Kommentar
13:46 Uhr, 15.05.2017

Durchwachsene Aussichten für Gold

Nach einem vielversprechenden Jahresstart verliert das gelbe Edelmetall bei Investoren wieder an Glanz. Vor allem steigende US-Zinsen könnten sich als Preisbremse erweisen. Was tun?

Um knapp acht Prozent ist der Goldpreis seit Jahresanfang gestiegen. Das ist zwar eine ganz ordentliche Zwischenbilanz, dennoch dürfte sich der ein oder andere Marktteilnehmer noch etwas mehr erhofft haben. Zum einen, weil eine Gegenbewegung nach dem Preissturz gegen Ende des vergangenen Jahres ohnehin als überfällig erachtet wurde. Zum anderen, weil sich die geopolitische Lage seit Jahresbeginn bedenklich zugespitzt hat. In Syrien etwa ist der Interessenkonflikt zwischen den Großmächten USA und Russland offen ausgebrochen. Ebenso brisant, wenn nicht sogar noch explosiver, ist die Situation im fernen Asien, wo das totalitäre Regime Nordkoreas den Vereinigten Staaten unverhohlen mit dem Krieg droht. Das alles – so könnte man meinen – sollte die Nachfrage nach der Krisenwährung Gold kräftig anheizen.

Investoren verabschieden sich von Gold

Stattdessen ist der Preis für die Unze von seinen Jahreshöchstständen bei knapp 1.290 US-Dollar wieder spürbar zurückgekommen. Mitausschlaggebend dafür: Nach den Präsidentschaftswahlen in Frankreich sind die Ängste vor einem Auseinanderbrechen der Europäischen Union vorerst gebannt. Als Folge haben Investoren ihre Bestände an physisch hinterlegten Goldfonds zuletzt deutlich abgebaut. Allein der größte von ihnen, der SPDR Gold Shares ETF, verzeichnete in der Woche nach dem ersten französischen Wahlgang einen Mittelabfluss von rund 171.300 Unzen Gold im Gegenwert von 217 Millionen US-Dollar. Aktuelle Zahlen vom Gold Council, einem Interessenverband der Goldminenindustrie, bestätigen den Trend. Demnach sind die Investments in Gold-ETFs im ersten Quartal gegenüber der Vorjahresperiode um mehr als zwei Drittel eingebrochen.

Im Bann der Fed

Das Umfeld könnte für Gold noch ungemütlicher werden. Abhängen wird dies insbesondere von der Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Auf der Sitzung Anfang Mai ließen die Währungshüter den Leitzins zwar unverändert in einer Spanne zwischen 0,75 und 1 Prozent. Doch die Tür für weitere Zinsschritte hat sich Fed-Chefin Janet Yellen weit offengehalten. Die wirtschaftliche Entwicklung rechtfertige eine „graduelle“ Anhebung des Leitzinses, hieß es in der Pressemitteilung nach dem Mai-Entscheid. Die Abschwächung der US-Konjunktur im ersten Quartal sei wahrscheinlich nur "vorübergehend". Man erwarte künftig weiterhin ein moderates Wirtschaftswachstum und eine weitere Verbesserung am Arbeitsmarkt. An der Börse gilt es daher als ausgemachte Sache, dass die Fed schon auf der nächsten Offenmarktausschusssitzung am 14. Juni 2017 die Leitzinsen erneut erhöhen wird. Ein wichtiger Termin ist es auch deshalb, weil es dann möglicherweise Hinweise darauf geben wird, wann die Fed mit dem Abschmelzen der 4,5 Billionen Dollar schweren Bilanzsumme beginnt. Beides könnte die US-Anleiherenditen nach oben treiben, worunter die unverzinsliche Ersatzwährung Gold aller Voraussicht nach zu leiden hätte.

Keine großen Erwartungen

Entsprechend zurückhaltend sind mittlerweile die Erwartungen der Marktteilnehmer an das gelbe Edelmetall. Wie das jüngste Citi-Investmentbarometer zeigt, rechnet eine relativ deutliche Mehrheit der befragten Investoren (58,5 Prozent) damit, dass der Goldpreis kurzfristig, also auf Sicht von drei Monaten, stagnieren oder gar fallen wird. Lediglich 41,5 Prozent gehen von steigenden Notierungen aus. Erst auf Sicht von zwölf Monaten sind die Anleger hinsichtlich der Goldpreisentwicklung wieder etwas optimistischer gestimmt. Was also tun? Direkte Investitionen in Gold etwa über ETFs erscheinen derzeit wenig reizvoll. Mehr Sinn könnte es machen, kurzfristig auf temporäre Preisausschläge in die eine oder die andere Richtung zu setzen. Denn für zwischenzeitliche Kurskapriolen ist das gelbe Edelmetall bekanntlich immer gut.

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