentar
12:45 Uhr, 26.04.2019

UBER geht an die Börse: Wie viel ist die Aktie wert? Update

Uber geht an die Börse und soll mit über 100 Mrd. bewertet werden. Was aber ist das Unternehmen tatsächlich wert?

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  • Lyft Inc.
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***Update: Beim IPO werden 180 Mio. Aktien angeboten, Preisspanne 44-50 USD pro Aktie, Erlös bis zu 9 Mrd. USD

Uber ist ein noch relativ junges Unternehmen und dazu in einer Branche, die es praktisch selbst erfunden hat. Eine Bewertung auf Basis der kurzen Historie ist da schwierig. Nichtsdestotrotz gibt es diese Historie. Uber machte 2018 über 11 Mrd. Umsatz. Das waren 42 % mehr als noch ein Jahr zuvor.

Das ist eine großartige Wachstumsrate und dafür kann man als Investor auch Geld in die Hand nehmen. Gewinn macht Uber allerdings nicht. Die Kosten stiegen 2018 auf über 14 Mrd. Dollar. Der Verlust lag daher unterm Strich bei fast 4 Mrd. Dollar (Grafik 1).


Rein formal konnte Uber 2018 einen Gewinn ausweisen, weil es Beteiligungen verkaufte. Diese Sondererträge haben allerdings wenig mit dem operativen Geschäft zu tun und das operative Geschäft ist am Ende das, was den Wert langfristig bestimmen wird.

Uber ist stark defizitär. Trotzdem trauen Anleger dem Unternehmen einen Börsenwert von über 100 Mrd. Dollar zu. Das ist nicht etwa Wahnsinn. Dahinter steckt eine Wette. Geht die Wette auf, kann Uber in 15 bis 20 Jahren eines der wertvollsten Unternehmen, wenn nicht sogar das wertvollste Unternehmen der Welt werden. Geht die Wett schief, droht ein Totalverlust.

Zunächst zum Positiven: Uber hat mehrere Geschäftsbereiche. Dazu gehört Ridesharing, also der Taxidienst. Allein im letzten Quartal 2018 summierten sich die vermittelten Fahrten auf 11,5 Mrd. Dollar. Das ist der Bruttoumsatz und das, was der Kunde für die Fahrt zahlt. Uber behält davon aktuell ca. 20 %. Der Nettoumsatz lag also bei 2,3 Mrd. Das ist das, was Uber tatsächlich selbst an den Fahrten verdient.

Ridesharing wächst global rasant. Es ist aber nicht der einzige Wachstumstreiber. Neben Ridesharing gibt es auch Uber Eats. Hier geht es um die Essenslieferung von Restaurants nach Hause. Der Bruttoumsatz lag hier im vierten Quartal 2018 bei 2,5 Mrd. Dollar. Netto behielt Uber davon 165 Mio.

Der dritte und derzeit am stärksten wachsende Bereich ist Uber Freight. Hier übernimmt Uber die Rolle eines Brokers für Unternehmen, die Waren transportieren wollen und Unternehmen, die Transport anbieten. Hier lag der Umsatz im letzten Quartal bei gut 100 Mio. Das Segment wächst allerdings rasant und wird bald schon einen nennenswerten Beitrag zum Unternehmenserfolg beitragen.

Uber wird in allen Bereichen weiter wachsen und investieren. Die Story ist damit aber noch lange nicht am Ende. Uber will in alle Bereiche der Mobilität. Dazu gehören auch Fahrräder und Elektroscooter wie sie in vielen Städten bereits angeboten werden (Limebike, Mobike, ofo usw.).


Vieles scheint auf die private Mobilität ausgelegt zu sein. Uber will aber auch Unternehmensgeschäft erreichen. Anstelle von Geschäftsleuten, die ein Taxi rufen, verwenden sie die Uber-App. Die Fahrt wird direkt vom Firmenkonto bezahlt. Das ist ein großer Markt und kann sehr viel Geld einbringen. Die Abrechnung wird einfacher und Geschäftsreisende haben überall auf der Welt das gleiche Erlebnis. Und so geht es immer weiter. Auf dem Plan steht auch Uber Health – Transporte für Kranke.

