Kommentar
10:20 Uhr, 25.04.2022

Die Privatanleger beginnen aufzugeben

Nicht zuletzt wegen kaufkräftiger Privatanleger konnte sich der Aktienmarkt trotz aller Probleme gut halten. Jetzt drohen Privatanleger aufzugeben.

Die Pandemie brachte viele Haushalte erstmals an die Börse. Zunächst war es Zeitvertreib, dann kam vom Staat viel Geld und da die Kurse nur die Richtung nach oben kannten, war anlegen einfach. Jeder kleine Rücksetzer wurde gekauft und es wurde belohnt. So wurden Anleger konditioniert.

Nun korrigiert der US-Markt bereits seit Jahresbeginn und selbst auf Jahressicht ist das Plus nur noch sehr klein. Das zermürbt. Die bisherige Anlagestrategie funktioniert nicht mehr. Das kann für den gesamten Markt Folgen haben.

Die Konditionierung und das Anlageverhalten erklärt zunächst, weshalb der Aktienmarkt von der Verbraucherstimmung losgelöst steigen konnte (Grafik 1). Nach dem Stimmungseinbruch zu Beginn der Pandemie erholte sich das Sentiment zusammen mit dem Aktienmarkt. Seit Sommer 2021 gibt es eine Divergenz. Die Stimmung fällt und der Markt konnte weiter steigen.

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Diese Divergenz ist in ihrer Ausprägung einmalig und war lange Zeit ein Rätsel. Die Verbraucherstimmung hat für die Wirtschaft und den Aktienmarkt große Bedeutung. Für die Wirtschaft liegt die Bedeutung im Konsumverhalten. Ist die Stimmung schlecht, wird weniger konsumiert. Da die US-Wirtschaft zu zwei Dritteln vom Konsum abhängt, ist schlechte Stimmung ein Warnsignal.

Bisher blieb ein Konsumstreik aus. Die hohen Ersparnisse aus den ersten Quartalen der Pandemie halfen Verbrauchern über die schlechte Stimmung hinweg. Für den Aktienmarkt liegt die Bedeutung in der Aktienquote, die Privatanleger halten. Die Aktienquote verläuft parallel zum Sentiment (Grafik 2).

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Auch hier gab es eine bisher einmalige Divergenz. Die Aktienquote sollte der Stimmung nach nicht bei knapp 70 % liegen, sondern eher bei 50 %. Hier dürfte die Konditionierung für die hohe Aktienquote verantwortlich sein. Die Erfahrung hat gelehrt, dass man an Aktien festhält und kleine Rücksetzer gekauft werden.

Jeder Seitwärts- oder Abwärtstrend zermürbt früher oder später die Anlagelust. Was man 2020 gelernt hat, funktioniert nicht mehr und nach einem Jahr, in dem die Kurse kaum gestiegen sind, dürften die Geduld überstrapazieren. Für den Aktienmarkt ist das ein Problem. Eine Reduktion der Aktienallokation deutet sich bereits an.

Beginnen Privatanleger erst zu verkaufen, kann der Markt tief fallen. Die Aktienquote und der Markt tendieren parallel (Grafik 3). Ob Privatanleger ihre Meinung nun tatsächlich und nachhaltig ändern, wissen wir noch nicht. Die Gefahr ist groß. Beginnt die Aktienquote erst von einem zyklischen Hoch aus zu sinken, dauert der Trend an.

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Ein Punktestand von mehr als 4.000 Punkten lässt sich im S&P 500 nicht rechtfertigen, wenn die Aktienquote weiter sinkt. Persönlich bleibe ich bei meiner Erwartung, dass der S&P 500 in dieser Korrektur 4.000 Punkte erreicht. Danach muss die Lage neu beurteilt werden.


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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