Kommentar
13:16 Uhr, 22.11.2018

"Das Geld ist weg! Tut uns leid!"

Ein Hedgefonds hat mit riskanten Wetten auf Erdöl und Erdgas nicht nur alle Anlagegelder verloren, sondern fordert seine Kunden auch noch zur Nachzahlung auf. Das Video des fast heulenden Hedgefondsmanagers ist inzwischen ein Youtube-Hit.

Erwähnte Instrumente

Bereits in der vergangenen Woche hatten wir an dieser Stelle darüber spekuliert, dass die starken Schwankungen beim Erdöl- sowie beim Erdgaspreis möglicherweise etwas mit einem Hedgefonds zu tun haben könnte, der sich verspekuliert hatte und panisch seine kompletten Positionen auflösen musste (siehe hier).

Wie am vergangenen Wochenende erste Medien berichteten, hat es tatsächlich mindestens einen Hedgefonds erwischt, nämlich den Fonds der Firma Optionsellers.com. In der Vorwoche schrieb Optionsellers.com an seine Kunden, dass man die Erdgaspositionen so schnell wie möglich auflösen müsse.

"Heute, dem nach unseren Planungen eigentlich letzten Tag der Liquidation, schoss der Markt nach oben, als die Preise offenbar in einem 'Short Squeeze' gefangen waren. Die Geschwindigkeit, mit dem es vonstatten ging, ist wahrlich jenseits von allem, was ich in meiner Karriere jemals gesehen habe. Es überrannte unsere Risikokontrollsysteme und lieferte uns auf Gedeih und Verderb dem Markt aus. Kurz gesagt war es eine Monsterwelle und sie überflutete uns", hieß es in dem Schreiben an die Kunden des Fonds.

Die Clearingfirma verlange nun eine Auflösung aller Positionen und die Kundenkonten würden wohl ins Minus rutschen. Auf der Website, die inzwischen größtenteils vom Netz verschwunden ist, hieß es zudem, dass Kunden ihre Negativsalden ganz normal auflösen müssten und den Zahlungsaufforderungen weiterhin nachkommen müssten.

In einem Video, das sich inzwischen unter Tradern und Investoren immer mehr zum Youtube-Hit entwickelt, entschuldigte sich der Hedgefondsmanager persönlich bei seinen Kunden. Das Video wirkt stellenweise wie eine Parodie, aber ist tatsächlich echt. Es tue ihm leid, dass er nie mit "Curt und Grace in Michigan" fischen gegangen sei, sagt Hedgefondsmanager James Cordier und bedauert, dass er mit seiner Frau nun doch nicht mehr den Kunden in Marseille besuchen werde, um die Schönheit der französischen Riviera zu bewundern. Bei einem Kunden in Kansas City bedankt sich der Hedgefondsmanager für eine Grillsauce und verspricht, immer an den Kunden zu denken, wenn er die Grillsauce künftig genieße.

Die Kunden habe er im Büro und manchmal auch am Telefon als Teil der "Familie" bezeichnet und ihr Geld auch so investiert, als ob es sich um Familienmitglieder handle, behauptet Cordier.

Was genau schief ging, erläutert Cordier in dem Video nicht. Stattdessen versichert er, dass er jeden Morgen nach dem Aufstehen und jeden Abend sogar während des Abendessens mit seiner Frau immer einen Blick auf die Märkte geworfen habe, um möglichen "Monsterwellen" auszuweichen, sagt Cordier. Leider erfolglos.

Wie Bloomberg berichtet, war Cordier allerdings ein Fan unbesicherter Optionen (naked options) insbesondere auf dem Rohstoffmarkt und propagierte seinen Investmentstil in verschiedenen Artikeln und einem Buch. Bei unbesicherten Short-Positionen können Verluste in theoretisch unbegrenzter Höhe auftreten. Laut Bloomberg dürfte sich der Verlust des Hedgefonds auf rund 150 Millionen Dollar belaufen - was gleichzeitig bedeutet, dass der Fonds ein eher kleiner Fisch im Haifischbecken der Finanzmärkte war.

Einige Twitter-User fühlten sich beim Entschuldigungsvideo von Cordier übrigens an eine Szene aus der Cartoon-Serie "South Park" erinnert, in der ein Kundenberater einer Bank die von Kunden eingezahlten Gelder per Knopfdruck im Sekundentakt sofort verliert. "Und es ist weg", sagt der Kundenberater.


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38 Kommentare

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  • Beastmode
    Beastmode

    Aaaand it's gone!!!

    16:48 Uhr, 24.11.2018
  • wolp
    wolp

    Na na, wer wird denn gleich in solche Lobeshymnen verfallen... Merci bien

    16:38 Uhr, 23.11.2018
  • 1 Antwort anzeigen
  • kingmidas
    kingmidas

    Die Anleger sollten sich mal nicht so anstellen, immerhin hat er sich für die Barbecue soße bedankt.

    18:06 Uhr, 22.11.2018
    2 Antworten anzeigen
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    European und also ist das ..... wenn ich mich aufrege gibts immer Schreibfehler

    18:05 Uhr, 22.11.2018
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    zum betrügen benötigt man allerdings auch keinen Madoff: man hat seit Jahren den Threadneedle Europaen Select im Dept der hat ne brit. ISIN - England macht mal kurz den Brexit -

    der Fonds braucht jetzt ne neue ISIN in Luxemburg - als ist das ein Fondsverkauf - unser Staat kassiert 25% Abgeltungssteuer aus dem Gewinn und der Fonds steht morgen mit der neuen

    ISIN bei dir im Depot aber halt etwas rasiert um die 25% Abgeltungssteuer

    18:02 Uhr, 22.11.2018
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    der Madoff sitzt, der Greisinger hat ein Museum und das Geld ist halt jetzt wo anders::)) ist doch

    nicht weiter tragisch - nur der Greisinger hat sich nicht tränenreich von seinen Kunden verabschiedet::))

    17:53 Uhr, 22.11.2018
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    die Frage von Franky war doch einfach - kann das dt. Fondskunden auch passieren - und die

    Antwort war auch einfach: ja - man muß nicht immer Romane schreiben

    17:43 Uhr, 22.11.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Oliver Baron
    Oliver Baron Experte für Anlagestrategien

    Man muss auch sagen, dass die allermeisten Hedgefonds in den letzten Jahren KEIN gutes Investment mehr waren. In früheren Jahrzehnten erzielten sie oft deutliche Überrenditen gegenüber dem Gesamtmarkt. Diese Zeiten sind aber offensichtlich vorbei, jedenfalls für die meisten der Hedgefonds.

    17:32 Uhr, 22.11.2018
  • Oliver Baron
    Oliver Baron Experte für Anlagestrategien

    Ein Hedgefonds kann im Gegensatz zu einem normalen Fonds auch Short-Positionen eingehen und auf Margin spekulieren, also zusätzlich Fremdkapital (Schulden) aufnehmen und investieren, das können normale Investmentfonds nicht.

    17:23 Uhr, 22.11.2018

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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