Kommentar
14:30 Uhr, 17.12.2018

Die Profis geben auf: Der Markt ist nicht zu schlagen!

Schon seit zehn Jahren gelingt es Hedgefonds nicht mehr, eine bessere Rendite zu erzielen als der Gesamtmarkt. Immer mehr Hedgefondsmanager geben entnervt auf.

Hedgefondsmanager waren einst die Superstars unter den Portfoliomanagern. Anders als normale Investmentfonds können Hedgefonds nicht nur das Geld ihrer meist sehr vermögenden Anleger in Wertpapiere wie Aktien oder Anleihen investieren, sondern sie können auch Wertpapiere leerverkaufen ("shorten") und damit auf fallende Kurse spekulieren. Zudem können Hedgefonds zusätzlich zu dem von ihren Anlegern investierten Geldern Fremdkapital aufnehmen, wodurch es zu einem Hebeleffekt kommt: Die Erträge, aber auch die Verluste, fallen größer aus.

In den vergangenen Jahrzehnten erzielten Hedgefonds oft traumhafte Renditen. Unvergessen ist etwa die Spekulation von George Soros gegen das britische Pfund Anfang der 90er Jahre. An einem einzigen Tag verdiente Soros mehr als eine Milliarde Dollar für seinen Hedgefonds (siehe: So knackte George Soros die Bank of England). Nicht wenige Hedgefondsmanager wurden zu Milliardären, manche sogar zu Multimilliardären. So etwa wird das Vermögen von George Soros heute auf über 25 Milliarden Dollar geschätzt, das von Ray Dalio auf rund 17 Milliarden Dollar.

Doch auch wenn viele der ultrareichen Hedgefondsmanager noch unter uns weilen: Die besten Zeiten der Hedgefonds sind wohl gezählt und dürften auch nicht mehr wiederkommen. Schon seit neun Jahren gelingt es den Hedgefonds insgesamt nicht mehr, besser abzuschneiden als der breite US-Aktienindex S&P 500. 2018 dürfte das zehnte Jahr in Folge werden, in dem keine Überrendite mehr herausspringt. Anleger wären also unter dem Strich besser gefahren, wenn sie ihr Geld einfach in einen billigen Indexfonds gesteckt hätten statt in einen Hedgefonds.

Während Hedgefonds bei der Performance nicht mehr mit einem einfachen Indexinvestment mithalten können, bleiben sie doch exorbitant teuer: Viele Hedgefonds orientieren sich an der sogenannten Two-and-Twenty-Vergütungsstruktur: Der Hedgefonds sackt jährlich zwei Prozent aller investierten Gelder als Verwaltungsgebühr ein und weitere 20 Prozent aller erzielten Gewinne. Die zwei Prozent Verwaltungsgebühr wird dabei ganz unabhängig von der Performance fällig.

Die schwache Performance führt dazu, dass immer mehr Hedgefonds dichtmachen. 2018 dürfte bereits das dritte Jahr in Folge werden, in dem mehr Hedgefonds geschlossen als gegründet werden. Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg zählte bis zum 3. Dezember insgesamt 580 Schließungen von Hedgefonds und 552 Neueröffnungen. Nicht hinter jeder Schließung eines Hedgefonds muss dabei ein Totalverlust stecken wie im Fall des von James Cordier gemanagten Fonds der Firma Optionsellers.com, der 150 Millionen Dollar in den Sand setzte und Nachforderungen an seine Kunden stellte (siehe: "Das Geld ist weg! Tut uns leid!")

Trotz allem gilt aber: Ein Aussterben der Hedgefonds ist für die nahe Zukunft nicht zu erwarten. Ende 2017 verwalteten Hedgefonds sogar mehr Gelder als jemals zuvor. Das hatte vor allem mit der weltweiten Liquiditätsflut zu tun, für die die Notenbanken nach der Finanzkrise gesorgt haben. Und damit, dass viele Anleger offenbar noch nicht erkannt haben, dass sie mit einem passiven Indexinvestment ähnlich gut gefahren wären wie mit einem teuren Hedgefondsinvestment.

Außerdem darf nicht vergessen werden: Auch wenn es den Hedgefonds insgesamt nicht mehr gelingt, den Gesamtmarkt zu schlagen, bringen es einzelne Hedgefondsmanager durchaus fertig. So wie etwa Crispin Odey, der mit seinen Wetten auf den Systemkollaps zu den Outperformern des Jahres gehört und einen 25-jährigen Bärenmarkt prophezeit (siehe: Dieser Milliardär wettet auf den Systemkollaps)


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2 Kommentare

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  • German2
    German2

    sie sollten nicht nur "aufgeben" sie sollten verboten werden .. dazu Steuern auf Kapitalgewinne bis zu 100% anheben (ab einer gewissen Höhe)

    15:35 Uhr, 17.12.2018
  • Johnny Depp
    Johnny Depp

    Nun ja, den meisten Aktienfondsmanagern gelingt es seit Jahrzehnten nicht, die relevanten Benchmarks zu erreichen; da sind die Hedgefondsmanager also nicht alleine.

    14:54 Uhr, 17.12.2018

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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