Kommentar
13:43 Uhr, 01.06.2006

Einkaufsmanagerindex - Anstieg trotz schwächerer Auftragseingangskomponente

1. Der deutsche Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg im Mai unerwartet auf 58,5 Punkte (Reuters-Median: 57,8 Punkte, DekaBank: 57,7 Punkte). Während sich die Stimmung in Österreich, in den Niederlanden und Italien eintrübte, nahm sie in den übrigen Ländern zu, allen voran in Spanien. Damit hat sich auch der Einkaufsmanagerindex für Euroland weiter verbessert: Er stieg von 56,7 auf 57,0 Punkte an (Reuters-Median: 56,5 Punkte, DekaBank: 56,2 Punkte).

2. Der deutsche Einkaufsmanagerindex verbesserte sich trotz einer stark rückläufigen Komponente für die Auftragseingänge. Maßgeblich für den Anstieg des Gesamtindex war ein unerwartet starker Beitrag der Komponente der Lieferzeiten trotz deren nur unterdurchschnittlichen Gewichts im Gesamtindex. Offensichtlich kommt es bei den Zulieferern angesichts der derzeit guten konjunkturellen Entwicklung zu Lieferengpässen. Dementsprechend nahm die Beurteilung der Auftragsbestände leicht zu, und die Produktionskomponente ging nur unwesentlich zurück. Allerdings gab die etwas weiter in die Zukunft blickende Komponente der Auftragseingänge spürbar nach. Der Rückgang ist zu einem guten Teil auf schwächere Auslandsaufträge zurückzuführen. Diese Komponente, die nicht in den Gesamtindex eingeht, ging zum zweiten Mal in Folge zurück und verlor seit März 2,1 Punkte. Darin spiegelt sich die von uns erwartete Abkühlung der Weltwirtschaft wider: Nach einem sehr guten ersten Quartal 2006 schaltet die Weltkonjunktur einen Gang zurück. Auch wenn sie damit immer noch auf hohen Touren läuft, so nehmen die stützenden Impulse für die deutsche Konjunktur doch sukzessive ab. Die Beschäftigungskomponente legte im Vergleich zu den letzten Monaten nur unwesentlich zu, befindet sich aber auf dem höchsten Stand seit November 2000. Unerfreulich ist der Umfrage zufolge der jüngste starke Anstieg des Drucks auf die Gewinnmargen. So stiegen die Komponente der Inputpreise stark an (von 62,4 auf 70,8 Punkte), während die Komponente der Outputpreise nur geringfügig zulegte. Offensichtlich konnten die Unternehmen den Anstieg der Preise für Vorleistungsgüter kaum auf die Kunden überwälzen.

3. Alles in allem zeigt sich, dass der aktuelle Anstieg des deutschen Einkaufsmanagerindex nur den Teilkomponenten der zweiten Reihe zu verdanken ist. Die beiden wichtigsten Komponenten, für die Produktion und die Auftragseingänge, weisen tendenziell nach unten. Damit könnte sich auch für den Einkaufsmanagerindex als weiteren Stimmungsindikator ein zyklischer Höchststand oder zumindest kurz bevorstehender Höchststand andeuten. Das wäre keine Tragödie, denn er befindet sich auf hohem Niveau, und letztendlich ist entscheidend, um wie viele Punkte er nachgibt.

4. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe läuft weitgehend parallel zur Konjunktur und kündet daher von einem starken zweiten Quartal 2006. Das entspricht unseren Erwartungen, prognostizieren wir doch einen kräftigen Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal um 0,8 % qoq.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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