Kommentar
11:40 Uhr, 27.01.2011

Bei E.ON stehen alle Schlange

Milliardäre haben es mitunter schwer. Denn was tun, wenn man einfach nicht genau weiß, was man mit seinem vielen Geld alles anfangen soll? Jesús Gil y Gil, bereits verstorbener spanischer Baulöwe und Ex-Präsident von Atletico Madrid hatte einst so ein Problem, das er angeblich damit löste, dass er einen ausrangierten Flugzeugträger erwarb, weil er bis dahin noch keinen besaß. Etwas ähnlich mutet derzeit aber nur auf dem ersten Blick das Ansinnen des Hongkonger Multimilliardärs Li Ka-Shing an, dem Versorger E.ON deren britisches Stromnetz abkaufen zu wollen, wie nach Angaben von „Verivox.de" die „Sunday Times" kürzlich berichtete. So soll für das immerhin zweitgrößte Netz in Großbritannien über die beiden Investmentfirmen Lis Heung Kong Infrastructure (CKI) und Hongkong Electric ein Angebot von 3,5 Mrd. britischen Pfund oder umgerechnet etwa 4,1 Mrd. Euro im Raum stehen. Allerdings hatte sich das besonders auf regulierte Geschäfte ausgerichtete Konsortium schon zuvor das größere britische Stromnetz der französischen Electricité de France (EdF) für 5,8 Mrd. Pfund gesichert. Zwar war der Versorger, der laut „Verivox.de" bis 2013 rund 15 Mrd. Euro durch Verkäufe einnehmen möchte, um die Expansion seines Kraftwerksgeschäfts voranzutreiben, bez. des möglichen Deals bislang zu keiner Stellungnahme bereit, jedoch habe der Düsseldorfer Energiekonzern nach Angaben von „Dow Jones Newswires" mit dem Hinweis auf vertraute Kreise bereits JP Morgan als Exklusivberater für M&A-Aktionen mit ins Boot genommen. Aber selbst wenn es zwischen beiden Parteien zu einer Einigung kommen sollte, könnten dabei noch Schwierigkeiten entstehen. So hat die britische Energiemarktaufsicht Office of Fair Trading (Ofgem) bereits Bedenken im Hinblick auf die Gefahr der Verringerung des Wettbewerbs angemeldet und versichert, diese auch im Falle eines offiziellen Angebots an die Wettbewerbskommission weiterzuleiten.

Die angebliche Offerte des Hongkonger Milliardärs für das britische Stromnetz von E.ON wurde in den Ratings der Analysten von Equinet und Cheuvreux bereits mehr oder weniger eskomptiert. Michael Schäfer von Equinet hält sogar einen höheren Preis für möglich, da die Bieter anscheinend Schlange stehen würden. Seine Einschätzung für den DAX-Wert deshalb auch weiterhin „Accumulate" mit einem Kursziel von 27 Euro. Dagegen bleibt Sebastian Kauffmann von Cheuvreux bei seiner „Underperform"-Einschätzung und einer Zielmarke von 25 Euro. Schon im Vorfeld der Angebots-Meldung hatte die WestLB den Titel von „Neutral" auf „Add" hochgestuft und ein angepeiltes Kurniveau von 27,50 Euro genannt, da die positive Konjunkturentwicklung in Deutschland für eine steigende Stromnachfrage spreche. Wegen der politischen Unsicherheit in Sachen Kernkraft sei dabei ein 10-prozentiger Abschlag bereits berücksichtigt. Für Barclays Capital Analyst Peter Bisztyga ist die in den vergangenen beiden Jahren unterbewertete weil ungeliebte E.ON-Aktie sogar der „Top Pick" im Versorgersektor. Seine Einstufung deshalb „Overweight" mit einem Kursziel von jetzt sogar 27 Euro. Genau diese Einschätzung scheint nach den relativ starken Zugewinnen im neuen Jahr momentan auch die Börse zu vertreten, wobei der von vielen Experten erwartete Branchenwechsel hin zu den Verliereraktien des Vorjahrs zumindest derzeit durchaus erkennbar ist.

Allerdings dürften auch bei E.ON die Bäume nicht gleich in den Himmel wachsen, weshalb sich eine CLASSIC-Aktienanleihe von Macquarie Oppenheim durchaus anbieten könnte. Der Basispreis bietet mit 24 Euro dabei bereits einen Puffer von fast fünf Prozent nach unten. Sollte die Aktie am Laufzeitende im Oktober dieses Jahres diese Marke nicht unterschreiten, würde in jedem Fall der vollständige Nennbetrag zurückerstattet. Dazu kommt eine Maximalrendite von aktuell 7,54 Prozent bzw. 10,09 Prozent p.a. Eine Aktienandienung würde nur dann erfolgen, wenn DAX-Wert bei Fälligkeit unter dem Basispreis notieren würde.

11,00 % p.a. E.ON CLASSIC-Aktienanleihe

Emittent/WKN:

Macquarie Oppenheim / MQ2WYX

Laufzeit:

28.10.2011

Preis: (25.01.2011)

Geld / Brief: 100,51 % / 100,71 %

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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