Fundamentale Nachricht
14:01 Uhr, 25.02.2019

Ein ausgeweiteter Zollkrieg würde China und den USA erheblich schaden

Aufgehellte Aussichten auf eine Lösung im US-Handelsstreit mit China haben die Börsen weltweit beflügelt. Die Verhandlungspartner sind quasi gezwungen, sich zusammenzuraufen. Sollte der sino-amerikanische Streit weiter eskalieren, drohen für beide Seiten massive Konjunkturschäden.

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Washington/ Peking (Godmode-Trader.de) - US-Präsident Donald Trump kündigte am Sonntag an, dass er eine Erhöhung der US-Zölle auf chinesische Waren dank „produktiver" Handelsgespräche verschieben wolle. Gleichzeitig stellte er einen Gipfel mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Aussicht. Sollte es zusätzliche Fortschritte bei den Gesprächen geben, wäre dann auch der Abschluss eines Handelsabkommens denkbar.

Die Ankündigung war das bisher deutlichste Zeichen dafür, dass China und die Vereinigten Staaten eine Einigung anstreben, um den zähen Handelskrieg zu beenden, der das globale Wachstum verlangsamt und die Märkte durcheinander gewirbelt hatte. Trump plante eigentlich, die bestehenden Zölle von 10 Prozent auf chinesische Importe im Wert von 200 Milliarden Dollar auf 25 Prozent anzuheben, wenn bis kommenden Freitag keine Einigung zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt erzielt werden kann.

Nach einer Woche der Gespräche, die sich bis über das Wochenende erstreckten, betonte der US-Präsident, dass die Zolltarife vorerst nicht steigen würden. Es seien Fortschritte in den umstrittenen Bereichen wie dem Schutz des geistigen Eigentums, dem Technologietransfer, der Landwirtschaft, Dienstleistungen und im Währungsbereich erzielt worden. „Ein sehr gutes Wochenende für U.S. & China!“, schrieb Trump auf Twitter. Er setzte auch keine neue Frist für den Abschluss der Gespräche. Gegenüber Gouverneuren der US-Bundesstaaten, die sich am Sonntag im Weißen Haus versammelt hatten, kündigte Trump lediglich an, dass es „sehr große Neuigkeiten in den nächsten ein, zwei Wochen" geben könnte.

Die USA fordern mehr Marktzugang in China, eine Verringerung des US-Handelsdefizits sowie einen besseren Schutz gegen Produktpiraterie und zwangsweisen Technologietransfer für in China tätige US-Unternehmen. Washington will Peking auch zu strukturellen Änderungen bei seinen Staatsbetrieben zwingen.

Der Spitzendiplomat der chinesischen Regierung, Staatsrat Wang Yi, sagte am Montag vor Journalisten in Peking, die Gespräche mit der US-Seite hätten „substantielle Fortschritte" mit sich gebracht und die bilateralen Beziehungen gestärkt. Auch chinesische Medien äußerten sich vorsichtig zuversichtlich. Chinas offizielle Nachrichtenagentur Xinhua kommentierte, dass das Ziel eines Abkommens „immer näher" rücke, warnte aber zugleich davor, dass die Verhandlungen schwieriger werden würden, wenn sie sich der Endphase näherten. „Das Entstehen neuer Unsicherheiten kann nicht ausgeschlossen werden, dazu sei der Handelskonflikt zwischen China und den USA zu komplex“.

Trump und Xi hatten im vergangenen Jahr einen 90-tägigen Waffenstillstand ausgerufen, um ihren Unterhändlern Zeit zu geben, ein Abkommen auszuhandeln. Die Zoll-Drohkulisse, die Trump aufbaute, traf China in einer Zeit der wirtschaftlichen Akühlung. Laut einer Studie des Münchners ifo Instituts würden aber beide Seiten im Falle einer weiteren Eskalation Federn lassen müssen.

Chinas Exporte in die USA könnten um 171,3 Milliarden Euro zurückgehen, die US-Exporte nach China um 51 Milliarden Euro, wenn beide Seiten Zölle von 25 Prozent auf alle Waren erheben würden. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der ifo-Forscher Gabriel Felbermayr und Marina Steininger. „China würde in absoluten und relativen Zahlen viel mehr verlieren als die USA“, sagen Felbermayr und Steininger. 25 Prozent Zölle würden die US-Wirtschaftsleistung um 9,5 Milliarden Euro senken, die chinesische sogar um 30,4 Milliarden Euro.

Ein derartiger Handelskrieg würde die Wertschöpfung in der US-Industrie um 0,6 Prozent steigern, in der Landwirtshaft jedoch um 1,22 Prozent senken. In China würde die Wertschöpfung der Industrie um 0,8 Prozent sinken. Die Berechnungen ergeben auch, dass schon die gegenwärtigen Zölle und Gegenzölle die US-Exporte nach China um 37,1 Milliarden Euro senken und die US-Wirtschaftsleistung um 2,6 Milliarden Euro.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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