Kommentar
08:56 Uhr, 16.09.2020

Durststrecke für Anleger am Aktienmarkt vorbei?

Wer sich fragt, wo nach der historischen Rally seit den Märztiefs die Durststrecke war, fragt sich zu Recht. Die Rally hat den negativen Trend bei Dividenden und Aktienrückkäufen verdeckt.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.401,20 Pkt (CME) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.401,20 Pkt (CME)

Schon lange vor der Coronakrise haben sich viele Anleger gefragt wie es sein kann, dass der US-Markt immer weiter steigt, während in Europa kaum etwas voranging. Darauf gab es zwei Antworten. Einerseits ist der Anteil an Technologiewerten höher als in anderen Regionen und Technologie performt seit Jahren wesentlich besser, nicht erst seit Krisenbeginn. Andererseits schütten US-Unternehmen Geld aus wie sonst niemand. Bisweilen konnte man sogar lesen, dass das einzige, was den US-Markt treibt, Aktienrückkäufe sind. Die letzten Monate haben bewiesen, dass das Unsinn war. Aktienrückkäufe lagen vor Krisenbeginn bei fast 200 Mrd. Dollar in einem Quartal. Während der Krise haben sich die Rückkäufe halbiert. Auch Dividenden wurden gekürzt. Dividenden werden für gewöhnlich nur gekürzt, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Zuerst werden Aktienrückkäufe gestrichen und wenn das nicht reicht werden die Dividenden gekürzt. Bisher sind Dividenden des S&P 500 um weniger als 10 % gekürzt worden.


Die Dividendenrendite des Index ist natürlich viel stärker gesunken. Die Dividenden sind niedriger, der Kurs des Index inzwischen höher als vor der Krise. Die Dividendenrendite ist historisch niedrig. Nur während der Technologieblase zur Jahrhundertwende war sie noch niedriger.

Die Durststrecke könnte für Anleger nun aber an der Ausschüttungsfront wieder vorüber sein. Im August wurden nur noch zwei Dividendenkürzungen kommuniziert. Mehr als 10 Unternehmen hingegen haben angekündigt, dass sie die Dividenden erhöhen wollen.

Es wagen sich auch immer mehr Unternehmen aus der Deckung, was Aktienrückkäufe anbelangt. Viele Unternehmen befürchteten eine längere Krise und strichen Rückkäufe vorsorglich. Inzwischen ist klar, dass die Krise zwar noch nicht vorbei ist, sich die Lage aber wieder stabilisiert. Geld fließt wieder in die Kassen.

Einige Unternehmen kündigten bereits an, dass sie die Rückkäufe wieder aufnehmen werden. Das stützt die Kurse und Anleger können davon direkt profitieren. 2020 war die Performance des S&P 500 besser als die eines Buyback Index (Grafik 2). Das Verhältnis ist zugunsten des S&P 500 gestiegen. Nun beginnen die Rückkäufe wieder und dürften sich für viele Jahre wieder beschleunigen.


Im August und Anfang September gab es den ersten Ansatz eines Rebounds, bei dem die Underperformance des Buyback Index zu einer Outperformance wird. Es gibt keine Garantie dafür, dass nun Unternehmen mit hohen Aktienrückkäufen besser performen. Historisch ist das allerdings der Fall. Buyback Unternehmen können langfristig eine bessere Performance erzielen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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