Die Pazifik-Allianz – Lateinamerikas neue Stars
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Einige der dynamischsten und offensten lateinamerikanischen Wirtschaftsnationen haben sich in einem neuen regionalen Block, der Pazifik-Allianz, zusammengeschlossen. Es handelt sich um ein Freihandelsabkommen zwischen Chile, Kolumbien und Peru in Südamerika und Mexiko in Nordamerika. Seit ihrer Gründung im Juni 2012 hat die Pazifik-Allianz bemerkenswerte Erfolge erzielt. Die Mitgliedsländer zeichnen sich durch hohes Wachstumspotenzial, eine niedrige Inflationsrate und ein positives Geschäftsumfeld aus. Einige der Volkswirtschaften sind klein; für sie bedeutet die Pazifik-Allianz signifikante Größenvorteile, die ihre Attraktivität für Investoren erhöhen wird.
In der relativ kurzen Zeit seit ihrer offiziellen Gründung im Juni 2012 hat die Pazifik-Allianz wichtige Leistungen erzielt. 90% der Zölle zwischen Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru wurden abgeschafft, und die restlichen 10% werden in den nächsten Jahren aufgehoben. Dies ist hauptsächlich das Ergebnis zuvor bestehender Freihandelsabkommen, einer Bedingung für den Beitritt zur Pazifischen Allianz. Costa Rica wurde beim jüngsten Gipfeltreffen im Mai 2013 in den Aufnahmeprozess aufgenommen, nachdem es das letzte noch ausstehende Freihandelsabkommen mit Kolumbien abgeschlossen hatte, während Panama Bewerberstatus besitzt. Die Anzahl von Ländern mit Beobachterstatus ist auf gegenwärtig 14 Staaten gestiegen, einschließlich Ländern wie Kanada, Japan, Australien und Frankreich. Guatemala hat seine Kandidatur als Bewerberland eingereicht.
Die Ziele der Pazifik-Allianz gehen über den Freihandel hinaus und umfassen u.a. den freien Verkehr von Personen und Kapital sowie die physische Integration und Kooperation hinsichtlich einer Reihe von Bereichen wie Tourismus, Exportförderung und studentischer Mobilität. Die Diversifizierung der gehandelten Güter wird sich jedoch in Grenzen halten, da sich die Exportstrukturen einiger Länder zu sehr ähneln. Chile, Kolumbien und Peru exportieren hauptsächlich Rohstoffe. Sie haben durch eine Vertiefung der Handelsbeziehungen zu Partnern außerhalb der Pazifik-Allianz, etwa in die Asien-Pazifik-Region, mehr zu gewinnen als durch eine Vertiefung der Handelsbeziehungen zueinander. Mexiko, welches einen hohen Exportanteil gefertigter Waren aufweist, könnte noch am ehesten profitieren. Der Anteil des intra-regionalen Handels (zwischen den Mitgliedern) liegt bei nur unter 4% und bietet Steigerungspotenzial.
Was die Finanzmarktintegration betrifft, so wird Mexiko im nächsten Jahr dem Integrierten Lateinamerikanischen Markt (Mercado Integrado Latinoamericano, MILA) beitreten, einem gemeinsamen Aktienmarkt zwischen Chile, Kolumbien und Peru, der 2011 gegründet wurde. Wenn Mexiko der Pazifik-Allianz im Jahr 2014 beitritt, wird MILA der größte Aktienmarkt in Lateinamerika sein; er wird den brasilianischen BM&FBovespa-Index nicht nur hinsichtlich der Anzahl börsennotierter Unternehmen übertreffen (darin ist er dem brasilianischen Index mit 514 gelisteten Gesellschaften per Ende 2012 im Vergleich zu 353 in Brasilien bereits voraus). Auch die Marktkapitalisierung würde bereits die des brasilianischen Aktienmarktes übersteigen, mit USD 1.085 Mrd. (Mexiko miteinberechnet) gegenüber USD 967 Mrd. in Brasilien (per Q2 2013).
