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10:38 Uhr, 13.05.2013

Die USA geben 2013 den Takt vor

Frankfurt (BoerseGo.de) - Angesichts der anhaltenden Bilanzsanierung in den Industrieländern und der weiterhin hohen Exportabhängigkeit der Schwellenländer rechnet John Greenwood, Chefökonom von Invesco, im weiteren Jahresverlauf 2013 mit unterdurchschnittlichen globalen Wachstumsraten bei geringem Inflationsdruck. Aus Anlegersicht stelle sich in diesem Umfeld vor allem die Frage, ob der US-Markt weiter als Zugpferd der globalen Aktienmärkte dienen kann. Gelingen werde dies nur, wenn die Erholung in anderen Volkswirtschaften mit ähnlichem Tempo nachzieht, so Greenwood in seinem neuesten Markt- und Wirtschaftsausblick.

Wie seine Analyse zeigt, erholen sich die Länder mit den gesündesten Bilanzstrukturen derzeit am schnellsten. In erster Linie sind das die asiatischen und lateinamerikanischen Schwellenländer, deren Wachstum allerdings durch ihre hohe Exportabhängigkeit von den schwächelnden Industrieländern gebremst wird. Da eine strukturelle Neujustierung hin zu einer stärker binnenwirtschaftlich ausgerichteten Wachstumsbasis in den Schwellenländern ein langwieriger Prozess ist, meint Greenwood, dass diese Märkte ihr Potenzial auch 2013 noch nicht wieder erreichen werden.

Unter den krisengeschüttelten Industrieländern verzeichnen die Länder, in denen die Bilanzgesundung am weitesten fortgeschritten ist, die höchsten Wachstumsraten (relativ zu ihrem Potenzial) und die beste Aktienmarktperformance. An erster Stelle sind das die USA, gefolgt von Ländern wie Australien, Kanada, Schweden und Deutschland, in denen die größten Exzesse der Immobilien- und Kreditblase vermieden wurden. In Großbritannien schreitet der Entschuldungsprozess deutlich langsamer voran, und große Teile der Eurozone, die bislang kaum Fortschritte beim Schuldenabbau gemacht haben, befinden sich weiter in der Rezession.

Aufgrund der wachstumsdämpfenden Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in den USA rechnet Greenwood hier in den kommenden Quartalen mit einem Wachstum von maximal 2-3%. Deutlich schwächer werden die Wachstumsraten seiner Erwartung nach in den anderen Industrieländern ausfallen, wobei Großbritannien weiter mit Inflationsrisiken kämpft, während der Eurozone in den nächsten ein bis zwei Jahren eine Deflation drohen könnte. Verhaltener ist hier auch der Marktausblick, nachdem die Zypernkrise zuletzt wieder ins Bewusstsein gerückt hat, dass die Eurokrise noch längst nicht überstanden ist.

„Sollten sich andere Märkte im Kielwasser des US-Aufschwungs mit erholen, wäre der Bedarf für Bilanzreparaturen weniger akut“, schreibt Greenwood. „Wenn die Gesundung der notleidenden Sektoren in Regionen wie der Eurozone und Großbritannien aber nicht gelingt, könnte der globale Aufschwung an diesen Volkswirtschaften vorbeigehen – ähnlich wie es Japan in den letzten beiden Jahrzehnten ergangen ist.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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