Kommentar
19:59 Uhr, 09.04.2019

Eine Aktienmarktrally ohne Anleger!

Die Kursgewinne der letzten Wochen sind nicht zu übersehen. Nur Anleger dürften davon wenig mitbekommen haben.

Seit einiger Zeit beschäftigen sich Analysten mit einem Rätsel: der Markt steigt, aber niemand kauft. Das geht eigentlich nicht. Steigende Kurse fallen nicht vom Himmel. Ohne entsprechende Nachfrage sind steigende Kurse schlichtweg nicht möglich. Genau das ist aber geschehen.

Seit geraumer Zeit verkaufen Anleger Aktien, statt sie zu kaufen. Dieser Trend hat bereits im Jahr 2017 begonnen (siehe Grafik). Das erste Quartal sah noch Zuflüsse. Danach wurde monatelang verkauft.


Die Zahlen beinhalten die Zu- und Abflüsse in ETFs und Fonds. Beide zusammen sind die wichtigsten Anlageinstrumente von Anlegern. Es gibt zwar auch aktivere Anleger, die Einzelwerte handeln, doch im Vergleich zum ETF und Fondsvolumen sind die Summer vergleichsweise gering.

Die Abflüsse zogen sich bis Anfang 2018. Anfang 2018 kam es zu einem nahezu exponentiellem Anstieg der Kurse. Das überzeugte noch einige Privatanleger doch noch zu kaufen. Das rächte sich nur einen Monat später. Die Korrektur traf alle und es wurde fleißig verkauft. Innerhalb eines Monats wurden fast 50 Mrd. Dollar abgezogen.

Seither hat sich nicht viel verändert. Anleger verkaufen im Durchschnitt mehr als sie kaufen. Seit der ersten Korrektur Anfang 2018 wurden über 200 Mrd. Dollar abgezogen. Auch jetzt ist von Kauflaune wenig zu spüren. Die Rallye hat Privatanleger aber ein wenig weichgeklopft. Netto wird wieder mehr gekauft als verkauft.

Sind Privatanleger erst einmal weich geworden, ist das Hoch meist nicht mehr fern. Das ist aber nicht einmal die große Erkenntnis der Geldbewegung. Vielmehr hat die Rallye ohne Privatanleger stattgefunden. Zugegeben, sie sind nicht die einzigen Marktteilnehmer, die den Markt bewegen können.

Es gibt genügend institutionelle Käufer, die den Geldabfluss der Privaten auffangen können. Vor allem aber dürfte eine Gruppe für die Rallye verantwortlich sein: Unternehmen. Diese haben ihre Aktienrückkaufprogramme kräftig ausgebaut.

Im ersten Quartal 2019 wurden Schätzungen nach Aktien im Umfang von einer Viertelbillion zurückgekauft. Das übersteigt die Verkäufe der Privaten um ein Vielfaches und sagt viel über den Markt aus.

Ohne Aktienrückkäufe dürfte das Kursniveau ein ganz anderes sein. Anleger sind mit wenig Überzeugung dabei, kaufen aber nicht mehr. Dem Kursniveau wird misstraut. Anleger haben damit die Chance verpasst, günstig in den Markt einzusteigen. Wie schnell es wieder eine so gute Gelegenheit geben wird, ist nicht absehbar. Wenn Unternehmen alles aufkaufen, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist, wird eine Korrektur schwierig.

Korrekturen werden durch Rückkäufe nicht abgeschafft. Sie können aber die Erholungsbewegung beschleunigen. Genau das scheint geschehen zu sein. Das hat allerdings wenig damit zu tun, dass es fundamentale Gründe gäbe. Die gibt es nach wie vor kaum.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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