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14:26 Uhr, 31.01.2018

Einige Gründe für Optimismus in 2018

Der Welthandel verzeichnet Natixis-Chefökonom Philippe Waechter zufolge 2018 weiterhin einen Aufschwung, wobei auch die Ölpreise im angemessenen Rahmen bleiben.

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Paris (GodmodeTrader.de) – Es gibt in dem vor uns liegenden Jahr einige Gründe zum Optimismus. Der Welthandel verzeichnet weiterhin einen Aufschwung, die Ölpreise bleiben im angemessenen Rahmen und die Wirtschaftsexperten weltweit sehen mit Zuversicht in die Zukunft. Die Ausgangslage für 2018 ist also solide, wie Natixis-Chefökonom Philippe Waechter in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Das Wachstum, zusammen mit dem daraus erwachsenden Arbeitsmarkt, werde allen Bürgern die Möglichkeit geben, in einer komplexen und schwierigen Welt erneut Fuß zu fassen. Die politischen Entscheidungsträger seien für die Umsetzung der richtigen Reformen verantwortlich, um optimale Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Erholung zu schaffen, in der mehr Arbeitsplätze entstünden und sich damit die Unsicherheit für jedes einzelne Mitglied der Gesellschaft verringere. In dieser Hinsicht setze Frankreich große Hoffnungen in die Reformen, über die 2018 debattiert werde: Die Reform der Berufsausbildung und der beruflichen Qualifikationen bildeten den Kern des Handlungsplans der französischen Regierung und die von den Behörden in diesem Bereich umgesetzten Konzepte bildeten das wichtigste Gegenstück zu den arbeitsrechtlichen Verordnungen, um den Arbeitsmarkt effizienter zu gestalten, heißt es weiter.

„Doch genau jetzt fangen die Probleme an, eben weil die Dinge gut laufen. Die Weltwirtschaft geht in die Nachkrisenzeit, mit einem robusten Wachstum im zweiten Jahr in Folge. Genau wegen des starken Wachstums ist jetzt die Zeit, ehrgeizige Reformen umzusetzen. Die französische Regierung hat dies absolut verstanden. In diesem neuen Zusammenhang werden wir größeren Druck sehen, den Einfluss der Geldpolitik zu reduzieren. Diese war unglaublich expansiv und hat den über die vergangenen Jahre verzeichneten Fortschritt angetrieben. Viele haben jedoch das Gefühl, dass diese ehrgeizige Politik zu weit geht, so dass der Druck steigen wird, Anreize aus der Geldpolitik zu drosseln. Das Wachstum bleibt in den entwickelten Ländern begrenzt (laut IWF zwei Prozent im Jahr 2018 gegenüber 2,9 Prozent im Durchschnitt zwischen 1980 und 2007), während die Inflation auf diesen Märkten noch immer zu schleppend ist (laut IWF 1,7 Prozent im Jahr 2018 gegenüber 2,9 Prozent im Durchschnitt zwischen 1980 und 2007), so dass im Bemühen, zu rasch zu handeln, eine Gefahr steckt. Ich glaube daher nicht an einen massiven Anstieg der Zinssätze, da eine spürbare Erhöhung ein gewaltiges Risiko für das makroökonomische Gleichgewicht wäre“, so Waechter.

Wie anpassungsfähig und wendig werde also die Weltwirtschaft sein? Eine weitere Grundlage für das solide Wachstum seien die nachhaltig niedrigen Zinssätze. Eine abrupte Anhebung würde sich nachteilig auf die Wirtschaftstätigkeit auswirken. Dieses starke Wachstum gehe jedoch mit einem lustlosen Produktivitätsprofil einher. Mit einer soliden Wirtschaft müsse ein anhaltender Produktivitätsanstieg verbunden sein, und Innovation sollte der Schlüssel zu diesem Aufschwung bilden. Dies sei jedoch noch nicht der Fall und man wisse nicht, wann sich der positive Einfluss auf die Produktivität bemerkbar machen werde – ob in zwei Jahren, in fünf oder zehn lasse sich nicht sagen, heißt es weiter.

