Die Öffnung der chinesischen Aktienmärkte
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- Hang SengKursstand: 21.735,00 Pkt (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Genf (GodmodeTrader.de) - Bislang konnten internationale Anleger nur in Hongkong notierte Aktien erwerben, die auch als einzige in den globalen Indizes vertreten waren. Diese Situation ist nun im Begriff, sich zu ändern. Der schrittweise Abbau betrieblicher und regulatorischer Hindernisse führt dazu, dass Investoren ihre Positionierung in „einheimischen Aktien“, d. h. in Werten, die an den Börsen Schanghai und Shenzhen gehandelt werden, nun schrittweise aufstocken, wie Mathieu Nègre (CFA), Leiter Global Emerging Equities bei der Union Bancaire Privée (UBP), in einem aktuellen Kommentar zur Öffnung der chinesischen Finanzmärkte und deren Folgen für Schwellenländeraktienportfolios schreibt.
Die Indexanbieter hätten die neue Situation erkannt und damit begonnen, den gesamten chinesischen Markt abzubilden. So habe MSCI die Erstellung von Proforma-Indizes vorgenommen: Gemäß seinen Berechnungen dürfte Chinas Gewichtung im Index für Schwellenländeraktien auf 40 Prozent, im Asienindex gar auf 55 Prozent ansteigen, falls jeder Binnenmarkt in seinem vollen Ausmaß mitberücksichtigt würde, heißt es weiter.
„Die daraus resultierende ungenügende Diversifikation könnte die Anleger dazu veranlassen, die globale Tragweite des MSCI Emerging Equities Index in Frage zu stellen. Die größere Konzentration des Länderrisikos im Index würde nämlich das Risiko für die Anleger entsprechend steigern. Das Länderrisiko ist einer der wichtigsten Faktoren in einem globalen Schwellenmarktportfolio. Sollte eines der Länder – ungeachtet seiner wirtschaftlichen oder politischen Bedeutung – eine überwiegende Position einnehmen, würde dies automatisch zu einer geringeren Diversifikation des besagten Länderrisikos führen“, so Nègre.
Dieses Phänomen sei für Anleger, die in Schwellenländer investierten, nicht neu. Bei der Gründung des MSCI Emerging Equities Index im Jahr 1988 habe Malaysia mit 30 Prozent die höchste Gewichtung eingenommen. 1991 habe Mexikos Gewichtung 29 Prozent erreicht, während Südkoreas Position bis ins Jahr 2002 bis auf 22 Prozent gestiegen sei. Der Grund für diese Variationen sei der im Laufe der Jahre erfolgte Ein- und Ausstieg zahlreicher Länder in das bzw. aus dem Anlageuniversum der Schwellenländer. Diese Schwankungen spiegelten auch die starken Ausschläge in den Wirtschaftszyklen bestimmter Länder wider. Anleger, die sich für ihre geografische Ausrichtung an diesem Index orientierten, werde es an der erforderlichen geografischen Diversifikation fehlen, wenn der Wirtschaftszyklus eines Landes ins Negative drehe. Die oben angeführten Länder lieferten ein gutes Beispiel dafür. Zwischen 1988 und 1992 habe der malaysische Index eine bedeutende Unterentwicklung gegenüber den anderen Indizes verzeichnet. Gegen Ende 1994 habe die Tequila-Krise schwere Folgen für Mexiko gehabt. Südkorea habe seinerseits unter einer hausgemachten Finanzkrise gelitten. Sein Index sei um 40 Prozent von seinem Höchststand eingebrochen und habe eine lange Durststrecke mit schlechten Zahlen eingeläutet, heißt es weiter.
„Der Fall China ist komplexer. Es ergibt keinen Sinn, eine Krise für das Reich der Mitte voraussagen zu wollen, wie es viele Marktteilnehmer seit mehreren Jahren schon erfolglos versuchen. Vielmehr ist Chinas Wirtschaftskraft in gebührender Weise zu berücksichtigen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wird unweigerlich eine signifikante Positionierung in einem globalen Portfolio einnehmen“, so Nègre.
Doch es sei ebenso wahrscheinlich, dass China (wie schon Japan) demnächst zu groß werde, um eine zu seiner Bedeutung proportionale Gewichtung in einem regionalen oder Schwellenmarktportfolio vorzunehmen. Wenn Anleger die Ausrichtung auf die asiatischen Aktienmärkte ansprächen, bezögen sie sich dabei meist auf Asien ohne Japan und gingen eine getrennte Positionierung in Japan ein. Es wäre naheliegend, den gleichen Ansatz auf China anzuwenden. Asset Manager müssten dabei zwei Entscheidungen treffen: Erstens, wie sie die Allokation der Schwellenländer als Ganzes und zweitens, wie sie die Allokation Chinas im Besonderen handhaben könnten, heißt es weiter.
„In diesem Zusammenhang sind wir als Asset Manager davon überzeugt, dass es wichtig ist, solche strategischen Entscheidungen nicht den Indexanbietern zu überlassen. Bei UBP haben wir uns für einen Anlageansatz entschieden, der sich auf die Diversifikation des Länderrisikos als Teil unserer generellen Schwellenländer-Strategie konzentriert. Dies erlaubt uns, das den Schwellenländern innewohnende Risiko effizienter zu verwalten und das steigende Gewicht Chinas in den globalen Indizes vorwegzunehmen. Anleger, die ihre Positionierung in China erhöhen möchten, können dies immer noch über einen Länderfonds tun. Wer aber in Investitionen in Schwellenmärkten eine Quelle für eine Ertragsdifferenzierung sieht, wird eine bessere Diversifikation des Länderrisikos erzielen. Natürlich sind andere Ansätze möglich, und werden bestimmt auch angewandt. Dennoch scheint uns eine passive Haltung gegenüber den hier beschriebenen Entwicklungen nicht die beste Lösung, denn diese werden wahrscheinlich einen bedeutenden Einfluss auf das künftige Risikomanagement ausüben“, so Nègre.
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