Ende des Bullenmarktes für Anleihen naht
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Frankfurt/Zürich/Wien (BoerseGo.de) - Staatsanleihen bilden traditionell den Kern institutioneller Portfolios – abgerundet von (risikoreicheren) Aktienpositionen im Rahmen der strategischen und taktischen Asset-Allokation. Retail-Investoren gehen ihre Portfolios dagegen oftmals von der anderen Seite an: Aktien im Kern und Staatsanleihen zur Ergänzung, falls die Aktienmärkte negativ tendieren. Im Ergebnis haben diese traditionellen Herangehensweisen an die Asset-Allokation zu Portfolios geführt, in denen Aktien und "sichere" Werte hohe Gewichtungen aufweisen. Doch mit Renditen deutscher Bundesanleihen auf Rekordtief und der Aussicht auf rückläufige und dabei volatilere Aktienerträge (infolge der schwächelnden Weltwirtschaft) sollten Anleger ihre Allokationen überdenken, meint Hans Stoter, Investmentspezialist und Portfolio Manager bei ING Investment Management (ING IM), in seiner aktuellen Kolumne.
Die Gewichtung von Rentenwerten orientiert sich im Allgemeinen an aggregierten Indizes, die die verschiedenen Unterformen festverzinslicher Werte – wie Staats- oder Unternehmensanleihen – nach Marktkapitalisierung gewichten. Im Ergebnis kommt es zu einer hohen Allokation von Papieren, die eine hohe Gewichtung in der Benchmark aufweisen (wie Staatsanleihen), während jene Festverzinslichen, die in den aggregierten Indizes nicht vertreten sind (zum Beispiel High-Yield-Unternehmensanleihen und EM-Schuldtitel), wenn überhaupt nur sehr gering gewichtet werden. Wann immer Investoren ihr Portfoliorisiko senken möchten, sind es eben diese letztgenannten Werte, die zuerst abgestoßen werden.
Der Aufbau von Positionen in Staatsanleihen mag laut Stoter im Hinblick auf das Kreditrisiko immer noch als risikofreie Option gelten – allerdings mit der Aussicht auf immer niedrigere Erträge und sogar der Gefahr negativer Renditen, wenn die Zinsen erst einmal wieder steigen. Damit haben Staatsanleihen aus Sicht der Asset-Allokation allerhand an Attraktivität eingebüßt. Im Gegensatz zur ausschließlichen Allokation in Fixed Income werden Aktienpositionen mit dem Ziel höherer Renditen aufgebaut. Dabei wird die höhere Volatilität dieser Anlageform im Vergleich zu Fixed Income solange als selbstverständlich hingenommen, wie die Erträge dieses zusätzliche Risiko ausgleichen.
Stoter führt als Fazit aus: Die Anlegerschaft wird sich dieser Realität aus niedrigen risikofreien Renditen, zunehmender Ungewissheit und volatiler Aktienerträge insofern anpassen, als dass man bei der Portfolio-Allokation von einer "Barbell"-Struktur (starke Gewichtungen an den beiden Enden des Risikospektrums: Bundesanleihen und risikoreiche Aktien) zu einer Konzentration auf den mittleren Bereich übergeht (mit Schwerpunkt auf gering volatile Ertragstitel). Den Kern eines solchen Portfolios bilden Rententitel mit Risikoaufschlag, wie Hochzinsanleihen, IG-Unternehmensanleihen, Covered Bonds, Staats- und Unternehmensanleihen von den Emerging Markets, Asset Backed Securities und Mortgage Backed Securities. Alle Werte, die einen deutlichen Spread-Pickup gegenüber Bundesanleihen bieten, eignen sich für diese Allokationsstrategie. Die Strukturierung der entsprechenden Portfolios erfolgt auf Basis dieser Art von Fixed-Income-Titeln. Anleger, die sich um steigende Zinsen oder Inflationsraten sorgen, können dieses Risiko mithilfe von Derivaten mindern.
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