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12:08 Uhr, 02.05.2013

DIW: Abwicklung von Großbanken muss möglich sein

Berlin (BoerseGo.de) - Nach Ansicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sollte Europa eine geregelte Abwicklung von Großbanken ermöglichen und die Fehlanreize der impliziten Staatsgarantien für die Finanzinstitute zügig abschaffen. Der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzesentwurf zur Einführung eines Trennbankensystems sei dafür nicht ausreichend, lautet das Ergebnis einer Studie des DIW. „Auch fünf Jahre nach Beginn der Finanzkrise gelten viele europäische Banken als too big to fail. Die Sicherheit, dass in einer Notlage der Staat eingreifen muss, verleitet jedoch zu riskanten Anlage- und Wachstumsstrategien und schürt so die Gefahr neuer Finanzkrisen“, warnen die DIW-Finanzmarktexperten Dorothea Schäfer und Benjamin Klaus.

Einen Ausweg sucht nicht nur die Bundesregierung derzeit in der Einführung eines Trennbankensystems. Keiner der aktuellen Vorschläge geht nach Einschätzung der Wissenschaftler weit genug. „Die duale Aufspaltung ist nicht ausreichend. Viele der neu entstehenden Banken wären schon für sich genommen größer als jede Bank, die in den letzten Jahren ordentlich, das heißt ohne großen volkswirtschaftlichen Schaden, abgewickelt wurde. Erst recht gilt das, wenn sie in einer gemeinsamen Holding verbleiben“, so das Urteil der Berliner Forscher.

Gerieten größere Banken in Schieflage, müssten sie gerettet werden, um einen Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems zu verhindern. „Diese Staatsgarantie setzt dem Management der Banken jedoch falsche Anreize für hochriskantes Verhalten und weiteres fremdfinanziertes Größenwachstum der Banken“. Die Entwicklung von Verfahren zur geregelten Abwicklung von Großbanken sei deshalb ein wichtiger Baustein der europäischen Bankenregulierung.

Mithilfe eines Trennbankengesetzes könnten die Großbanken im Prinzip rasch auf eine abwickelbare Größe verkleinert werden. „Die duale Trennung kann nur als erster Schritt sinnvoll sein. Weitere Maßnahmen sind jedoch unumgänglich“, urteilt Finanzmarktexpertin Schäfer. „Auch in einem Trennbankensystem ist eine nicht risikogewichtete Eigenkapitalquote von mindestens fünf Prozent unverzichtbar, um das fremdfinanzierte Größenwachstum einzudämmen“, bekräftigt Dorothea Schäfer. Die nach dem Plan erlaubte Holdingstruktur dürfte ein zusätzliches Hindernis für eine Entflechtung im Falle einer Abwicklung sein.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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