EM-Anleihen: Länder mit interessanten Perspektiven
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Zürich (GodmodeTrader.de) - Die Assetklasse Schwellenländer bietet derzeit diverse interessante Möglichkeiten auf der Anleiheseite. Zwar stehen makroökonomische Ereignisse im Zentrum unserer Überlegungen, doch auch die Länderanalyse bildet einen wesentlichen Bestandteil unseres Anlageprozesses. Hierbei zeigt sich: Häufig bieten gerade die am meisten gebeutelten Länder, wie aktuell beispielsweise Argentinien, die nächste Anlagechance, wie Paul McNamara, Investment Director für Schwellenländeranleihen bei GAM Investments, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Argentinien sei ein Land, das im Jahr 2018 mit ganz ähnlichen Zahlungsbilanzproblemen zu kämpfen hatte wie zuletzt die Türkei. Der Unterschied sei jedoch gewesen, dass weniger der Privatsektor als vielmehr die Regierung Kredite im Ausland aufgenommen habe. Es habe eine Neuausrichtung der Wirtschaft gegeben, die aber weniger stark ausgefallen sei, da Argentinien eine recht geschlossene Volkswirtschaft sei. Daher wäre eine größere Veränderung der Importe notwendig, um das Bruttoinlandsprodukt um ein oder zwei Prozent zu korrigieren, heißt es weiter.
„Unsere Einschätzung zu Argentinien ist zwar positiver als im vergangenen Jahr, doch die Präsidentschaftswahlen im kommenden Oktober sowie die stärkere Abhängigkeit von den globalen Rohstoffpreisen bereiten uns unverändert Sorgen. Bedenklich finden wir aber vor allem, dass der Markt illiquider ist als andere in dieser Anlageklasse. Positiv dagegen sind die realen Zinssätze, die bei einem Nominalzins von 50 % mittlerweile sehr hoch sind. Wir halten es für unwahrscheinlich, dass Argentinien sich wieder zu einer extrem lockeren Geldpolitik hinreißen lassen wird.“, so McNamara.
Brasilien biete ebenfalls eine interessante Story. Die Brasilianer beurteilten ihre Aussichten möglicherweise zum ersten Mal während seiner gesamten Laufbahn optimistischer als es die Ausländer täten. Von außen gesehen hätten viele Beobachter Vorbehalte gegen den neuen Präsidenten Bolsonaro, da diese Art von Populismus in anderen Ländern Schaden angerichtet habe. Brasilianische Anleger seien jedoch erheblich optimistischer, vor allem da die Pensions- und Sozialversicherungsreform eine hohe Priorität genieße, heißt es weiter.
„Der größte Schwachpunkt Brasiliens ist unseres Erachtens die signifikante Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP. Sie ist zwar ungefähr so hoch wie die Verschuldung Großbritanniens, doch die britische Regierung zahlt Realzinsen von nahezu Null, während die brasilianische etwa 5,5 Prozent aufwenden muss. Das heißt, dass Brasilien allmählich einen Primärüberschuss erzielen muss, damit die Schulden tragfähig werden. Deshalb werden die Pläne des neuen brasilianischen Finanzteams unter der Leitung von Paulo Guedes im Inland positiv gesehen, währenddessen sich die Finanzierung des brasilianischen Defizits bereits enorm verbessert hat und die Realzinsen gesunken sind“, so McNamara.
Russland sei nach wie vor ein Rätsel. Mit einer einstelligen Staatsverschuldung sei es eine der solidesten Volkswirtschaften der Welt und weise einen Leistungsbilanzüberschuss auf. Die Inflation sei gesunken, und das Land habe eine starke Zentralbank. Rein aus makroökonomischer Sicht erscheine Russland außerordentlich solide. Die größte Sorge sei jedoch die mögliche Verhängung von Sanktionen durch die USA, heißt es weiter.
„Deshalb erkennen wir immer noch eine gewisse Anfälligkeit. Bei Anlagen in Russland müssen vor allem die externen Entwicklungen beobachtet werden – im letzten Jahr kam es zu mehreren Abverkäufen nach negativen Meldungen zu Sanktionen. In diesem Jahr hat sich der russische Markt bisher gut entwickelt. Er kann sich jedoch in einer binären Situation befinden, wie sie nicht in vielen Ländern anzutreffen ist: Ob es sich um eine gute oder schlechte Anlage handelt, wird von exogenen Ereignissen bestimmt“, so McNamara.
In Mexiko seien die guten Nachrichten noch nicht eingepreist. Die größten Sorgen bereiteten im vergangenen Jahr zwei Akronyme: NAFTA und AMLO. NAFTA habe sich auf die Neuverhandlung des Freihandelsabkommens mit Nordamerika bezogen. AMLO sei das häufig verwendete Kürzel für den neuen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, der im letzten Jahr gewählt worden sei. Die Nachrichten zu den NAFTA-Neuverhandlungen seien wichtiger gewesen. Mexiko habe hohe Realzinsen und eine unterbewertete Währung. Auf der negativen Seite habe dies die Inflation in die Höhe getrieben, auf der positiven habe es zu einer stabilen Handelsbilanz geführt. Die Kombination aus günstigen Bewertungen und insgesamt guten Nachrichten lasse den Markt attraktiv erscheinen, heißt es weiter.
„In Mitteleuropa behalten wir die vier Länder Polen, Ungarn, die Tschechische Republik und Rumänien genau im Auge. Rumänien ist unseres Erachtens die schwächste Volkswirtschaft in der Vierergruppe. Über die Region hinweg befinden sich diese Länder jedoch alle an einem heiklen Punkt im Zyklus. Sie haben populistische Regierungen, die nicht gerade zur geldpolitischen Disziplin tendieren. Daher besteht unserer Meinung nach die Gefahr steigender Inflation und einer Abwertung der Währungen“, so McNamara.
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