Fundamentale Nachricht
12:37 Uhr, 03.02.2015

Die richtige Mischung macht’s

Der britische Vermögensverwalter LGIM empfiehlt Anlegern, die Diversifikation in ihrem Portfolio zu verbessern.

London (BoerseGo.de) - Investments, deren Risikoprämie beziehungsweise Anlageprofil sich erheblich von traditionellen Anlageformen unterscheiden, sind nachweislich am besten geeignet, um ein Portfolio stärker zu diversifizieren. Zu diesem Ergebnis kommt Emiel van den Heiligenberg, Anlagestratege und Head of Asset Allocation beim britischen Asset-Manager Legal & General Investment Management (LGIM).

„Unser Research-Team hat systematisch nach Anlagestrategien gesucht, die die Chance auf alternative Risikoprämien bieten“, erläutert van den Heiligenberg. „Die vielversprechendsten Ergebnisse liefern demnach Momentumstrategien, die am Aktienmarkt eingesetzt werden, und so genannte Carry-Strategien, also Strategien, die auf Zins- beziehungsweise Preisunterschiede am Bond- und Devisenmarkt setzen“.

In einem Portfolio, das aus möglichst vielen unkorrelierten Anlagen beziehungsweise Anlageformen besteht, lässt sich durch diese alternativen Strategien nach Angaben des LGIM-Experten nicht nur der Anlagekosmos erweitern, sondern auch das Risiko insgesamt senken. „Dies ist die entscheidende Voraussetzung dafür, vergleichsweise stabile Erträge in einem von niedrigen Zinsen und schwachem Wirtschaftswachstum geprägten Umfeld erzielen zu können“, so van den Heiligenberg.

Viele Investoren haben nach der Finanzkrise den Nutzen einer systematischen Diversifikation in Frage gestellt, weil viele Anlageformen innerhalb kurzer Zeit gleichzeitig an Wert verloren haben. „Das ist jedoch typisch für ausgeprägte Krisenphasen, in der übrigens auch die Preise von wenig liquiden Anlageformen wie etwa Immobilien unter Druck geraten sind“, sagt van den Heiligenberg. „Es wäre jedoch falsch, daraus den Schluss zu ziehen, dass Diversifikation nicht mehr funktioniert.“

Seiner Einschätzung nach resultiert die Skepsis vieler Investoren aus einem falschen Verständnis dieses Anlageansatzes. „Diversifikation ist nicht darauf ausgelegt, kurzfristig positive Effekte zu erzielen“, so van den Heiligenberg. „Vielmehr zeigt eine Vielzahl von Untersuchungen, dass die global ausgerichtete Diversifikation eines Portfolios das Verlustrisiko auf längere Sicht reduziert.“ Van den Heiligenberg erinnert zudem daran, dass nicht alle Anlageformen in der Finanzkrise Verlust gemacht haben. So sind zum Beispiel die Kurse sicherer Staatsanleihen in dieser Zeit stark gestiegen. „Entscheidend ist es außerdem, das Portfolio smart und effektiv zu diversifizieren“, so der Head of Asset-Allocation bei LGIM.

Aus der Sicht eines risikoorientierten Anlageansatzes ergibt sich das Risiko einer Anlageklasse aus der Summe aller zugrunde liegenden Einzelrisiken in dieser Anlageklasse. „Einzelne Strategien oder Investments sind demzufolge nichts anderes als die Bündelung einzelner Risiken beziehungsweise Risikofaktoren – in etwa so wie einzelne Nahrungsmittel jeweils unterschiedliche Kombinationen von Nährstoffen bieten“, zieht van den Heiligenberg den Vergleich. „Der Unterschied ist allerdings, dass Risikofaktoren anders als Nährstoffe nicht vollkommen unabhängig voneinander sind. Sie bestimmen zwar das individuelle Anlageprofil eines Investments, unterliegen jedoch den gleichen Einflussfaktoren.“ Als Beispiel dafür nennt der LGIM-Anlagestratege die Aktie und Anleihe eines Unternehmens. Deren Wertentwicklung wird in beiden Fällen neben anderen Faktoren von den laufenden Geschäftszahlen ebenso wie von den allgemeinen konjunkturellen Risiken beeinflusst.

„Vorausgesetzt, dass sich entsprechende Chancen ergeben, sind wir bereit, einzelne Risiken in unseren Portfolios zu bestimmten Zeitpunkten zu erhöhen – zum Beispiel dann, wenn sie am Markt vergleichsweise günstig bewertet werden“, umreißt van den Heiligenberg die strategische Asset-Allocation bei LGIM. „Der zentrale Ansatzpunkt für eine Hebelung ist, den Bondanteil hoch- oder runterzufahren und so die Balance zwischen sicheren und risikobehafteten Anlagen zu verbessern. Doch dabei können keine einfachen Regeln angewendet werden, denn wir glauben, dass es schwieriger ist, in einer Phase mit niedrigen Zinsen und schwachem Wachstum das wahre Risiko von Anleihen einzuschätzen.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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