Kommentar
10:26 Uhr, 16.11.2009

„Ein riesiger Bullenmarkt kommt auf uns zu...“

Milliardäre und angesehene Wirtschaftsfachleute sind nicht automatisch mit überdurchschnittlicher Börsenintelligenz gesegnet. Den Beweis trat in dieser Woche der Vermögensverwalter Ken Fisher an. Fisher, der in den USA mehrere Milliarden US-Dollar an Kundengeldern verwaltet, sieht einen riesigen Bullenmarkt auf uns zukommen.

Der Grund: Weil die Kurse während der jüngsten Baisse so tief gefallen waren, müssten sie nun umso höher steigen. Mit Verlaub: Eine dämlichere Begründung für einen angeblich bevorstehenden Bullenmarkt habe ich wirklich selten gelesen.

Das Ganze erinnert ein wenig an die Äußerungen eines gewissen Irving Fisher. Ken Fishers Namensvetter war in den 1920er Jahren einer der angesehensten Wirtschaftsgelehrten in den USA.

Den eigenen guten Ruf hat er sich dann allerdings selbst gründlich ramponiert: Wenige Tage vor dem Börsenkrach 1929 machte Fisher, ein glühender Anhänger des damaligen Präsidenten Herbert Hoover, seine berühmte Aussage, dass die „Aktienkurse ein dauerhaft hohes Niveau erreicht haben.“

Selbst in den Monaten nach dem Börsencrash wurde Irving Fisher nicht müde, eine dramatische Erholung anzukündigen. Und erst auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise begann Irving Fisher vor den wirtschaftlichen Gefahren einer Deflation zu warnen. Wenig später explodierten die Aktienkurse förmlich.

Vermutlich wird auch der aktuelle Bärenmarkt noch eine ganze Weile brauchen, bis Dauerbulle Ken Fisher das Handtuch wirft. Dann aber dürfte es in der Tat keine schlechte Idee sein, wieder Aktien zu kaufen. Seine herausragenden Qualitäten als Kontra-Indikator hat Fisher nämlich schon öfter bewiesen: Anfang 2007 hat der Vermögensverwalter einen Boom auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt samt einer sich beschleunigenden US-Konjunktur prophezeit.

http://www.forbes.com/free_forbes/2007/0226/110.html

Das Ergebnis ist bekannt. Was wir eigentlich sagen wollen: Seien Sie vorsichtig, wenn vermeintliche Gurus irgendetwas hinausposaunen. Nur allzu oft verbirgt sich nur heiße Luft in den Hochglanz-Prospekten und hinter den blumigen Worten.

Ist die Lage noch viel schlimmer?

Kanzlerin Angela Merkel hat kürzlich vor der Unionsfraktion bemerkenswert deutliche Worte gesprochen: Merkel warnte von "ernsten Monaten", die auf Deutschland zukommen werden - und von einem rapiden Anstieg der Arbeitslosigkeit zu Beginn des kommenden Jahres. Mit einem Schattenhaushalt will die Regierung die zu erwartenden Milliardenlöcher bei den Sozialversicherungen stopfen.

Als antizyklisch agierender Anleger müsste man bei derartigen Äußerungen aus höchsten Politikerkreisen eigentlich euphorisch werden. In der Vergangenheit konnte man immer wieder feststellen, dass Krisen fast vorbei waren, wenn die Politiker die Dinge beim Namen genannt haben. Das tun sie normalerweise nämlich nicht. In der Regel werden die Probleme heruntergespielt und man versucht, die Sache auszusitzen.

Doch diesmal scheint irgendetwas anders zu sein: Die Bundeskanzlerin warnt schon seit vielen Monaten immer wieder davor, die Krise vorzeitig abzuhaken. Und ein Ende ist weiterhin nicht in Sicht. Das legt den Verdacht nahe, dass die Lage in Wahrheit noch viel schlimmer ist als man das offiziell verkündet. Zu Art, Dauer und Umfang der aktuellen Krise würde das passen.

