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10:29 Uhr, 01.09.2021

Die Stimmung in China kippt

Zwei wichtige Indikatoren bescheinigen der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft eine stark abflauende Dynamik, ja sogar Kontraktion.

Peking (Godmode-Trader.de) - Manchmal kommt der Absturz schneller als man denkt. Gerade noch hat Chinas Staats- und Regierungschef Xi Jinping Zuversicht verbreitet und das offizielle Wachstumsziel von „mehr als sechs Prozent“ in diesem Jahr in Erinnerung gerufen, sendet die Industrie des Landes eine in ihrer Plötzlichkeit doch durchaus bemerkenswerte Erlahmung. Zwei wichtige Stimmungsindikatoren bescheinigen dem Sektor so gut wie keine Dynamik mehr, teilweise sogar eine Schrumpfung.

Der offizielle, vom Handelsverband CFLP ermittelte Index der Einkaufsmanager großer Industriebetriebe sank im August von 50,4 Punkten im Vormonat auf einen Wert von 50,1. Analysten von Nomura warnten, dass die Verlangsamung des Wachstums in der zweiten Jahreshälfte ziemlich bemerkenswert ausfallen könnte. Der Dienstleistungssektor schrumpfte spürbar auf nur noch 47,5 Zähler nach einem Juli-Wert von 53,3 Punkten. Der Indexwert für Neuaufträge für den Export sank auf 46,7. Dies ist der niedrigste Wert seit mehr als einem Jahr.

Nachdem der staatliche Einkaufsmanagerindex für die großen Konzerne gefallen ist, hat sich auch die Stimmung bei den kleineren und mittelgroßen Industriebetrieben richtiggehend verdüstert. Der vom Wirtschaftsmagazin "Caixin" und IHS Markit erfasste Indikator fiel im August nach Angaben von Mittwoch stärker als erwartet und rutschte zudem unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten, was auf ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivitäten hinweist. Der Index sank auf 49,2 Punkte nach 50,3 im Vormonat Juli. Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang auf 50,1 Zähler gerechnet.

Als Gründe für die erkennbare Eintrübung gelten die Maßnahmen zur Eindämmung jüngster Virus-Ausbrüche, sowie Lieferengpässe. Trotz eines Nachfrageüberhangs verlangsamte sich die Ausfuhr, weil es in der Logistik und den chinesischen Häfen klemmt. Hohe Rohstoffpreise brachen der Fertigung darüber hinaus das Genick. Hinzu kommen Eingriffe der Regierung: Peking hatte die Wirtschaft mit einer verschärften Regulierung der Technologiekonzerne verunsichert. Dann folgten Schritte, um die rasant steigenden Häuserpreise in den Griff zu bekommen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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