Kommentar
07:15 Uhr, 28.10.2025

Eine harte Woche

In dieser Woche erleben wir den Höhepunkt der Quartalsberichtssaison in den USA. Da zudem 5 der größten Unternehmen ihre Zahlen vorlegen, könnte es – bei entsprechenden positiven oder negativen Überraschungen – zu kräftigen Ausschlägen an den Märkten kommen.

Es wird eine harte Woche – zumindest für alle, die den Quartalszahlen folgen: In den USA werden mehr als 800 Unternehmen ihre Zahlen vorlegen, darunter 155 aus dem S&P 500, was knapp einem Drittel aller Unternehmen des Index entspricht.

Auf zum Höhepunkt der Berichtssaison!

Uns steht also der Höhepunkt der Berichtssaison bevor, zumal auch fünf der sogenannten "Magnificent 7" dabei sind, und zwar Alphabet, Meta und Microsoft, die am Mittwoch berichten, sowie Amazon und Apple (am Donnerstag). Da Tesla schon in der Vorwoche dran war, fehlt nur noch Nvidia. Der Chipkonzern wird uns aber wie immer auf die Folter spannen, denn seine Zahlen stehen erst für den 19.11. im Kalender.

Auch aus deutscher Sicht nimmt die Berichtssaison nun Fahrt auf: Aus dem DAX öffnen in dieser Woche neun Konzerne ihre Bücher, von Adidas bis Volkswagen, aus dem MDAX sind es 11 (unter anderem Lufthansa, DWS und Traton).

Im Euroraum liegt der Schwerpunkt in dieser Woche auf dem Finanzsektor: Gleich fünf Großbanken stellen sich den Analysten und Anlegern – BBVA und Santander aus Spanien, die französische BNP Paribas, die niederländische ING Groep sowie die Deutsche Bank. Hinzu kommt der französische Versicherungskonzern AXA. Darüber hinaus haben aus dem Finanzsektor die Deutsche Börse sowie der Zahlungsdienstleister VISA aus den USA in dieser Woche ihre Berichtstermine.

Sehr gute Ergebnisse, weiterhin hohe Bewertungen

Bisher präsentieren die Unternehmen gute bis sehr gute Zahlen. Das gilt vor allem für die US-Konzerne. Aus dem S&P 500 haben bis Freitag 145 Unternehmen (= 29 %) ihre Ergebnisse vorgelegt. Davon haben 87 % die Gewinnschätzungen der Analysten übertroffen, 82 % die Umsatzerwartungen. Im Durchschnitt konnten diese Unternehmen ihre Gewinne gegenüber dem Vorjahresquartal um 14,9 % steigern, die Umsätze um 7,8 %.

Das sind sehr starke Zahlen, die überhaupt nicht darauf hindeuten, dass die Unternehmen irgendwelche Probleme mit den Zöllen oder sonstigen politischen Maßnahmen haben. Aus diesem Blickwinkel ist die laufende Rally weiterhin völlig gerechtfertigt. Allerdings bleiben US-Aktien überbewertet: Laut dem Datenanbieter Factset liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis für den S&P 500 auf Sicht der kommenden zwölf Monate bei 22,7. Das ist deutlich mehr als die Durchschnitte der vergangenen fünf Jahre (19,9) und zehn Jahre (18,6). Zudem liegt der aktuelle Wert weiterhin auf einem der höchsten Niveaus der vergangenen Jahre:

Andere wichtige Termine der Woche

Außer der Quartalsberichtssaison gibt es dieser Woche noch andere wichtige Termine: die turnusmäßigen Zinsentscheide der Zentralbanken der USA (am Mittwoch), des Euroraums und Japans (jeweils am Donnerstag). Überraschungen – und damit nachhaltige Effekte auf die Märkte werden jedoch nicht erwartet. Die Fed wird ihren Leitzins ein weiteres Mal senken, die EZB und BoJ die Zinsen unverändert lassen.

