Kommentar
09:48 Uhr, 27.04.2022

Diesen Sektoren sollte Inflation helfen

Einige Sektoren und Marktsegmente sollten bei hoher Inflation besonders gut performen. Aktuell tun sie es nicht. Eine Gelegenheit?

Es gibt offensichtliche Sektoren, die bei hoher Inflation outperformen. Dazu gehört der Rohstoffsektor. Da der Ursprung der Inflation bei Rohstoffpreisen zu finden ist, verwundert die Outperformance nicht. Es gibt auch weniger offensichtliche Sektoren und Marktsegmente.

Dazu gehören zyklische Werte und Small Caps. Vergleicht man deren Performance gegenüber dem Gesamtmarkt und stellt sie den Inflationserwartungen gegenüber, ergibt sich im Normalfall ein eindeutiges Bild. Steigen die Inflationserwartungen, verbessert sich die relative Performance. Besonders gut sichtbar ist dies bei Small Caps (Grafik 1). Die relative Performance folgt den Inflationserwartungen.

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Seit einem Jahr ist das nicht mehr der Fall. Obwohl die Inflationserwartungen weiter ansteigen, sinkt die relative Performance. Small-Cap-Indizes fallen gegenüber dem Gesamtmarkt schneller. Bei zyklischen Werten verhält es sich nicht anders. Die Kurse von Zyklikern steigen im Normalfall schneller, wenn die Inflation ansteigt (Grafik 2).

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Derzeit ergibt sich eine Divergenz. Inflationserwartungen steigen weiter an, doch es hilft den Segmenten nicht, die sonst zuverlässig profitieren. Auf den ersten Blick wirkt das wie eine Gelegenheit. Im Vergleich zum Umfeld (Inflation) sind Small Caps und Zykliker aktuell so günstig zu haben wie lange nicht.

Was wie eine Gelegenheit aussieht, muss nicht unbedingt auch eine sein. Small Caps und Zykliker performen bei steigender Inflation gut, weil Inflation ein Ausdruck für Wirtschaftswachstum und steigende Nachfrage ist. In diesem Fall ist Inflation Ausdruck einer gesunden wirtschaftlichen Entwicklung.

Bei Small Caps wird Inflation bereits seit einem Jahr nicht mehr als gesund angesehen, bei zyklischen Werten seit zwei Monaten. Anleger haben ihre Meinung grundlegend geändert. Dieser Meinungsumschwung deckt sich mehr oder weniger mit der Neubewertung der Inflation durch die Notenbanken.

Zu Beginn hielten sie Inflation für vorübergehend und unproblematisch. Seit November 2021 hat sich die Einschätzung um 180 Grad gedreht. Inflation wird als großes Problem wahrgenommen und als eines, welches dringend gelöst werden muss. Die straffere Geldpolitik wird das Wirtschaftswachstum früher oder später drücken.

Anleger suchen daher Zuflucht in defensiven Werten. So sind die Aktien von Versorgern seit Jahresbeginn um 4 % gestiegen während Aktien von Konsumgüterproduzenten um 15 % gefallen sind. Eine Outperformance von 19 % innerhalb von vier Monaten ist ein sehr starkes Signal und zeigt, für wie ungesund Anleger die Inflation inzwischen halten.

Im Normalfall wäre die Divergenz von Inflationserwartungen und relativer Performance eine Gelegenheit. Da steigende Inflationserwartungen derzeit jedoch keine Wachstumsbeschleunigung anzeigen, sondern vielmehr eine zukünftige Verlangsamung (wegen der Geldpolitik), ist mit anhaltender Underperformance zu rechnen. Früher oder später werden Inflation und Inflationserwartungen zurückgehen. Erst dann sind zyklische Werte und Small Caps eine Gelegenheit – und eine richtig gute. Durch die Underperformance der letzten Monate sind viele Aktien historisch günstig. Solange der Trend nicht dreht, hilft es wenig. Geduld ist gefragt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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