Die Zukunft der Geldpolitik
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Ob EZB, Fed oder Bank of England (BoE), sie alle haben Wertpapierkäufe für sich entdeckt. In Großbritannien hält die Notenbank inzwischen so viele Wertpapiere, dass sich die Summe auf 50 % der Wirtschaftsleistung beläuft (Grafik 1). Es ist der höchste Wert, den es jemals gab. Das will etwas heißen, denn die BoE legt immerhin eine Historie von mehr als 300 Jahren vor.
Neben der schwedischen Riksbank ist die BoE die älteste Notenbank. Es gab Notenbanken vor ihr, allerdings haben diese die Zeiten nicht überstanden. Eine längere Zeitreihe als von der BoE lässt sich nicht finden. Das ist aber auch nicht notwendig, um zu erkennen, dass die Geldpolitik seit der Finanzkrise eine andere ist.
Dass Notenbanken vermehrt zur Bilanzausweitung greifen, hat gute Gründe. Die Zinsen sind so tief, dass sie kaum noch sinken können. Nach einer minimalen Zinswende in Großbritannien Ende 2017 wurde der Leitzins im Zuge der Pandemie auf ein neues Tief gesenkt (Grafik 2).
Mit 0,1 % liegt der Zinssatz nahe an der unteren Grenze. Die BoE bereitet sich auf Negativzinsen vor. Im nächsten Abschwung ist es zumindest technisch möglich, Negativzinsen einzuführen. Der Zinssatz kann jedoch nicht beliebig tief sinken. Es gefährdet die Finanzstabilität auf vielerlei Arten. In der Eurozone wurden Negativzinsen über die Hintertür für Banken größtenteils wieder abgeschafft, um die Profitabilität nicht weiter zu unterwandern. Banken, die kein Geld verdienen können, sind nicht stabil.
Neben Banken gibt es ein weiteres Argument gegen effektiv negative Nominalzinsen. Man stelle sich vor, man kann Kredite aufnehmen und dank negativer Zinsen muss man jedes Jahr weniger zurückzahlen. In diesem Fall würde es Sinn machen, so viel Kredit wie nur möglich aufzunehmen und davon Sachwerte zu kaufen. Hyperinflation ist in diesem Fall garantiert.
Negativzinsen sind also nicht die Lösung. Die BoE benennt die Lösung nun erstmals ganz klar: Wertpapierkäufe sind hier, um zu bleiben. Da nicht mehr an den Zinsen geschraubt werden kann, müssen andere Instrumente bemüht werden. Das ist die Bilanzsumme der Notenbank.
Dabei geht es nicht darum, dass die Bilanzsumme in einer Einbahnstraße immer weiter wächst. Stattdessen soll die Bilanzsumme über die Konjunkturzyklen stärker schwanken. Es wäre im Vergleich zur Historie ein wildes Hin- und Herschwanken (Grafik 3).
In Krisen wird schnell und entschlossen agiert. Dafür wird auch im Gegensatz zur Finanzkrise auch der Stecker wieder schneller gezogen. Ein solches Vorgehen würde auch dem Aktienmarkt nicht schaden. Derzeit haben Anleger den Eindruck, dass die Bilanzsumme eine Einbahnstraße ist. Gewöhnt sich der Markt an schnellere Zyklen, gibt es keinen Grund mehr, weshalb Wertpapierkäufe die Bewertung in die Höhe schnellen lassen sollte.
Der Weg hin zu dieser neuen Geldpolitik ist ein langer. Es erscheint jedoch die einzig sinnvolle Lösung zu sein, auch für den Aktienmarkt.
Clemens Schmale
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