Kursausschläge könnte es allenfalls durch die anschließenden Pressekonferenzen der Zentralbankchefs geben, wobei auch hier kaum Wesentliches zu erwarten ist: Insbesondere die Fed ist derzeit infolge des Government Shutdowns in den USA im geldpolitischen Blindflug unterwegs, sodass Fed-Chef Powell kaum Substanzielles verkünden kann.

US-Konjunkturdaten bleiben wegen Shutdown weiter aus

Der Shutdown dürfte auch die weiteren anstehenden Veröffentlichungen von US-Konjunkturdaten verhindern, z.B. die Auftragseingänge, die BIP-Erstschätzung für das dritte Quartal sowie die weiteren Kennzahlen aus der entsprechenden volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Das gilt auch für den Fall, dass der Shutdown in dieser Woche endet (womit hier und da gerechnet wird), denn so schnell holen die Behörden den vierwöchigen Rückstand nicht auf.

Vermutlich wird es vor dem Wochenende ohnehin nichts mit dem Ende des Shutdowns, denn US-Präsident Trump hat am Donnerstag erst einmal sein Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping. Dessen (vorläufige) Ergebnisse könnten dagegen einigen Einfluss auf die Märkte haben – wobei man die tatsächlichen Ergebnisse als auch deren mögliche Folgen wohl erst mit einigem zeitlichen Abstand realistisch einschätzen kann.

ifo-Geschäftsklima: "2025 kann man abschreiben"

Aus deutscher Sicht wurde am Montag der letzte der wichtigen Konjunkturindikatoren veröffentlicht, das ifo-Geschäftsklima. Es hat sich leicht gebessert, auf 88,4 Punkte nach 87,7 Punkten im September. Damit war der Anstieg etwas stärker als von den Ökonomen erwartet (88,0).

Treiber des besseren Geschäftsklimas (das aus den separaten Angaben der Befragten zur aktuellen Lage und den Erwartungen für die kommenden Monate ermittelt wird) waren die höheren Erwartungen. Sie haben spürbar zugelegt und sind auf dem höchsten Stand seit dem Überfall auf die Ukraine gestiegen (siehe grau gestrichelte Linie in folgender Grafik).

Die aktuelle Geschäftslage wurde hingegen erneut schlechter beurteilt. Aus Sicht der Unternehmen ist also die Stagnation in Deutschland noch nicht vorbei, aber immerhin wächst die Hoffnung, dass sich das bald ändert. Die schwache Lageeinschätzung führte zudem auch dazu, dass das ifo-Geschäftsklima nur einen Teil seines Rückgangs vom September wettmachen konnte. Die DekaBank kommentiert dazu: „Das Jahr 2025 kann man aus konjunktureller Perspektive abschreiben.

Nun ja, immerhin zeigen die drei wichtigsten Konjunktur-Barometer für Deutschland nach oben: Sowohl die ZEW-Konjunkturerwartungen (siehe Börse-Intern vom 20.10.2025) also auch der Einkaufsmanagerindex (PMI; siehe Börse-Intern vom 24.10.2024) und das ifo-Geschäftsklima stiegen im Oktober. Dabei blieb der ZEW-Index etwas hinter den Erwartungen zurück, das ifo-Geschäftsklima fiel etwas besser aus und der PMI zeigte sich überraschend stark.

Vorsicht vor Kursausschlägen!

Für die Konjunktur mag das ein Hoffnungsschimmer sein, den DAX lockte das noch nicht aus der Reserve. Er dümpelt weiter etwas oberhalb der 24.000 Punkte-Marke und wartet offenbar auf Impulse. Die US-Indizes sprangen hingegen am Freitag im Nachgang der vermeintlich guten Inflationsdaten auf neue Allzeithochs – und stiegen gestern weiter.

Diese Ausbrüche sollte man aber nicht überbewerten – zum einen, weil eben nicht klar ist, wie gut bzw. wie verlässlich die Zahlen tatsächlich sind, zum anderen, weil Überraschungen bei den Quartalszahlen der "Mag7"-Unternehmen vermutlich zu deutlich stärkeren Ausschlägen führen dürften.

Es könnte also sinnvoll sein, in dieser Woche zunächst abzuwarten bzw. das Depot abzusichern.

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