„Vor diesem Hintergrund könnte eine abrupte Änderung der Bedingungen der Geld- und Währungspolitik die derzeitige positive Entwicklung unterbrechen. Daher wird in den USA die Nominierung neuer Mitglieder in das Fed Board in Washington erhebliche Auswirkungen haben. Wird sich das neu besetzte Board an die Zusagen der vormaligen Mitglieder halten? Und wird es die Steuerung der Geldpolitik mit der allmählichen Normalisierung fortführen, die Finanzmärkte in ruhigere Bahnen gelenkt hat? Auf dieser Seite des großen Teiches möchte die EZB keine übereilten Änderungen vornehmen, da das Wachstumsprofil ihrer Auffassung nach viel länger bis zur Normalisierung brauchen wird, als man gemeinhin glauben möchte“, so Waechter.

Aus wirtschaftlicher Sicht gehe es für den Kontinent nicht mehr darum, einen Rückstand aufzuholen, wie dies 2016 und 2017 der Fall gewesen sei. Die Wachstumsdynamik werde eine ganz andere sein und weit mehr vom weltweiten Umfeld abhängen. Anders gesagt, die Wirtschaftspolitik in Europa müsse ihre Rolle wieder übernehmen und die einzelnen Volkswirtschaften müssten sich bei gleichzeitiger Steigerung der Effizienz neuen Rahmenbedingungen anpassen. Der andere Punkt sei, dass sich die Lage der Weltwirtschaft in dieser Zeit nach der Krise drastisch zu Gunsten Asiens verändert habe. Diese radikale Veränderung sei parallel zur Krise verlaufen. Die entwickelten Länder seien nicht mehr der Antrieb für das weltweite Wachstum, so dass der Prozess, auf Schocks zu reagieren und damit umzugehen, schmerzlicher sein werde als zuvor, da diese Länder nicht mehr hauptsächlich wachstumsbestimmend seien und das Durchschnittswachstum geringer ausfalle, heißt es weiter.

„Die sich dramatisch verändernde politische Landschaft ist eine Quelle von Chancen für Europa. Die Zeit nach der Krise hat weniger kooperative, sondern eher ‚diktatorische‘ Züge. Die USA spielen beim politischen Kooperationsspiel nicht mehr mit, noch nicht einmal mit ihren üblichen Partnern. Die klaren protektionistischen Tendenzen ihres Steuerreformprogramms fördern US-Firmen zum Nachteil der restlichen Welt und insbesondere der entwickelten Länder, und spiegeln eine aggressivere Haltung als in der Vergangenheit wider. In China hat mittlerweile Xi Jinping seine Position weiter gefestigt und China in Richtung Globalisierung einen Schritt vorangebracht. Diese Verschiebung hin zu einer Welt mit weniger Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist auch im Schritt des Vereinigten Königreichs zum Austritt aus der Europäischen Union zu erkennen. Die Briten glauben, es gehe ihnen außerhalb kooperativer Kanäle besser“, so Waechter.

Dass die politischen Karten der Welt derzeit neu gemischt würden, müsse als Chance für Europa gesehen werden und dafür müsse Deutschland nun seine Regierung bilden und eine entschieden europäische Haltung einnehmen. Dies sei für eine Förderung der Zusammenarbeit in Europa unerlässlich, an was es der Welt insgesamt mangele. Es würde auch helfen, den Populismus auf dem alten Kontinent zurückzudrängen, wie wir ihn in Österreich erlebten und möglicherweise in Italien nach den Wahlen vom 4. März sehen würden, heißt es weiter.

„Europa und Frankreich können eine Schlüsselrolle in dieser wirtschaftlichen und politischen Weltordnung spielen. Sie müssen die aktuelle robuste wirtschaftliche Konjunktur nutzen, um die zur Aufrechterhaltung eines kooperativen Ansatzes erforderlichen Schritte zu ergreifen und die notwendigen Institutionen einzurichten. Die Förderung der Zusammenarbeit ist eine der größten Herausforderungen, da eine ganze Reihe von Problemen nicht mehr nur auf Ebene der einzelnen Staaten angegangen werden können: Klima, Terrorismus, Globalisierung, Umweltverschmutzung und Sicherheit müssen auf globaler Ebene angegangen werden. Eine schwächere weltweite Zusammenarbeit bei diesen Fragen ist sehr besorgniserregend, da sonst keines dieser Probleme effektiv gelöst werden kann. Dieser optimistische Blick auf die Wirtschaft im kommenden Jahr muss also mit Blick auf eine Welt in Zusammenhang gesetzt werden, in der es entgegen den bisherigen Erwartungen durchaus gegenläufige Bewegungen und Lösungsansätze gibt. Europa muss hier eine treibende Kraft sein, da sich Europäer durchaus darüber im Klaren sind, dass eine weniger kooperative Welt keine positive ist“, so Waechter.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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