Fundamentale Nachricht
10:57 Uhr, 18.04.2019

Ende der Fahnenstange

Der schweizerische Asset Manager Unigestion hört beim US-Aktienmarkt jetzt die Alarmglocken läuten. Die Bewertungen seien derzeit ähnlich beängstigend wie die Höhe der Unternehmensschulden.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.903,19 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Genf (GodmodeTrader.de) - Obwohl sich die US-Notenbank derzeit eher zurückhaltend anhört, nähern wir uns dem Ende des Konjunkturzyklus. Das führt nicht nur zu einer Korrektur des Gewinnwachstums, sondern bringt auch den immens hohen Fremdkapitalanteil, der den US-Markt prägt, ans Licht. Vor diesem Hintergrund ist es hier wohl an der Zeit, dass Anleger sich nun auf Qualitätstitel konzentrieren, wie die Finanzexperten des schweizerischen Asset Manager Unigestion in einem aktuellen Marktkommentar schreiben.

Der S&P 500-Index habe seit der weltweiten Finanzkrise eine sehr starke Performance gezeigt: In den letzten zehn Jahren habe er eine Rendite von fast 14 Prozent pro Jahr erzielt. Auch jetzt liege die jährliche Performance des S&P 500-Index wieder bei Extremwerten um die 14 Prozent, heißt es weiter.

„Ein sicheres Zeichen, dass der Aufschwung vorbei ist? Auf jeden Fall ein Hinweis darauf, wie lang - und stark - der Zyklus bisher war. Während die Unternehmensmargen durch das niedrigere Zinsumfeld und die jüngsten fiskalpolitischen Stimulierungsmaßnahmen gestützt wurden, hat die Verschuldung, insbesondere im US-amerikanischen Small- und Mid-Cap-Universum, ein außergewöhnliches Niveau erreicht“, so die Unigestion-Experten.

Diese Kennzahlen ließen deutlich die Alarmglocken läuten zur Nachhaltigkeit der Stärke des US-Aktienmarktes. Die Erosion der Margen in Kombination mit der starken Hebelwirkung könnte zu Rückzahlungsproblemen führen und schlimmstenfalls Zahlungsausfälle und Insolvenzen auslösen. Eine andere Möglichkeit, die Situation in Bezug auf die Verschuldung zu betrachten, sei ein Blick auf die ausstehenden Unternehmensschulden als Prozentsatz des BIP, der ein besorgniserregendes Niveau von über 45 Prozent erreicht habe, heißt es weiter.

„Anleger müssen also vorsichtig sein, wenn es um die explodierenden US-Unternehmensschulden geht und Qualitätsunternehmen anvisieren, die sich durch starke Bilanzen auszeichnen“, so die Unigestion-Experten.

Die Märkte hätten vielleicht vergessen, dass es riskant sei, Finanzprodukte oder einzelne Unternehmen in Betracht zu ziehen, ohne einen klaren Blick auf die inneren Werte zu haben und die zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen. Während der Subprime-Krise beispielsweise hätten viele hypothekenbesicherte Wertpapiere auch Kredite mit eingebetteten Risiken enthalten, die Ratings oder Marktwerte nicht erfasst hätten. Die Anleger hätten sich häufig auf die Bewertung konzentriert, die Ergebnisse und die Gewinn- und Verlustrechnung, anstatt den Gesamtausblick des Unternehmens zu berücksichtigen, einschließlich Rentabilität, Rückzahlungsfähigkeit usw. Es könnten jedoch Ereignisse eintreten, die zu Dividendenkürzungen führten, was die Anleger dann schmerzhaft an die Hierarchie der Zahlungen erinnere, wenn Probleme aufträten, heißt es weiter.

„Solchen Dividendenkürzungen sind eher selten, da sie ein sehr negatives Signal an die Anleger senden. Sie sind auch nicht immer ein Hinweis auf eine sofortige Insolvenz, signalisieren aber aber häufig die sofortige Notwendigkeit von Bargeld, um Schuldenzahlungen zu leisten. Doch viele Unternehmensanleihen werden in den nächsten fünf Jahren fällig. Und hohe Schuldenberge, die zu einem Zeitpunkt fällig sind, zu dem die Gewinnmargen wahrscheinlich schrumpfen werden, sind ein erhebliches Risiko. Wir bei Unigestion glauben, dass diese Rückzahlungen erhebliche Auswirkungen haben werden. Und die daraus resultierende Erosion der Gewinnmargen wird viele Unternehmen dazu zwingen, ihre Dividendenpolitik zu überprüfen oder sie werden im schlimmsten Fall ihre Anleihen bei Fälligkeit nicht zurückzahlen können, was zu einer Herabstufung ihrer Ratings führt“, so die Unigestion-Experten.

