Ein Virus geht um die Welt - Völker hört die Signale
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Sir Winston Churchill hinterließ eine Legion geistreicher Zitate. Der von mir sehr verehrte, geniale ehemalige Prime Minister der Briten, der Hitler-Deutschland wild entschlossen Widerstand bot und damit maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Europa heute in Frieden leben kann, sagte einst: "Democracy is the worst form of government - except for all those others that have been tried". Ein wenig fatalistischer der irische Inselnachbar und Dichter Oscar Wilde: "Democracy means simply the bludgeoning (Niederknüppeln) of the people by the people for the people".
Eine gewisse Grundskepsis gegen das demokratische Staatswesen zieht sich eigentlich fast durch alle Volksschichten - allerdings aus völlig unterschiedlichen Motiven. Während die so genannten "kleinen Leute" der Meinung sind, das es eh egal ist wen sie wählen - denn das Geld regiert ja ohnehin die Welt - sehen die "oberen" Gesellschaftsschichten in der Demokratie häufig die Ausbeutung von Minderheiten durch die Mehrheit. Ein gutes Beispiel dafür ist das (progressive) Steuersystem, das von den Wählern nur deswegen favorisiert wird, weil sie eben mehrheitlich nicht den Spitzensteuersatz zahlen.
Ich will im Angesicht des Volksaufstandes in Ägypten - und vielleicht bald dem Rest der unfreien Welt - aber nicht über etwas so profanes wie Steuern reden. Wir sind gerade Zeuge einer, so hoffe ich jedenfalls, Verbreitung eines hochansteckenden Virus. Es ist der Freiheits-Virus, der durch die Welt getwittert wird und wohl kaum noch gebändigt werden kann. Unruhige Nächte wünsche ich den zahllosen Despoten dieser Welt, die durch nichts außer nackter Gewalt legitimiert Staaten und Völker lenken - in aller Regel sehr schlecht und vor allem dem eigenen Wohlergehen zugeneigt. Das ist in einem Land wie Nordkorea bis ans extremste Spektrum ausgedehnt, aber eben auch in Staaten wie Ägypten ähnlich.
Sie müssen sich in jedem Moment, in dem Sie über Angela Merkel, Guido Westerwelle und Co. schimpfen, ihre Qualifikation in Zweifel ziehen und die Politiker zum Teufel wünschen klar sein, was für ein Privileg wir in Europa genießen. Es ist im wahrsten Sinne leicht über die Demokratie herzuziehen - denn jeder darf sagen was er will!
In China dagegen, dem Wirtschaftswunderland, vor dem sich jeder westliche Politiker in erbärmlich-peinlicher Weise verneigt, kann Sie ein regimekritisches Wort ins Gefängnis bringen. Zensur bestimmt das Tagesgeschäft, wenn es den Herren in Peking grad unrecht ist, dürfen 1.3 Milliarden Menschen (bzw. der Teil der dazu technisch in der Lage wäre) im Internet nichts über Ägypten lesen. Oder über was auch immer den Herrschaften nicht gefällt.
Ich darf vielleicht auch an 1989 erinnern, schon alleine deswegen, weil viele heute den Vergleich zu dieser Zeit ziehen. Die Revolution in Osteuropa, die die sozialistischen Versagerregierungen abschüttelte, geschah relativ gewaltfrei. In China dagegen schlachtete die Führung auf dem Platz des himmlischen Friedens gnadenlos die eigene Bevölkerung ab.
Ich bin natürlich auch für Wirtschaftswachstum, aber manchmal wird es einem schon schlecht dabei wenn man darüber nachdenkt, mit wem wir so alles Geschäfte machen. Denken Sie nur an die Ölstaaten - in Saudi-Arabien, dem wichtigsten Verbündeten der USA im arabischen Raum, sind Frauen weitgehend rechtefrei (wie in praktisch allen islamisch geprägten Staaten). Auf Ehebruch kann es durchaus mal eine Steinigung hageln!
Ich hoffe wir sind alle mit einer Form der Moral ausgestattet, die uns die Einsicht verleiht, dass jeder Mensch frei geboren ist und das Recht auf freie Entfaltung hat - auch wenn das bedeuten sollte, dass der womöglich weltweite Aufruhr der nun kommen könnte, ökonomisch zunächst negative Konsequenzen hätte. Sollte dies so sein, so ist das eben der Preis den wir zu zahlen haben. Andere zahlen dafür mit ihrem Leben!
Wie heißt es so schön in der amerikanischen Verfassung: "...certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness". Leben, Freiheit und das Streben nach Glück - das sind unveräußerliche Rechte jedes Menschen. Das Streben nach Glück sollte übrigens nicht mit Glück an sich verwechselt werden. Jeder hat das Recht darauf nach Glück zu streben, aber nicht darauf dass andere ihm zum Glück verhelfen. Bevor ich hier nun aber in eine Sozialstaatserörterung hineinschlittere, wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende...
Ich habe hier bewusst auf ein Börsenthema verzichtet, weil ich denke dass die aktuelle Entwicklung einfach wichtiger ist als ein guter Wochentrade. Ich kann mich Winston Churchill nur anschließen - die Demokratie hat viele Macken, aber es gibt kein besseres System. Auf einen "guten Diktator" hoffen wie in Singapur kann gutgehen, aber auch total daneben.
Für alle die den finanziellen Gedanken nicht ganz ausschalten können(da gehöre ich auch dazu): Ich bin der Überzeugung, dass die Entwicklung zu weltweit freiheitlichen Systemen - so sie sich denn hoffentlich durchsetzt - der Weltwirtschaft massiv helfen wird. Die ökonomische Überlegenheit liberaler Systeme ist völlig offenkundig.
Ihr
Daniel Kühn
www.outperformer.de
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