Kommentar
11:36 Uhr, 21.04.2021

Ein Bärenmarkt, der nicht enden will

Das Wort Bärenmarkt lässt bei Anlegern normalerweise Alarmglocken schrillen. Bei diesen Bärenmarkt ist das anders. Es sollte Anleger freuen.

Einer der längsten Bärenmärkte, wenn nicht sogar der längste Bärenmarkt, der Geschichte, ist einfach nicht kleinzukriegen. Es handelt sich um Zinsen. Seit September 1981 sinken die Zinsen. Entlang des Konjunkturzyklus gab es immer wieder Bärenmarktrallys. Zuletzt stiegen die Zinsen in den USA mit besseren Konjunkturaussichten von Juli 2016 von 1,43 % auf 3,22 % im November 2018. Über ein Jahr vor Pandemiebeginn tendierten Zinsen wieder nach unten. Die Pandemie hat den Trend beschleunigt und auch der Zinsanstieg in den letzten Monaten hat daran wenig geändert. Der Zinsanstieg der letzten Monate ist vermutlich schon wieder Geschichte. In den letzten zwei Monaten haben sich die Zinserwartungen für den US-Leitzins nochmals leicht nach oben verschoben.


Die Zinserwartungen sind deutlich höher als das, was die Notenbank selbst prognostiziert. Anleger dürften eher von einem langsameren Anstieg des Leitzinses überrascht werden als von einem schnelleren. Anleger taten sich zuletzt schwer an die Prognosen der Notenbank zu glauben. Langsam dämmert es aber, dass die Notenbank das tun wird, was sie sagt. Das Glaubwürdigkeitsproblem relativiert sich.

Der Zinsmarkt ist der Realität in Panik vorausgeeilt. 10-jährige US-Anleihen erreichten unlängst ein Hoch bei fast 1,8 %. Seither tendieren sie nach unten. Ob Zufall oder nicht, mit 1,8 % wurde der seit 1981 geltende Abwärtstrend fast erreicht (Grafik 2). Der letzte Ausbruchsversuch im Jahr 2018 schweiterte.


Es braucht eine ganze Menge, um den Trend zu brechen. Vor allem braucht es eines: Inflation. Bereits jetzt kommt der Basiseffekt zum Vorschein. Die Inflationsrate steigt aktuell stark an, weil der Vergleichswert im Vorjahr niedrig ist. Sowohl die Notenbank als auch Marktteilnehmer wissen, dass das zunächst nur ein statistisches Strohfeuer ist.

Um die Zinsen nachhaltig nach oben zu bewegen, braucht es mehr als nur ein statistisches Strohfeuer. Danach sieht es momentan nicht aus. Angesichts steigender Rohstoffpreise, Lieferengpässen und enormen staatlichen Hilfen muss man fast sagen, dass die Inflation überraschend niedrig ist.

Alles deutet daraufhin, dass der Zinsbärenmarkt auch nach 40 Jahren noch nicht am Ende ist. Für Aktionäre sind das gute Neuigkeiten. Je tiefer die Zinsen sind, desto höher kann die Bewertung des Marktes sein. Der Zinsanstieg bis Ende März hat die rekordhohe Bewertung nicht zu Fall gebracht. Eine Fortsetzung des ewigen Zinsbärenmarktes wird es erst recht nicht.

Clemens Schmale


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  • Bigdogg0806
    Bigdogg0806

    Das ist schon lange kein Markt mehr, ergo gibt es auch kein Bärenmarkt.

    15:21 Uhr, 21.04.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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