Die Zinsen werden weiter steigen
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Auf dem jährliche EZB-Notenbankforum in Sintra in Portugal haben die Chefs der wichtigsten Notenbanken der Welt bekräftigt, dass die Zinsen auch in den kommenden Monaten angehoben werden dürften. Neben EZB-Präsidentin Christine Lagarde und Fed-Chef Jerome Powell nahmen an der hochkarätigen Diskussionsrunde auch der Gouverneur der Bank of Japan, Kazuo Ueda und der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, teil.
Zwar habe man bereits einen deutlichen Teil des Weges zurückgelegt und den Leitzins um insgesamt 400 Basispunkte in weniger als einem Jahr erhöht, aber zugleich habe man noch einen Teil des Weges vor sich, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Man werde von Meeting zu Meeting auf Basis der jeweiligen Daten entscheiden, so Lagarde. "Wenn sich an unseren Basisszenario nichts ändert, werden wir die Zinsen im Juli sehr wahrscheinlich erhöhen", sagte Lagarde und wiederholte damit die Aussagen von der Pressekonferenz zum letzten EZB-Zinsentscheid und aus ihrer Rede vom Dienstag. Zu einer möglichen weiteren Zinserhöhung im September wollte sich Lagarde nicht konkret äußern, weil bis dahin zahlreiche weitere Daten veröffentlicht werden. Man denke aktuell nicht über eine Zinspause nach, sagte Lagarde allerdings.
Auch Fed-Chef Jerome Powell stellte weitere Zinsanhebungen in Aussicht. Nachdem der Leitzins in etwas mehr als einem Jahr um 500 Basispunkte gestiegen sei, rechne man mit einer Fortsetzung der geldpolitischen Straffung, sagte Powell und verwies auf die Prognosen der Mitglieder des Offenmarktausschusses, die in ihrem "Dot Plot" zum letzten Zinsentscheid im Median zwei weitere Anhebungen bis Jahresende in Aussicht gestellt haben. Zinserhöhungen auf den nächsten Treffen seien nicht ausgeschlossen, auch nicht mehrere Zinserhöhungen in Folge. "Ich würde die Möglichkeit einer Anhebung bei aufeinanderfolgenden Meetings überhaupt nicht vom Tisch nehmen", sagte Powell. Es sei aber angemessen, die Zinserhöhungen zu verlangsamen. Beim letzten Zinsentscheid hatte die Fed zum ersten Mal nach zehn Anhebungen in Folge den Leitzins nicht weiter erhöht.
Verantwortlich für die nach wie vor hohe Inflation sei vor allem der starke Arbeitsmarkt und die hohe Inflation im Dienstleistungsbereich, sagte Powell. Hier wolle man eine Entspannung sehen. Dies treffe auch auf Europa zu, bekräftigte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Die Gesamtteuerung sei seit ihrem Höhepunkt zwar bereits deutlich zurückgegangen, aber man beachte auch die Kerninflation und "hier sehen wir noch nicht genug Anhaltspunkte dafür, dass der unterliegende Inflationsdruck ausreichend gesunken ist", sagte Lagarde. Powell verwies auf eine deutliche Disinflation bei Mieten, betonte aber, dass man dies in anderen Bereichen des Dienstleistungssektors bisher nicht sehe. Die Kerninflation werde in diesem oder dem nächsten Jahr noch nicht auf 2 % sinken, sondern erst 2025, sagte Powell.
Eine Rezession als Folge der geldpolitischen Straffung sehen weder Fed-Chef Jerome Powell noch EZB-Präsidentin Christine Lagarde als das wahrscheinlichste Szenario an. Es gebe weiter einen Pfad, bei dem sich der Arbeitsmarkt zwar etwas abschwäche, die großen Arbeitsplatzverluste, wie sie in früheren Zinszyklen zu verzeichnen waren, aber vermieden werden könnten, sagte Powell. In diesem Szenario würden Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht gebracht, eine Rezession aber trotzdem vermieden. Es bestehe eine signifikante Wahrscheinlichkeit für einen Abschwung, aber dies sei nicht das wahrscheinlichste Szenario.
Fazit/Marktreaktionen: Die Diskussionsrunde lieferte letztlich kaum neue Erkenntnisse. Sowohl EZB-Präsidentin Christine Lagarde als auch Fed-Chef Jerome Powell betonten, dass die Phase der Zinserhöhungen noch nicht vorüber sei, auch wenn man bereits einen großen Teil des Weges zurückgelegt habe. Die Finanzmärkte zeigten zwar eine erhöhte Volatilität nach dem Beginn der Diskussionsrunde, dies dürfte aber in erster Linie auf den gleichzeitigen Beginn des Handels am US-Aktienmarkt zurückzuführen sein.
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