350 Billionen-Markt: Die neue Benchmark ist da!
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Seit Anfang des Jahres wird gemunkelt, was mit dem wohl größten Markt der Welt passieren wird. Am Freitag ist es ein kleines Stück offizieller geworden. Die britische Notenbank favorisiert eine neue Benchmark für den 350 Billionen Markt.
Die Rede ist dabei von der Ablösung des LIBOR (London Interbank Offered Rate). Der LIBOR ist ein Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Das kann in Dollar, Euro oder Pfund sein. Dazu gibt es unterschiedliche Laufzeiten, z.B. eintägige Transaktionen, wenn sich eine Bank nur über Nacht Geld bei einer anderen Bank leiht oder Transaktionen mit mehreren Monaten Laufzeit.
Die LIBOR Sätze sind die wichtigste Benchmark im globalen Finanzmarkt. Ungefähr 30 Billionen Kredite hängen in der einen oder anderen Form von der Benchmark ab. So mancher Immobilienkäufer zahlt auf seinen Kredite LIBOR+2 %.
Größer als der Kreditmarkt ist der Derivatemarkt. Allein das ausstehende Nominalvolumen für OTC (over the counter, außerbörslichen) Zinsderivate beträgt knapp 400 Billionen Dollar (Grafik 1). Ein Großteil davon hängt am LIBOR. Genau dieser soll bis 2022 abgelöst werden. Das ist schon recht mutig eine so wichtige Benchmark durch eine andere zu ersetzen. Da sollte besser nichts schiefgehen...
Deswegen wird die Angelegenheit auch zur Chefsache erklärt. Die Bank of England favorisiert derzeit den SONIA (Sterling Overnight Index Average). Dieser ist dem LIBOR nicht ganz unähnlich (Grafik 2). SONIA und LIBOR laufen ziemlich parallel. Sie sind auch ähnlich aufgebaut. Beide beruhen auf Zinssätzen, die Gläubiger ihren Schuldnern verrechnen.
Beim LIBOR war das Problem, dass Banken ausschließlich untereinander handelten. Daraus wurde ein handfester Skandal. Banken stimmten sich ab und manipulierten den LIBOR. Das soll beim SONIA nicht mehr möglich sein. Ganz ausschließen kann man eine Manipulation nicht, doch der LIBOR basierte zuletzt nur noch auf wenigen einzelnen Transaktionen. Je weniger Transaktionen es gibt, desto leichter ist eine Manipulation.
Die Notenbank reformiert den SONIA gerade, sodass zur Berechnung aktuell bis zu 400 Transaktionen herangezogen werden können. Das ist eine ganze Menge und schon deutlich schwerer zu manipulieren. Trotzdem wird es nicht leicht werden, den LIBOR zu ersetzen. Er hat zweifellos seine Schwächen. Es ist nicht nur die Anfälligkeit für Manipulation, sondern auch die schwindende Relevanz. Die Notenbanken haben den Markt mit so viel Liquidität versorgt, dass der Interbankenmarkt kaum noch die Aussagekraft der Vorkrisenjahre hat.
Wir dürfen gespannt sein, ob das alles reibungslos über die Bühne geht. Bis 2022 ist noch etwas Zeit. Für einen 350 Billionen Markt könnte es aber fast ein wenig knapp sein.
Clemens Schmale
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