Gold: Von einem Rekord zum nächsten...

Bemerkenswert ist, dass der Goldpreis auch in dieser Woche mit 1.123 US-Dollar je Feinunze ein neues Rekordhoch markiert hat – wo die Krise nach Meinung vieler Experten doch längst überstanden ist. Der Goldpreis scheint demnach zumindest derzeit kein Angstindikator zu sein.

Vielmehr weist der ungebrochene Höhenflug schon heute auf Inflationsgefahren hin, die erst in Zukunft offensichtlich werden dürften. Die Frage ist, ob es beim Gold in dem Stil weiter gehen kann, wie zuletzt.

Die kommenden Wochen werden spannend: Beim US-Dollar könnte sich eine mittelfristige Trendwende anbahnen. Der Kursverlauf des US-Dollar-Index zeigt das. Beim MACD auf Wochenbasis bahnt sich ganz allmählich ein Kaufsignal an (rote Markierung):

Sollte der Dollar in den kommenden Monaten für die meisten Experten vollkommen überraschend aufwerten, müsste der Goldpreis eigentlich fallen. Eigentlich. Denn das tut er zwar oft – aber nicht immer, wie die folgende Abbildung zeigt.

Zu Jahresbeginn war der Dollar deutlich angestiegen, in der folgenden Grafik zu erkennen an einem fallenden Euro-Dollar-Verhältnis (rote Markierung). Gleichzeitig war der Goldpreis (grüne Linie) sogar sehr massiv angestiegen:

Sieht man sich den saisonalen Verlauf des Goldpreises an, könnte jetzt wieder etwas ähnliches anstehen: Von Mitte November bis etwa Mitte Februar hat der Goldpreis seine Glanzzeit. Noch deutlicher wird das wegen der höheren Schwankungsbreite am saisonalen Verlauf des Silber-Preises, den Sie in der folgenden Abbildung sehen. Achten Sie auf die grünen Rechtecke:

Das Pikante ist nun aber, dass einige namhafte Experten derzeit vor einem massiven Einbruch beim Gold warnen. Auch auf der Edelmetall-Messe am vergangenen Wochenende in München war hiervon die Rede.

Zu den prominentesten Warnern vor einem Crash beim Gold zählt zweifellos Marc Faber. Der Schweizer rechnet mit einem Rücksetzer bis in Regionen um 800 US-Dollar. Hinzu kommen die sehr massiven Short-Bestände der kommerziellen Marktteilnehmer, die ebenfalls auf die Gefahr eines Einbruchs beim Gold hindeuten. Achten Sie auf die blaue Linie in der folgenden Grafik:

Die Warnungen der Experten vor einem Crash beim Gold und die massiven Short-Bestände bei den kommerziellen Marktteilnehmern könnten natürlich auch bedeuten, dass derzeit viele sehr erfahrene Anleger beim Gold überhaupt nicht oder nur in sehr geringem Umfang investiert sind. Bekanntlich gelingt es der Börse immer wieder, die zahllosen Kleinanleger auf dem falschen Fuß zu erwischen. Doch manchmal schafft sie das auch bei den großen Jungs.

Womöglich haben die sich diesmal verrechnet: Wie kürzlich bekannt wurde, hat der Internationale Währungsfonds (IWF) 200 Tonnen Gold im Wert von 6,8 Milliarden US-Dollar an die indische Notenbank verkauft. Entscheidend war dabei gar nicht so sehr die Tatsache, dass die Zentralbank dem IWF das Gold in dieser Größenordnung abgekauft hat.

Entscheidend war vielmehr der Preis: Die Inder haben zu Marktpreisen von 1.045 Dollar je Feinunze zugegriffen. Das war ein deutliches Signal, dass selbst diese Kurse nicht zu hoch sind. Die kommenden Wochen dürften besonders spannend werden...

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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