Kommentar
09:40 Uhr, 28.08.2019

Dieses Mal können die Zentralbanken uns nicht retten!

Notenbanken rund um den Globus senken die Zinsen, um sich gegen den Abschwung zu stellen. Es wird nur nichts nützen.

Noch nie in der Menschheitsgeschichte waren die Zinsen so niedrig wie jetzt. In den USA gehen die Daten über 200 Jahre zurück. In Großbritannien gehen die Daten über 300 Jahre zurück und auch dort lässt sich keine Periode finden, in der die Zinsen jemals niedriger gewesen wären.


Einige Untersuchungen gehen sogar in das 13. Jahrhundert zurück. Die Schlussfolgerung bleibt die gleiche: nie waren die Zinsen niedriger. Gleichzeitig kann man auch festhalten, dass in mehreren Jahrhunderten Zinsgeschichte die Zinsen „vor kurzem“ noch nie so hoch waren. Noch Anfang der 80er Jahre konnte man mit langweiligen Staatsanleihen eine Rendite von 17 % einfahren.

Die jetzt historisch niedrigen Zinsen sind allerdings keine Konsequenz der Hochzinsphase. Es gibt andere Gründe. Die globale Nachfrage wächst immer langsamer. Das hat mit dem demographischen Wandel zu tun.

Der Wandel der Gesellschaft ist ein Grund, die Schuldenberge sind ein anderer. Staaten haben die Nachfrage über Jahrzehnte mit hohen Ausgaben angeschoben. Nun sind die Schulden so hoch, dass das nicht mehr so einfach möglich ist.

Immer niedrigere Zinsen ermöglichen lediglich, dass der Status Quo aufrechterhalten wird. Die Schuldenberge der Staaten können weiter getragen werden. Es bringt aber keinen Zusatznutzen, da tiefe Zinsen die Nachfrage nicht automatisch beleben.


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Das ist heute ein bedeutender Unterschied zu früher. Heute macht die Industrie nur noch 10-20 % der Wirtschaft aus. In der Mitte des 20. Jahrhunderts waren es noch 50 %. Das klingt zwar wenig spektakulär, hat aber weitreichende Folgen.

Niedrige Zinsen sollen dazu beitragen, dass investiert wird. Früher hat das aus zwei Gründen funktioniert. Zum einen war es tatsächlich attraktiv, wenn die Zinsen für einen Kredit nicht bei 8 %, sondern nur noch bei 4 % lagen. Zum anderen brauchte ein viel größerer Prozentsatz der Wirtschaft (Industrie) diese Kredite.

Plakativ ausgedrückt: früher wurden Fabriken gebaut. Das kostete viel Geld. Wenn heute investiert wird, geht es um neue Büromöbel. Für die Nachfrage und Beschäftigung sind das zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.

Für einen immer größeren Teil der Wirtschaft sind Zinsen unwichtiger. Daher verliert die Zinspolitik an Wirkung. Wir befinden uns auch in einer Phase, in der es nicht an Kapazität mangelt. Wenn es überhaupt ein Problem gibt, dann dass die Kapazitäten zu hoch sind. Schon aus diesem Grund wird wenig investiert. Ob die Zinsen da nun bei 2 % oder 0 % liegen, ist fast unbedeutend.

Es gibt einen Grund, weshalb in Japan 20 Jahre niedriger Zinsen nicht gewirkt haben. Anleger jubeln derzeit zwar, wenn die Zinsen gesenkt werden, doch der realwirtschaftliche Effekt ist so begrenzt, dass er eine Rezession nicht verhindern wird, schon gar nicht in Europa.


Negativzinsen dämpfen ab einem gewissen Zeitpunkt sogar die Nachfrage. Konsumenten müssen immer mehr sparen, wenn sie keine Rendite generieren können. Kurz gesagt: die Geldpolitik ist machtlos. Optisch mögen Zinssenkungen interessant sein. Faktisch sind sie wirkungslos. Absurderweise könnte der Handelskrieg dafür sorgen, dass Geldpolitik wieder Wirkung erzielt. Mehr dazu in meinem Guidants ProMax-Stream.

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136 Kommentare

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  • wolp
    wolp

    Selbst isst der Mensch, wenig Fleisch tut gut. Merci

    18:31 Uhr, 31.08.2019
  • Goethe63
    Goethe63

    Manches Mal frage ich mich, seit den GelbWestenProtesten, wann sich der normale Bürger in Europa auf die Strasse begibt und protestiert. Protest gegen die Bevormundung wie alles gleichgeschalten werden soll, macht nicht erst die Vielfalt das Leben und die Welt schöner? Protest gegen den geforderten Konsum, der unsere Umwelt ärmer werden lässt, um nicht zu sagen zerstört. Protest gegen den Terrorismus der EZB unsere Kinder „ins Messer der Schuldenpolitik“ laufen zu lassen. Ist es nicht wichtiger eine gesunde Nahrung, Frieden, auch sozialer Frieden hängt dramatisch vom Geld ab, Gesundheit und die ärztliche Versorgung zu haben, als ein schnelleres Auto, einen grösseren Fernseher, ein leistungsfähigeres Mobilephone zu haben. Was bringen uns Konsumgüter wenn wir uns von Technik abhängig machen die hoffentlich nie kollabiert? Schon jetzt gibt es zuviele Menschen, die sich dank dieser Finanzpraktiken kein Zuhause oder eine gute Ernährung, oder ärtzliche Versorgung mehr leisten können.

    Hört auf mit dem Gezocke und lasst die Börse wieder zu dem werden, wofür sie einmal geschaffen wurde!! Weiss das überhaupt noch jemand von EUCH?

    11:15 Uhr, 31.08.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Schimanski
    Schimanski

    Bin gespannt, wie lange sich die Sparer die Enteignung gefallen lassen.

    10:17 Uhr, 31.08.2019
  • Goethe63
    Goethe63

    Es wurde aber auch Zeit, dass das mal schriftlich ausgesprochen wird!!!

    Jetzt bin ich wieder etwas versöhnter mit der Journalie, die sonst das Lied der EZB und sonstiger fragwürdiger Praktiken verdächtigen Politikern singt. Fragt eine Hausfrau, die sagt euch wie Wirtschaft funktioniert!!!

    09:21 Uhr, 31.08.2019
  • JürgneDax
    JürgneDax

    das ist aber ein negativer Artikel

    22:58 Uhr, 29.08.2019
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    Ironiemaennchen gespart - falls die Vollhonks noch drauf warten

    20:31 Uhr, 29.08.2019
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    Carbon hat ne 1-A in der Entsorgung - aber Hauptsache heute hipp

    20:30 Uhr, 29.08.2019
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    uebrigens hat Greta ihre CO2 Bilanz massiv verschissen mit der 5-Mann Carbonschleuder - wäre ein Kreuzfahrtschiff besser gewesen - aber anscheinend beschissene Berater oder alles nur Show??

    20:15 Uhr, 29.08.2019
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    Hallo Herr Weygand - dan Artikel zum Bovespa sollten sie mal wieder aktualisieren - aber anscheinend wissen einige Schreiberlinge gar nicht mehr was sie geschrieben haben - für mich sind sie jedenfalls der Größte::))

    19:35 Uhr, 29.08.2019
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    der Strom aus den Kernkraftwerken in Frankreich und Tschechien schmeckt übrigens genauso lecker wie unser ehemaliger Strom aus den AKW`s::)) kann keinen Unterschied feststellen -

    der französische hat vielleicht einen etwas strengen Käsegeschmack

    19:10 Uhr, 29.08.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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