Analyse
14:43 Uhr, 06.06.2016

Diese Krise ist keine!

Es sollte eine große Krise werden, doch siehe da, es ist keine. Notenbank, Politik, Banken und Investoren können aufatmen.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.099,13 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.099,13 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Dem US-Bankensektor geht es nach wie vor blendend. Das war so ganz und gar nicht zu erwarten, denn der Sektor sollte sich auf eine Krise zubewegen. Grund für Beunruhigung gab es genug. Zuallererst waren es die hohen Kreditvolumina, die Banken an den Ölsektor vergeben hatten.

Insgesamt dürften über 100 Mrd. Dollar an Krediten an Teile des Sektors geflossen sein, die zweifelsohne niemals 100 % davon zurückzahlen werden. Im schlimmsten Fall hätten Banken wohl mit Ausfällen von knapp 100 Mrd. rechnen müssen.

Bisher sind seit Beginn der Ölpreiskrise über 30 Mrd. an Krediten und Anleihen ausgefallen. Das ist eigentlich eine ziemliche Größenordnung, doch am Bankensektor geht das fast vollkommen vorbei. Grafik 1 zeigt wie viel US-Banken jedes Quartal verdienen. Im ersten Quartal 2016 konnten Banken 125 Mrd. an Zinseinnahmen ausweisen. Zusammen mit anderen Einnahmequellen blieb unterm Strich ein Gewinn von 39 Mrd. USD.

Der Gewinn war im ersten Quartal mit 39 Mrd. etwas geringer als ein Quartal zuvor. Ende 2015 schrieben Banken 40,7 Mrd. Kredit. Den bisher höchsten jemals erzielten Gewinn wiesen Banken in Q2 2015 aus. Damals verdienten sie 43 Mrd. Der Gewinn ist also rückläufig, doch gemessen an allen US-Unternehmen ist die Gewinnrezession milde.

Die vergleichsweise harmlose Gewinnrezession ist bemerkenswert, denn Banken leiden an mehreren Fronten. Einerseits sind Wachstumsmöglichkeiten begrenzt. Immer mehr Konkurrenz im Internet von Nicht-Banken nimmt Geschäft weg. Der Druck auf die Margen ist enorm. Gleichzeitig steigt die Kreditvorsorge für ausfallgefährdete Kredite. Beides lastet auf den Gewinnen, doch trotz allem sind Banken immer noch dabei sehr hohe Profite zu schreiben.

Daran ändern alle widrigen Umstände nichts. Banken hilft dabei, dass sie sich nach wie vor sehr günstig refinanzieren können. Durch Kreditvergabe nehmen Banken aktuell 125 Mrd. pro Quartal ein. Die Kosten, die ihnen dafür selbst anfallen, liegen bei 10 % davon (siehe auch Grafik 1). Derzeit steigen die Zinseinnahmen schneller als die Kosten, die Banken für die Kreditvergabe entstehen.

Die Margen werden natürlich von hohen Rückstellungen für faule Kredite belastet. Gut 10 % der Zinseinnahmen müssen Banken gleich in ihre Rückstellungen weiterleiten, um für Kreditausfälle vorzusorgen. Nach Kreditvorsorge und Zinskosten bleibt dann immer noch eine Bruttomarge von 80 % vor Personal- und anderen Kosten. So schlecht läuft das Geschäft also nicht.

Durch die Ölkrise und auch eine Krise im Einzelhandel stiegen die Kosten für Rückstellungen so hoch wie lange nicht. Sieht man einmal von der Finanzkrise ab, die absolut außergewöhnlich war, dann befinden sich die Kosten auf Rezessionsniveau. Vergleicht man die Kosten mit der vorletzten Rezession zur Jahrtausendwende, dann sind Banken heute ähnlich stark belastet.

Grafik 2 zeigt das Ganze noch aus Sicht der Bilanz. Auf ein steigendes Kreditvolumen müssen Banken höhere Abschreibungen vornehmen. Derzeit liegen die Nettoabschreibungen (tatsächlich verlorener Kredit) bei 12 Mrd. pro Quartal. Es kann zweifelsohne schlimmer kommen. Das zeigten die Jahre 2008 und 2009. Hier erreichten die Verluste teils mehr als 50 Mrd. in einem Quartal.

Selbst wenn die Kreditausfälle weiter ansteigen oder sich gar verdoppeln, dann ist das für den Gesamtsektor immer noch kein Problem. Geht man von einem Abschreibungsbedarf wie zur Zeit der Finanzkrise aus, dann würden US-Banken alles in allem immer noch an die 15 Mrd. Dollar verdienen.

Anleger sind dennoch skeptisch. Die meisten Bankaktien stehen weit unter ihren Hochs, selbst wenn man Kapitalerhöhungen, die die Aktien verwässert haben, außen vorlässt. US-Banken sind derzeit Geldmaschinen. Es zeichnet sich keine Trendwende ab. Im Gegenteil, denn wenn die Zinsen wirklich weiter steigen, steigen auch die Margen wieder. Der US-Bankensektor ist bei Rücksetzern eine Investitionsüberlegung wert.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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