Die US-Ausrichtung der Schwellenländer im Angesicht von Protektionismus
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Genf (GodmodeTrader.de) - Seit der US-Präsidentschaftswahl wurde zu Recht ausführlich über die Auswirkungen des starken US-Dollars auf die Schwellenländeraktienmärkte berichtet. Doch wie steht es eigentlich, abgesehen von diesen finanziellen Übertragungskanälen, um die direkten Handelsbeziehungen? Dieser Frage geht Mathieu Nègre, CFA, Head of Global Emerging Equities bei der Union Bancaire Privée (UBP) in einem aktuellen Marktkommentar nach.
Durchschnittlich seien sechs Prozent des US-amerikanischen Bruttoinlandsprodukts Schwellenländer-Direktexporte. Allerdings würden sich hinter dieser Zahl erhebliche Unterschiede zwischen einerseits Mexiko (26 Prozent) und Vietnam (20 Prozent) und andererseits Ägypten (weniger als ein Prozent) oder Russland (1,2 Prozent) verbergen. Diese direkte Ausrichtung sei nur ein Teil des Problems. Ein rohstoffexportierendes Land sei zum Beispiel vom weltweiten Wachstum und daher auch von den US-Wachstumserwartungen abhängig, ungeachtet dessen, ob es direkt in die USA exportiere oder nicht, heißt es weiter.
„Interessanterweise scheinen sich die unterschiedlichen Schwellenländeraktienmärkte seit der US-Wahl proportional umgekehrt zu ihrer direkten Ausrichtung dem US-Markt gegenüber zu entwickeln. Die statistische Beziehung ist gering, aber signifikant. Die Märkte schicken positive Signale für das Weltwirtschaftswachstum aus (globale Aktien, einschließlich Schwellenländeraktien, steigen). Trotzdem wird jedoch nach wie vor befürchtet, dass mögliche protektionistische Maßnahmen eingeführt werden könnten, die während des US-Wahlkampfs ausführlich diskutiert wurden“, so Nègre.
Die ersten Wochen der neuen US-Regierung stimmten diesbezüglich jedoch etwas zuversichtlicher. Im Gegensatz zur ursprünglichen Ankündigung sei China nicht der Währungsmanipulation bezichtigt worden. Die Neuverhandlung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) bleibe ein erklärtes Ziel, doch die Dringlichkeit zur Durchsetzung sei geringer als vorab befürchtet. Die einst angedrohten Zölle in Höhe von 45 Prozent auf chinesische Produkte seien zudem kein Thema mehr. Außerdem hätten sich die Wachstumserwartungen verbessert, was sich – unter ansonsten gleichen Bedingungen – positiv auswirken dürfte, heißt es weiter.
„Welche Marktsegmente sollten vorsichtige Anleger angesichts eines möglicherweisen fallenden Wirtschaftsumfeldes von daher im Auge behalten? Von den über 400 Unternehmen des Schwellenländeruniversums mit direkter Ausrichtung gegenüber den USA, über die wir Daten besitzen, weisen 25 Prozent ein Exposure von mehr als zehn Prozent ihres Umsatzes auf. In 16 Prozent der Fälle liegt diese Ausrichtung bei über 25 Prozent. Bei der letztgenannten Gruppe stammen die betreffenden Unternehmen zwar aus dem gesamten Schwellenländeruniversum; allerdings sind der Technologie- und der Gesundheitssektor über- und die Finanzbranche unterrepräsentiert. Was die einzelnen Länder betrifft, so weisen Mexiko (selbstverständlich) sowie Indien und Taiwan im Vergleich zu ihrer Gewichtung in der eigentlichen Vergleichsgruppe die meisten Vertreter auf. Auf China entfallen hingegen nur vier Prozent der Unternehmen in dieser Gruppe. China – sowie Indien im umgekehrten Sinn – zeigen, dass der notierte Sektor nicht immer die gesamte Wirtschaft akkurat abbildet“, so Nègre.
Je nachdem, welche Maßnahmen ergriffen würden, und in Abhängigkeit der mit Spannung erwarteten Unternehmenssteuerreform, könnte das Ergebnis eines beträchtlichen Exposures gegenüber dem US-Markt für Schwellenländerunternehmen stark variieren. Für einige von ihnen sei die Ausrichtung das Ergebnis von Investitionen in Industrieanlagen auf US-amerikanischem Boden – dies entspreche den Zielen der neuen Regierung. Ein Unternehmen wie die Hyundai Motor Group habe bereits beträchtliche Summen in den USA investiert und möchte diese Investitionen erhöhen. Und auch die Hon Hai Precision Group – ein wichtiger Akteur in der Produktionskette des iPhones – habe kürzlich mit dem Gedanken gespielt, einen Produktionsstandort in den USA zu eröffnen, heißt es weiter.
„Dieses Beispiel zeigt, wie komplex dieses Problem ist. Viele der sogenannten „US-Champions“ sind von ihren ausländischen Partnern abhängig und alle verbindet das Interesse nach gemeinsamen Lösungen. In einem Szenario, in dem die Handelssteuern steigen, könnte eine Präsenz vor Ort für viele dieser Unternehmen eher Teil der Lösung als des Problems sein. Daher ist es schwierig zu sagen, ob die latenten Bedenken des Marktes zum jetzigen Zeitpunkt gerechtfertigt sind. Zum ersten Mal seit Langem schenken Anleger an den Aktienmärkten dem Umfang der Zollbeschränkungen und dem Marktzugang jedoch mehr Beachtung als den rein finanziellen Übertragungskanälen“, so Nègre.
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