Fundamentale Nachricht
08:15 Uhr, 09.02.2016

Die Rolle von Investoren im Klimawandel

Es ist LGIM-Expertin Meryam Omi zufolge wichtig, dass institutionelle Anleger die Politik dazu auffordern, Mechanismen zu installieren, um Klimakatastrophen in Folge der Temperaturerwärmung zu verhindern.

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    Kursstand: 5.858,00 € (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London (GodmodeTrader.de) - Die Energieerzeugung befindet sich weltweit in einem Wandel. Der Kurswechsel in der Klimapolitik vieler Staaten und der technologische Fortschritt entwickeln sich zwar unterschiedlich stark, entfalten aber eine bislang ungewohnte Dynamik. Meryam Omi, Head of Sustainability bei Legal & General Investment Management (LGIM), erläutert in einem Interview, das GodmodeTrader freundlicherweise von LGIM zur Verfügung gestellt wurde, welche Rolle Investoren bei Thema Klimawandel spielen und mit welchen Entwicklungen sie zu rechnen haben.

Frau Omi, viele Staaten haben sich mittlerweile verpflichtet, bis zum Jahr 2030 zum Teil strenge Klimaziele zu erreichen. Rund um den Globus vollzieht sich daher ein Wechsel in der Energieerzeugung und -versorgung. Ihrer Einschätzung nach bekommt diese Entwicklung auch für Investoren eine immer wichtigere Bedeutung. Warum?

Omi: Nun, weil die Klimaziele, zu denen sich viele Länder verpflichtet haben, Auswirkungen auf viele Branchen und Sektoren haben werden. In den kommenden Jahren werden Unternehmen hier ihre CO2-Emissionen reduzieren müssen. Dieser Punkt hat damit auch ganz offensichtlich Bedeutung für Investoren, die in diese Firmen investieren wollen oder dies bereits getan haben.

In welcher Weise?

Omi: Wir erwarten, dass zwei wesentliche Faktoren eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der wichtigsten Segmente innerhalb der Energieindustrie spielen werden. Der eine ist staatliche Regulierung. Die erfolgreiche Einigung auf dem Klimagipfel in Paris Ende vergangenen Jahres zeigt, dass sich die Welt dem Problem des Klimawandels annehmen möchte. Der Druck der Regierungen, die mit neuen Gesetzen die Emission von klimaschädlichen Gasen weiter begrenzen werden, wird dafür sorgen, dass dieser Prozess in der Zukunft weiter vorangetrieben und an Intensität gewinnen wird. Der andere Faktor ist der Einsatz von Technologie. Der technologische Fortschritt stellt herkömmliche Modelle der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs auf den Prüfstand. Eine effizientere Energiegewinnung wird dazu führen, dass der Verbrauch deutlich sinken wird und regenerative Energien zunehmend wettbewerbsfähig werden - auch ohne Subventionen und Fördermaßnahmen. Diese Veränderungen stellen grundsätzliche Annahmen und Prognosen über Energieverbrauch und -produktion in Frage. Als Investoren müssen wir die Folgen dieses Paradigmenwechsel antizipieren, aber auch fördern - etwa, indem wir Unternehmen unterstützen, die sich den veränderten Verhältnissen anpassen und neue Lösungen dafür entwickeln. Wir müssen außerdem eine Diskussion darüber anregen, wie das von uns verwaltete Kapital am besten verteilt werden kann, um dabei zu helfen, ein nachhaltiges Energiesystem aufzubauen.

Es gibt allerdings immer wieder Zweifel über den politischen Willen, strenge Zielvorgaben für die Emission von Treibhausgasen zu machen. Wie beurteilen Sie diese Ernsthaftigkeit?

Omi: Es ist leider nicht möglich, die Dynamik und Kraft der politischen Willensbildung genau vorherzusagen, aber wir haben rund um den Globus das glaubhafte Bekenntnis, dass sich die Regierungen um die Probleme und Auswirkungen des Klimawandels kümmern werden und dieses Thema ernst nehmen. Gleichzeitig legt die dynamische Veränderung im Energiebereich den Schluss nahe, dass dies nicht allein aus moralischen oder ethischen Gründen geschieht. Neue technologische und finanzielle Modelle bieten Lösungen an, an denen viele Länder interessiert sind - über sauberere und sicherere Energiequellen zu verfügen, hat für viele Länder erhebliche Bedeutung. Aus diesem Grunde sollten Klimaziele in Relation zu ihrem Nutzen für die weltweiten Volkswirtschaften definiert werden.

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat das?

Omi: Ein Anstieg der Erderwärmung um mehr als zwei Grad Celsius hätte langfristig unvorstellbare und verheerende ökonomischen Auswirkungen. Wenn wir das zur Verfügung stehende weltweite Kapital entsprechend verwenden, ist es technisch und finanziell möglich, den Anstieg auf unter zwei Grad zu begrenzen. Dabei sollte jedoch betont werden, dass fossile Brennstoffe im Energiemix für viele Jahre noch eine bedeutende Rolle spielen werden. Aber ihre Rolle im Versorgungsmix wird durch bessere Speichermöglichkeiten und eine effizientere Erzeugung zunehmend von regenerativen Energieträgern übernommen. Was wir benötigen, sind finanzielle Anreize und ein geordneter Übergang, die den Wandel hin zu einer emissionsarmen Ökonomie unterstützen.

Welchen Einfluss hat der technologische Fortschritt?

Omi: Einen ganz erheblichen. Schauen Sie sich zum Beispiel an, wie Telefonie, Computer und mobile Kommunikation das Zusammenleben von Gesellschaften verändert haben. Ähnlich stark ist die Revolution im Energiebereich durch Schiefergas und -öl verlaufen. Bei einem Auto mit einem herkömmlichen Verbrennungsmotor bleiben bis zu achtzig Prozent der eingesetzten Energie ungenutzt, beim Elektroauto sind es nur zehn bis zwanzig Prozent. Auch die Kosten von Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien sind seit 2009 teilweise um 75 Prozent gefallen. Natürlich erfordern neue Technologien zum Teil hohe Vorleistungen, was sie zunächst teurer macht. Aber entscheidend ist, dass diese Lösungen Ländern helfen, unabhängig in der Energieversorgung zu werden, die Beschäftigung im Inland zu erhöhen und die Kosten des Gesundheitssystems durch eine sauberere Umwelt zu reduzieren.

Welche Rolle haben Investoren dabei?

Omi: Wir als Investoren, die das Geld im Auftrag unserer Kunden meist sehr langfristig anlegen, sind ganz erheblich gefordert. Es ist wichtig, dass institutionelle Anleger wie es LGIM einer ist, die Politik dazu auffordern, Mechanismen zu installieren, um Klimakatastrophen in Folge der Temperaturerwärmung zu verhindern und Plattformen aufzubauen, die zur Finanzierung neuer Energiesysteme genutzt werden können. Als Investor, der in Aktien und Anleihen investiert, helfen wir zudem dabei, den Übergangsprozess erfolgreich zu meistern - etwa indem wir mit dem Management von Unternehmen, in die wir investieren wollen, vor dem Hintergrund ihres Geschäfts über die zukünftigen Kosten einer Klimasteuer, über Emissionsrechte und dem daraus entstehenden Finanzierungsbedarf für sie sprechen. Schließlich ist es auch an uns, dass wir die uns vertrauten Kapitalmittel so lenken, dass damit der Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung bestmöglich gelingt.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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