Kommentar
09:06 Uhr, 06.10.2020

Die zweite Corona-Welle und die Börse

Bisher zeigte sich der Aktienmarkt trotz steigender Fallzahlen robust. Bleibt das so?

Die kurze Antwort ist relativ einfach: vorerst ja. Es ist kein eindeutiges Ja, weil sich die Lage dynamisch entwickelt. Es ist unseriös, einen Effekt für den Aktienmarkt komplett auszuschließen. Die derzeitige Entwicklung ist aber kein großer Grund zur Sorge, zumindest nicht für Anleger. Im September reagierten Anleger temporär auf die steigenden Fallzahlen. Der Schock und die Angst vor der zweiten Welle war jedoch schnell vergessen. Das dürfte vor allem an einem Umstand liegen. Die Zahlen heute sind nicht mit den Zahlen aus März und April vergleichbar. In vielen Ländern ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen deutlich höher als im März und April. Es wird aber im Gegensatz zu damals sehr viel mehr getestet. Wer mehr testet, kann auch mehr Fälle identifizieren. Um die Zahlen vergleichbar zu machen hilft ein Blick auf die Positivrate, also der Prozentsatz an durchgeführten Tests, der eine Infektion zeigt.

In den USA lag diese Rate zu Beginn der Pandemie bei 20-25 % (Grafik 1). Mit partiellen Lockdowns ging die Rate bis Anfang Juni zurück und erreicht bei 4 % ein Tief. Dann kam die zweite Welle im Juli. Die Rate stieg auf 8 % und fällt seither wieder. Obwohl aktuell mehr Neuinfektionen gemeldet werden als im April ist die Lage besser als damals.


Hätten die USA damals bereits so viel getestet wie heute, wären zu Beginn nicht 35.000 Fälle pro Tag gemeldet worden, sondern 200.000. Derzeit werden zwischen 45.000 und 55.000 Fälle pro Tag gemeldet. Auf vergleichbarer Basis ist es nur ein Viertel dessen, was im März und April gemeldet wurde.

Ähnlich verhält es sich auch in Europa. Hier hat die zweite Welle später begonnen. Die Positivrate ist mit derzeit 4 % in der ganzen EU aber weit unter dem Hoch von fast 20 % Anfang April (Grafik 2).

In Deutschland, Großbritannien, Schweden und Italien bleiben die Raten noch auf niedrigem Niveau (Grafik 3). Selbst in Spanien, in dem die Lage besonders dramatisch wirkt, ist die Rate im Vergleich zu März noch niedrig. Die Weltgesundheitsorganisation schätz allerdings, dass die Positivrate 4 % nicht überschreiten sollte, wenn man die Ausbreitung nicht außer Kontrolle geraten lassen will.


Die Lage ist in einigen Ländern ernst. Sie ist aber nicht ganz so ernst, wie die absoluten Fallzahlen vermuten lassen. Das erklärt auch, weshalb sich Anleger wenig beeindruckt zeigen. Steigen die Positivraten im Winter flächendeckend wieder in den zweistelligen Bereich, dann hat die Politik ein Problem. Ohne Lockdowns geht es dann kaum mehr. Das überträgt sich dann auch auf die Börse. Aktuell sieht es jedoch nicht danach aus.

Clemens Schmale


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1 Kommentar

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  • Lars_mm
    Lars_mm

    Klasse Beitrag und realistische Einordnung der Infektionszahlen. Danke Clemens Schmale.

    12:27 Uhr, 06.10. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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