Die Trumpisierung der Welt
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New York (GodmodeTrader.de) - Die präsidentialen Dekrete, die Donald Trump in den ersten Tagen seiner Amtszeit unterzeichnet hat, lesen sich wie ein Gruselkabinett politischer Unkorrektheiten. Die Mauer zu Mexiko, das Aus für TPP (das Freihandelsabkommen der Pazifikanrainerstaaten), das Eindampfen von Obamacare oder den Einreisebann für Menschen aus diversen muslimischen Ländern, all das nimmt die Weltöffentlichkeit mit der gebotenen Empörung zur Kenntnis. Überraschend ist dabei allerdings eher die allseitige Überraschung, denn genau diese Maßnahmen hatte Trump im Wahlkampf und auch danach immer wieder angekündigt. Der neue Präsident tut also nichts anderes als seine Wahlversprechen einzulösen, wie Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie für Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BlackRock in seinem wöchentlichen „Blick auf die Märkte“.
Abgesehen von dem ungläubigen Aufschrei rund um den Globus werde bei allen Ankündigungen, die jetzt und in naher Zukunft aus dem Weißen Haus drängen, nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht worden sei. Zwar sei das Amt des US-Präsidenten mit umfangreicher exekutiver Macht ausgestattet, dennoch würden für eine Reihe von Vorhaben Kompromisse mit den beiden Kammern des Kongresses notwendig sein. Darüber hinaus werde Trump vermutlich realisieren, dass einige der radikal klingenden Ankündigungen, etwa seine Haltung gegenüber Muslimen oder die Befürwortung von Folter, wohl bei den extremen Teilen seiner Wählerschaft auf Zustimmung stoßen würden, in der weit überwiegenden Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung aber nicht mehrheitsfähig seien, heißt es weiter. „Da wir unterstellen, dass Donald Trump primär von dem Wunsch getrieben wird, von möglichst vielen anerkannt und gemocht zu werden, halten wir eine Mäßigung seiner Positionen im Zeitablauf für wahrscheinlich“, so Lück.
Wenig Einfluss müsse der neue Präsident derzeit auf die wirtschaftliche Lage des Landes nehmen, denn um diese sei es recht gut bestellt. Die Arbeitslosigkeit sei niedrig, die Frühindikatoren wie etwa der Einkaufsmanagerindex letzte Woche deuteten auf Wachstum in der Größenordnung von bis zu 2,5 Prozent für das Gesamtjahr hin, und sogar die Inflation nähert sich der Zielmarke von zwei Prozent. Es werde für Trump also eher darum gehen, mit öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen in seiner Anhängerschaft zu punkten, also etwa Industriearbeitsplätze vor Abwanderung ins böse Mexiko zu schützen bzw. sogar „aus China zurückzuholen“, America First-Aktionen spektakulär aber möglichst ohne volkswirtschaftliche Folgeschäden anzuschieben oder an der Grenze zu Mexiko tatsächlich ein Stück Mauer errichten zu lassen, und sei es auch nur für die Fotografen. Weniger werde dagegen klassisches „Deficit Spending“ im Mittelpunkt stehen. Einen massiven fiskalischen Anschub habe die US-Wirtschaft derzeit nicht nötig. Selbst dem Politiknovizen und VWL-Erstsemester Donald Trump sei klar, dass derartige Wirtschaftspolitik fehlgeleitet wäre, heißt es weiter.
„Davon, dass die Kerninflationsrate wie in den USA in der Nähe von zwei Prozent liegt (Core CPI knapp darüber, Core PCE knapp darunter), ist Europa weit entfernt. Immerhin dürfte aber die gesamte Inflationszahl, also einschließlich Energie- und Nahrungsmittelpreise, für Januar wieder deutlich näher an zwei Prozent heranrücken. Die Konsensusschätzung von 1,5 Prozent für die Eurozone erscheint uns plausibel. Leider ist dieser Wert nur eine Momentaufnahme, denn sobald sich der ölpreisbedingte Basiseffekt (der Ölpreis erreichte seinen Tiefstand am 20. Januar 2016) verflüchtigt hat, dürfte auch die gesamte Inflationsrate wieder durchsacken“, so Lück.
Wie es mit den Finanzmärkten in diesem Jahr weitergehe, werde zu einem guten Teil von politischen Ereignissen in Europa abhängen. Für die Wahlen in Frankreich und Deutschland stünden jetzt die sozialdemokratischen Spitzenkandidaten fest, es sei aber zu bezweifeln, dass Benoit Hamon und Martin Schulz die Dinge wirklich zugunsten ihrer Lager werden wenden können. Zu abgeschlagen liege in Frankreich der Parti Socialiste hinter der Konkurrenz zurück, um ernsthaft an das Erreichen der Stichwahl am 7. Mai zu glauben, heißt es weiter.
„Und zu sehr ist der ehemalige EU-Parlamentspräsident Schulz mit der europäischen Nomenklatura verbandelt, zu sehr betont er, Europa sei die Lösung und nicht das Problem, als dass er für eine breite Schicht von potentiellen SPD-Wählern attraktiver wäre als Sigmar Gabriel. Für Anleger bedeutet dies, dass sich der Blick auf die Risiken der Wahlen durch die sozialdemokratischen Personalien nicht wesentlich verändert. Auch Hamon und Schulz verhindern nicht, dass ein Sieg Le Pens in Frankreich im Bereich des Möglichen liegt und die AfD zweistellig in den Bundestag einziehen dürfte“, so Lück.
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