Die Pazifik-Allianz umfasst einige der dynamischsten Volkswirtschaften in der Region. Die vier Länder machen 35% des lateinamerikanischen BIP, 35% der Bevölkerung der Region und knapp 50% ihres Handels mit der übrigen Welt aus. In den letzten zehn Jahren verzeichneten insbesondere die drei Andenstaaten ein hohes BIP-Wachstum: Chile und Kolumbien wuchsen um jeweils 4,7%, Peru sogar um 6,5% p.a. Mexiko war stark von der Wirtschaftskrise und der Schwäche seines wichtigsten Exportmarktes, den USA, betroffen und erzielte ein BIP-Wachstum von nur 2,6% im selben Zeitraum. 2013/14 dürfte das BIP-Wachstum der Pazifik-Allianz 4% überschreiten, während das Wachstum in den anderen großen lateinamerikanischen Ländern Brasilien, Argentinien und Venezuela im Durchschnitt unter 2,5% bleiben wird (s. Grafik). Die vier Länder verzeichnen außerdem relativ niedrige Inflationsraten, wobei der BIP-gewichtete Durchschnitt im Jahr 2012 3,7% betrug.
Makroökonomische Stabilität sowie eine investorenfreundliche Politik haben die Region der Pazifik-Allianz zu einem Empfänger signifikanter Auslandsinvestitionen (ADI) gemacht. Die ausländischen Direktinvestitionen machten 2012 3,5% des BIP der Mitgliedstaaten aus, verglichen mit Brasilien, das 2,7% erreichte. Aufgrund des besonders guten Abschneidens der Mitgliedsländer der Pazifik-Allianz im “Doing Business” Ranking (s. Tabelle), welches als Benchmark für die Einschätzung des allgemeinen Investitionsklimas verwendet wird, überraschen diese Zahlen nicht und deuten auf eine gute Basis für anhaltende ADI-Zuflüsse hin. Zumindest für die Andenstaaten gilt jedoch, dass ein großer Teil der ausländischen Direktinvestitionen auf die Rohstoffindustrien entfällt – und weniger auf die verarbeitende Industrie –, was darauf hindeutet, dass Aktivitäten mit geringerer Wertschöpfung gefördert werden.
Die Pazifik-Allianz ist eine offene Region mit einer Handelsoffenheit (Wert von Exporten und Importen in % des BIP) von 65% (Brasilien: 22%) (s. Grafik). Alle Mitgliedstaaten der Pazifik-Allianz haben bilaterale Freihandelsabkommen sowohl mit den USA, als auch mit der EU abgeschlossen. Die rohstoffreichen Volkswirtschaften der Andenstaaten haben die Chance des Handels mit den Emerging Markets Asiens, besonders mit China, früh erkannt. China ist heute der größte Exportpartner für Chile und Peru mit 23% bzw. 20% des Gesamtexports im Jahr 2012 und der drittgrößte Handelspartner für Kolumbien und Mexiko. Die Ausweitung des Handels mit anderen asiatischen Volkswirtschaften ist eines der erklärten Ziele der Pazifischen Allianz. Andererseits steht die Andengemeinschaft vor der Herausforderung zu vermeiden, dass sich ihre Abhängigkeit von Rohstoffexporten erhöht. Bergbau hat einen Anteil von über 50% des Gesamtexports Chiles (Kupfer), Kolumbiens (Öl und Kohle) und Perus (Kupfer und Gold). Die zunehmende Bedeutung Chinas als Exportmarkt erhöht auch die Risiken einer konjunkturellen Verlangsamung in diesem Land. Das bisher umsichtige Management des Rohstoffvermögens in den Mitgliedsländern (insbesondere in Chile) mildert diese Risiken in gewissem Maße.
Autor: Magdalena Forster
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