Kommentar
08:35 Uhr, 03.10.2020

Die Vereinigten Staaten brauchen die übrige Welt dringender als umgekehrt

Die USA und der Rest der Welt sind in einem Abhängigkeitsverhältnis. Keiner ist wirklich zufrieden und die USA versuchen sich unabhängiger zu machen. In Zukunft brauchen die USA die Welt jedoch mehr denn je.

Am Ende geht es nur um eines: Geld. Die Welt braucht Dollar und die USA brauchen ausländisches Kapital, um die Defizite zu finanzieren. Der Dollar ist eine Welt- und Reservewährung. Ohne diese wäre das globale Finanzsystem ein anderes.

Der Dollar ist seit vielen Jahrzehnten Reservewährung. Erst war es das Bretton Woods System. Jeder konnte Dollar in Gold tauschen – zu einem festen Wechselkurs. Nach Ende dieses Systems verlor der Dollar allerdings nicht an Bedeutung, denn die Funktion des Systems wurde immer noch benötigt. Es brauchte eine Währung mit ausreichend liquiden Assets.

Die USA sind immer noch der einzige Markt, der das bereitstellt. Auch die Eurozone ist groß, aber spätestens seit der Eurokrise ist klar, dass der Euro den Dollar nicht so schnell ablösen wird. Stattdessen ist der Dollar in den Jahren nach der Finanzkrise noch relevanter geworden.

Derzeit gehen die USA mit vielen Ländern auf Konfrontation. Es herrscht der Irrglaube vor, dass der Rest der Welt die USA dringender braucht. Das Gegenteil ist der Fall. Die USA häufen derzeit hohe Haushaltsdefizite an. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern ist eine Verringerung der Verschuldung in Zukunft so gut wie ausgeschlossen.


Das CBO (Congressional Budget Office) rechnet damit, dass die Verschuldung bis 2050 auf fast 200 % der Wirtschaftsleistung steigt. Der rasante Anstieg ist nicht nur der Pandemie geschuldet. Per Gesetz haben Bürger Anspruch auf gewisse Leistungen, etwa aus der Sozialversicherung oder Medicare und Medicaid (Gesundheitsausgaben). Diese Pflichtausgaben überstiegen bereits vor der Pandemie die Einnahmen.

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Selbst wenn der Staat sämtliche Ausgaben kürzt, die nicht vorgeschrieben sind, steigt das Defizit von -1 % auf -7 % pro Jahr. Mit diskretionären Ausgaben lassen sich ab 2040 zweistellige Defizite nicht verhindern.

Diese Defizit müssen finanziert werden. Die Notenbank kauft Staatsschulden, allerdings weniger als vom Staat ausgegeben werden. Selbst nach QE sind die Schulden um 10 Billionen Dollar gestiegen.


Die meisten Ländern finanzieren die Defizite über Sparer. Das Geld muss angelegt werden und Investoren legen es in Staatsanleihen an. Die Sparquote ist in den USA zu niedrig, um die Defizite zu finanzieren. Sie sind auf Geld aus dem Ausland angewiesen.

Das kann nur geändert werden, wenn die USA mehr sparen, sei es über Ausgabenkürzungen oder über die Bürger. Am Ende bedeuten beide Varianten einen geringeren Lebensstandard. Das lässt sich nur schwer verkaufen. Wollen die USA ihren Lebensstandard halten, sind sie auf das Ausland angewiesen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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