Kommentar
14:00 Uhr, 13.07.2018

Emerging Markets korrigieren stark: Kaufchance oder Bärenmarkt?

Wer die Lage am heimischen Aktienmarkt schwierig findet, hat die Indizes der Emerging Markets noch nicht gesehen und diese sind für gewöhnlich ein Vorbote...

Ziemlich unbemerkt befinden sich viele Emerging Markts (EM) in sehr schwierigem Fahrwasser. Viele Märkte befinden sich bereits in Bärenmarkt-Territorium. Aktien in Argentinien haben in der Spitze fast 30 % verloren (Grafik 1). So manch anderer Markt steht dem in nichts nach.

Es gibt einige Analysten, die das für maßlos übertrieben halten. So ganz unsinnig sind die Bewegungen am Aktienmarkt aber nicht. In Brasilien brach die Industrieproduktion zuletzt stark ein (Grafik 2). Das lag sicherlich auch am großangelegten Streik wegen höher Treibstoffkosten. Es zeigt aber auch ein Szenario auf, welches viele nicht auf dem Radar haben.

Viele EM sind von Rohstoffexporten abhängig. Als die Rohstoffpreise in den Jahren 2014 bis Anfang 2016 stark fielen, kam es zu einer regelrechten Kapitalflucht. Währungen werteten teils 50 % ab. Die Investitionen brachen ein und die Wirtschaft schrumpfte. So erging es etwa Brasilien.

Nun sind die Rohstoffpreise wieder gestiegen. Das hat auch zu einem Rebound in den meisten EM geführt. Doch trotz weiterhin solider Preise kommt es jetzt zu einem Abschwung. Brasilien und viele andere Länder sind gerade erst aus dem Tal gekrochen. Nun droht die Erholung im Keim zu ersticken. Das wäre – gelinde gesagt – eine Katastrophe.

Hohe Schuldenberge wurden aufgetürmt. Ein Teil davon ist in Fremdwährung (vor allem Dollar). Die Währungen werten rapide ab, sodass eine Rückzahlung der Schulden schwieriger wird. Gleichzeitig dreht das Wirtschaftswachstum trotz hoher Rohstoffpreise nach unten. Die Wirtschaften haben sich noch nicht vom letzten Abschwung erholt und schon droht die nächste Krise.

Schuld daran ist vor allem der Dollar. Wird der Dollar stärker, tendieren die Währungsreserven der EM tiefer (Grafik 3). Die Reserven sind von mehreren Faktoren abhängig, daher gibt es eine gewisse Volatilität gegenüber dem Dollar. Die jüngste Dollaraufwertung kommt aber zur Unzeit.


EM haben während der letzten kleinen Krise 2014-2016 fast 1,5 Billionen Dollar an Reserven verloren (Grafik 4). Die Erholung, die mit dem Rohstoffmarkt kam, polsterte die Reserven wieder um 400 Mrd. auf. Jetzt dreht der Trend schon wieder nach unten.

Kurz gesagt: die Situation ist brenzlig.

Ob aus dem Abwärtstrend eine große Krise wird, wird vom Dollar bestimmt. Wertet dieser weiter auf, kann man den einen oder anderen EM zusperren. Aber kommt es wirklich dazu?

Das weiß natürlich niemand. Die höheren Rohstoffpreise sollten aber einen gewissen Puffer bieten. Die Gefahr, dass der Trend weiter kippt, ist da. Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass es soweit kommt. Für risikofreudige Anleger haben wir hier eher eine Chance als eine große Katastrophe, die sich anbahnt.

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2 Kommentare

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  • Market Impact
    Market Impact

    lol, Handelsempfehlung 😂

    11:34 Uhr, 16.07.2018
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Die Rohstoffpreise werden wieder weiter fallen durch den starken Dollar in meinen Augen ! Dollar index auf dem Weg zur 109-20..Gold bald 900 Silber 12. E markets und China versenkt ! Raffen tut das nur momentan noch niemand ! Das wird ein gemetzel und Europa ist nicht fein raus!!! Just watch the show! Alles meine Meinung und keine Handelsempfehlung !

    14:11 Uhr, 13.07.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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