Uber baut ein globales Mobilitätsnetzwerk. Dabei besitzt es selbst keines der Assets. Uber ist einfach nur ein Broker, ein Vermittler, der Angebot und Nachfrage zusammenbringt. Der globale Markt ist Billionen wert. Daher fällt es auch nicht schwer, sich eine Marktkapitalisierung von 100 Mrd. für Uber vorzustellen.

So einfach ist es in der Praxis natürlich nicht. Aktuell bringt das Geschäft Verluste, weil Uber überhaupt erst das Netzwerk ausbauen muss. Dazu gehört auch, dass es Fahrern hohe Prämien zahlt, um sie anzulocken. Dabei tritt Uber gegen Konkurrenten wie Lyft an. Ein Ende der Preisschlacht ist vorerst nicht in Sicht. Die Konkurrenz könnte sogar noch zunehmen.

Lyft Inc.
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Autohersteller drängen mehr und mehr in den Bereich. Dies wird mit einer Zunahme autonomen Fahrens noch akuter. Je autonomer das Fahren wird, desto größer werden Ubers Probleme. Uber arbeitet dabei selbst an autonomen Fahren. Das tut es aus reiner Notwendigkeit. Kann es bei der Technologie punkten, kann es mit Herstellern kooperieren. Diese würden dann Ubers Technologie nutzen und Ridesharing über Uber anbieten.

Gelingt Uber keine Technologieführerschaft, wird es einfach von Autoherstellern und Konkurrenten wie Waymo (Alphabet) oder Apple überrollt. Ubers oberstes Ziel ist es, möglichst schnell ein globales Netzwerk aufzubauen, sodass niemand mehr daran vorbei kommt. Es will de facto eine Art Monopol errichten. Das kostet.

Die Kosten zeigen nicht nur die Verluste. Die Bruttoumsätze steigen zwar, doch netto verdiente Uber Ende 2018 erstmals weniger (Grafik 2). Der Nettoumsatz aus dem Ridesharing Segment sank erstmals. Uber Eats schrumpfte das zweite Quartal in Folge. Nur Uber Freight konnte wachsen. Dort konkurriert es allerdings mit DHL und XPO Logistics. Ob sich Uber da langfristig durchsetzen kann bleibt abzuwarten.

Das, was vom Bruttoumsatz bleibt, schrumpft. Beim Ridesharing schrumpfte die Marge um 10 %, bei Uber Eats gleich um ein knappes Drittel. Es ist eine Preisschlacht sondergleichen. Uber wird daher so schnell keinen Gewinn schreiben.

Es steht in Konkurrenz zu Autoherstellern, Alphabet, Amazon, Delivery Hero, Lyft, Grubhub, Deliveroo, DHL, Apple usw. Sich hier überall durchzusetzen und nicht überrannt zu werden, ist schwierig. Gelingt das, wird Uber wohl einmal das wertvollste Unternehmen der Welt. Geht die Wette schief, bleibt am Ende außer hohen Verlusten wenig.

Clemens Schmale

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  • wolp
    wolp

    Da sind wir dabei. Das wird prima!

    12:03 Uhr, 27.04. 2019
  • Chamäleon
    Chamäleon

    Uber dürfte es mindestens Wert sein das man sie shorten kann...😀😎

    13:04 Uhr, 26.04. 2019
  • K4sti
    K4sti

    Alphabet, Amazon zeigen, dass eine Plattformlösung zum Erfolg führt. Vielleicht kann Uber auch durch den Börsengang (bzw. Kapitalerhöhungen) Konkurrenten aufkaufen. Trotzdem lasse ich die Finger von dem Titel.

    16:35 Uhr, 23.04. 2019
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Ich frag Roger :-)

    12:06 Uhr, 23.04. 2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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