Kommentar
08:26 Uhr, 08.01.2015

Dieser Rohstoffabsturz stellt sogar den Ölpreisverfall in den Schatten

Öl ist von Januar bis Dezember 2014 um 45% gefallen. Das ist enorm viel. Ein anderer Rohstoff bringt es aber sogar auf ein Minus von knapp 50%.

Rohstoffpreise sind ein guter Gradmesser für die konjunkturelle Entwicklung. Lässt die Nachfrage bei gleichbleibendem oder steigendem Angebot nach, dann sinken die Preise – meist crashartig. Das ist dieses Jahr nicht nur bei Öl, sondern auch bei Eisenerz der Fall gewesen. Der wichtige Rohstoff hat seit seinem Hoch kurz nach der Finanzkrise knapp 70% verloren. Ein Großteil davon wurde 2014 verloren. Ein Blick auf den Langzeitchart zeigt, dass der Einbruch nicht wirklich überraschend kommen kann. Von 2004 bis 2010 stieg der Preis des Rohstoffs um den Faktor 10.

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Hohe Preise sind das beste Mittel gegen hohe Preise. Steigen die Preise wegen geringen Angebots, dann ist es für Produzenten lukrativ, die Produktionskapazität auszuweiten. Notwendig war dies allemal. Der Verbrauch von Eisenerz für die Herstellung von Stahl hat sich in den vergangenen 10 Jahren fast verdoppelt. Grafik 2 zeigt woher das Wachstum kommt. Wie so häufig ist China Wachstumstreiber Nummer 1. Lässt man China außen vor, dann hat sich die Nachfrage in den letzten Jahrzehnten kaum verändert. Das Wachstum kommt also ausschließlich aus China. Die Verlangsamung des Wachstum in China lässt nur erahnen, dass die Nachfrage nicht mehr so stark steigen wird wie in den Vorjahren.

Eine schnelle Trendumkehr ist nicht zu erwarten. Seit 2011 haben Produzenten wie BHP Billiton und Rio Tinto über 100 Mrd. in die Kapazitätserweiterung gesteckt. Werden diese Kapazitäten genutzt, dann dürfte das Überangebot bis 2017 steigen und 300 Mio. Tonnen erreichen, dabei wurden schon zahlreiche Projekte wieder gestoppt. Seit Mitte 2014 wurden insgesamt Projekte mit einer Kapazität von 140 Mio. Tonnen auf Eis gelegt. Im gleichen Zeitraum weitete sich die globale Produktionskapazität aber um 100 Mio. Tonnen aus.

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Die Nachfrage nach Eisenerz müsste mindestens so schnell wachsen wie in den Vorjahren, damit sich der Preis wieder stabilisieren kann. Tut er es nicht, dann kann der Preis für Eisenerz noch einmal deutlich fallen. Die Aktien von Produzenten wie BHP sind bereits um 35% gefallen. Nach einem Boden sieht es noch nicht aus. Minenbetreiber, die vor allem von Kohle und Eisenerz abhängig sind, dürften auch 2015 Underperformer bleiben.

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3 Kommentare

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  • Eisenerz - ein sehr guter Hinweis, wie so oft besteht die Gefahr, sich um das Geschehen auf der Hauptstraße nicht zu kümmern.

    ​Nur: wieso endet der Beitrag mit einem Verweis auf Oliver Baron und seine Anlageentscheidungen? Was ist da schiefgegangen?

    14:47 Uhr, 08.01. 2015
  • midgard
    midgard

    ​hallo Clemens,

    ich hab mal bitte eine Frage zur 2. Grafik [Stahlproduktion in Mio. Tonnen]: ich kann nicht glauben, dass Chinas Anteil an der Weltproduktion in 2013 bei rund 100% und in 2012 bei rund 90% liegen soll. Woher kommen denn die Zahlen?

    Herzlichen Gruß
    ​Midgard

    11:45 Uhr, 08.01. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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