Das aktuelle Risiko von Unternehmensausfällen werde häufig an der Ausfallrate für High-Yield-Anleihen gemessen, die mit Verzögerung mit der Unternehmensverschuldung korreliert sei. Es gebe jedoch eine Reihe von Gründen, warum sich die Gefahren nicht nur auf das High-Yield-Universum erstrecken dürften und die Anleger entsprechend vorsichtig sein müssten:

Erstens hätten Ratings ihre Grenzen, wie die Vergangenheit aufgezeigt habe. Zweitens sei es wahrscheinlich, dass selbst Investment-Grade-Unternehmen direkt in Zahlungsverzug gerieten. Drittens hätten Unternehmen mit BBB-Rating, die Gefahr liefen, in den High-Yield-Bereich abzurutschen, womöglich Probleme, ihre Verpflichtungen während des nächsten wirtschaftlichen Abschwungs zu erfüllen und ihre Aktienkurse würden leiden, insbesondere wenn ihre Bonität herabgestuft werde. Dieser letzte Punkt sei angesichts der Tatsache, dass der Anteil der mit BBB bewerteten Unternehmen seit der Finanzkrise deutlich gestiegen sei, ein ganz erhebliches Problem, heißt es weiter.

„Wir glauben, es ist an der Zeit, dass Aktieninvestoren sicherstellen, dass sie in qualitativ hochwertige Aktien investieren, die in schwierigen Märkten Kapitalschutz bieten. Wie wir vor einem Jahr in unserem Artikel ‚A New Volatility Regime‘ erläutert haben, sollte jede defensive Allokation zu einem vernünftigen Hebel erfolgen, aber auch Qualität sollte zu einem vernünftigen Preis kommen“, so die Unigestion-Experten.

Es sei wichtig zu bedenken, dass das derzeitige Niveau der ausstehenden Unternehmensschuldenstark erhöht sei und sich dementsprechend zu positionieren. Da der US-Markt sehr teuer erscheine, müssten Anleger eher früher als später handeln. Tatsächlich könnte man argumentieren, dass die Bewertungen genauso beängstigend seien wie die Höhe der Unternehmensschulden, heißt es weiter.

„Die beeindruckende Rallye des US-Marktes könnte sehr bald zu Ende gehen, ausgelöst durch die unkontrollierbaren Schulden der Unternehmen. Jeder Investor, der über eine mögliche Marktkorrektur besorgt ist, sollte jetzt das Risiko minimieren. Qualitätsunternehmen mit starken Bilanzen und attraktiven Bewertungen könnten die letzten sein, die noch stehen, wenn die Marktkorrektur einsetzt“, so die Unigestion-Experten.

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6 Kommentare

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  • benz49
    benz49

    Ende der Fahnenstange? In Ihrem Beitrag am gleichen Tag zum Thema Gold fällt auf 2019er Tief heißt es: "Die jüngst veröffentlichten Wirtschaftsdaten stimmen optimistisch bezüglich der weiteren weltwirtschaftlichen Aussichten. Insbesondere die letzten Zahlen aus China deuten darauf hin, dass sich die Aussichten für das Wirtschaftswachstum verbessert haben"

    09:36 Uhr, 19.04. 2019
  • grinder1337
    grinder1337

    mein (bescheidenes) währungsvermögen habe ich schon in aktien und edelmetalle angelegt. unabhängig von der schuldfrage (die eindeutig viele akteure und entscheidungen beinhaltet, gerade seit 1971). aber für die zeit nach bzw- während der krise sollte man die schuldigen und deren system durchaus im kopf haben. sonst ändert sich nichts. das wäre fatal

    13:47 Uhr, 18.04. 2019
  • grinder1337
    grinder1337

    die privaten aktionäre/besitzer des FEDsystems (quasi verbrecher, private banken) haben doch nur ihr eigenes falschgeld im kopf. die sind nicht besser als die verbrecher der EZB. und andere mittel als eine komplette entwertung der währung können sie auch hervorzaubern. insofern wird auch die von der FED aufgeblasene illusion in einem lauten knall platzen. max. 1-2 zinssenkungen bleiben noch. das war dann aber auch. damit wäre das FEDsystem dann auch endlich geschichte :)

    12:08 Uhr, 18.04. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • hochdietassen
    hochdietassen

    Don`t fight the FED, schon vergessen? Die Schweizer müssen aber vom SMI ablenken, der ordentlich zurückfallen könnte. Dow Jones: Kursziel 30000 - oder glaubt jemand Meister Tiedje würde sich irren ?

    11:24 Uhr, 18.04. 2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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