Kommentar
08:00 Uhr, 15.09.2009

„Discount-Bonus“ - weder Fisch noch Fleisch?

Discount- und Bonus-Zertifikate gehören hinter Garantie- und den neuerdings wieder mehr und mehr gefragten Express-Papieren nach wie vor zu den beliebtesten Produkten am strukturierten Anlagemarkt. Bieten die einen eine ausgehend vom jeweiligen Kaufzeitpunkt feststehende Seitwärtsrendite, ermöglichen die anderen einen verbilligten Einstieg in den zugrundeliegenden Basiswert und gewähren dadurch ebenfalls einen bestimmten Teilschutz.

Dass sich beide Strukturelemente auch miteinander kombinieren lassen, beweist die BNP Paribas mit der Emission eines Discount-Bonus-Zertifikates auf den Euro STOXX 50, das sich aktuell noch bis zum 1. September in Zeichnung befindet. Die Funktionsweise des „Zwitter“-Papieres ist relativ einfach. Der Anleger kauft das zweijährige bis 10. Oktober 2011 laufende Produkt, das einen Nennwert von 100 Euro besitzt, zu einem anfänglichen Preis von 90,90 Euro und erzielt dabei einen Einstiegsrabatt von 9,10 Prozent. Damit ist schon einmal das Discount-Kriterium erfüllt.

Die Bonus-Komponente ergibt sich darüber hinaus wie folgt: Sollte der Index am 3. Oktober 2011, dem Bewertungstag kurz vor Fälligkeit, mindestens auf dem Startniveau des Papiers bei Emission schließen, erhält der Investor zum Nennbetrag auch noch einen Bonus von zehn Euro ausgezahlt, was hochgerechnet auf die gesamte Laufzeit einer annualisierten Rendite von zehn Prozent entspricht. Das Zertifikat verfügt damit zwar über eine Bonus-Chance, die hier allerdings nicht mit einem Teilschutz verbunden ist. Denn sollte die Euroland-Benchmark bereits einen Punkt unter dem Auflagelevel ins Ziel kommen, entfällt bereits der komplette Bonus und es erfolgt eine 1:1-Partizipation am Underlying, freilich unter Berücksichtigung des zusätzlichen Discounts, der insofern wiederum eine gewisse Teilabsicherungsfunktion übernimmt. Um tatsächlich einen Verlust zu realisieren, müsste der Index also den gesamten Rabatt am Bewertungstag aufgebraucht haben. Dass das auf den ersten Blick ganz interessante Papier aber nicht ganz so risikolos ist, zeigt die historische Rückrechnung des Emittenten im zugehörigen Factsheet für den Zeitraum vom 17.07.2004 bis zum 17.07.2009. Dabei konnte das Kombi-Produkt zwar in 57 Prozent aller Fälle den Bonus auszahlen und bei zusätzlichen neun Prozent mit einem Gewinn abschließen, doch steht immerhin bei 34 Prozent aller Möglichkeiten ein Minus auf dem Kurszettel.

Der BörseGo Tipp:
Die Mischung aus Discounter und Bonus-Zertifikat lässt die Frage offen, ob nicht eine einfache Struktur entweder mit einem höheren Discount oder einem attraktiveren Chance-Risiko-Profil bei der Bonus-Komponente das bessere Produkt darstellen würde, auch wenn das Stichtagsprinzip hier sicherlich von Vorteil ist. In jedem Fall sollten aber nur Anleger investieren, die von einer seitwärts bis leicht aufwärts gerichteten Marktentwicklung in den nächsten zwei Jahren ausgehen.

Discount-Bonus-Zertifikat
Emittent/WKN: BNP Paribas / BN242C
Laufzeit: 10.10.2011
Preis: (in Zeichnung: 27.07.09 – 01.10.09) Ausgabepreis: 90,90 € (kein Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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