Kommentar
07:35 Uhr, 20.07.2010

Die neue Alpha-Variante aus der Schweiz

Die Rezeptur scheint auf dem ersten Blick ebenso einfach wie genial. Man nehme einen Basiswert, der sich in der Vergangenheit signifikant besser als ein anderes in etwa vergleichbares Underlying entwickelt hat und platziere darauf eine Long-Position. Den Underperformer verkaufe man gleichzeitig leer. Als Ergebnis erhalte man die relative Wertentwicklung zwischen den beiden Protagonisten, das vielzitierte „Alpha". Die allgemeine Richtung des Gesamtmarktes ist dabei eher nebensächlich. So simpel sich das Prinzip des ursprünglich vor allem von Hedgefunds eingesetzten Long-Short-Ansatzes auch anhört, so anspruchsvoll ist dabei die Auswahl der jeweiligen Basiswerte, da man sonst schnell ins Hintertreffen geraten kann, wie bei der am Zertifikatemarkt immer wieder ins Feld geführten „Wette" zwischen diversen Dividenden-Indizes und dem DAX bereits unzählige Male geschehen. Dass Problem ist hier ein Mehrfaches, da man sich im Vorfeld über zwei unterschiedliche Basiswerte und deren Wechselbeziehung zueinander eine dezidierte Meinung bilden muss. Dass das in der Vergangenheit beobachtete „Gegeneinander" natürlich auch in der Zukunft unter dann möglicherweise ganz anderen Bedingungen genauso fortgeschrieben werden muss, um letztendlich Erfolg zu haben, trägt ein Übriges dazu bei. Denn eines ist sicher, der bei diesem Ansatz bewusst ausgeschaltete Markt, das sogenannte Beta, kann hier für keinen Ausgleich mehr sorgen.

Das erhöhte Risiko dieser Strategie ist möglicherweise auch der Grund, warum die Credit Suisse bei ihrer neuen Rohstoff Outperformance Garant-Anleihe die eingegangene Alpha-Beziehung mit einem vollständigen Kapitalschutz zum Laufzeitende nach fünf Jahren unterlegt. Zusätzlich erhält der Anleger jedes Jahr einen Fix-Kupon von 0,80 Prozent ausgezahlt. Das eigentliche Ziel des Investments ist allerdings ein anderes. Dabei tritt der allseits bekannte und breit über die wichtigsten Rohstoff-Segmente diversifizierte S&P GSCI ER Index im direkten Vergleich gegen den S&P GSCI Weighted ER Index an. Letzterer stellt eine gleichgewichtete Abwandlung von der Benchmark dar, die wie so oft auf eine Optimierung des Rollverfahrens hinausläuft. So wird bei dem „Weighted"-Index nicht automatisch in den nächstfälligen Future, sondern stattdessen in Terminkontrakte mit einer Laufzeit zwischen ein und drei Monaten gerollt. Außerdem zeigt man sich auch bei der Dauer der Rollperiode mit bis zu 15 Indextagen gegenüber den sonst üblichen bis zu fünf Tagen deutlich flexibler. Aus Diversifikationsgründen versucht man schließlich durch eine regelmäßige monatliche Anpassung mögliche Schwankungen zu reduzieren. Alles Maßnahmen, die gegenüber dem herkömmlichen Index den Unterschied ausmachen sollen. Bemüht man dazu die Vergangenheit, so hat dies in den letzten fünf Jahren auch tatsächlich funktioniert, wie eine Grafik im Produktflyer zeigt.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Das neue Alpha-Garantie-Produkt der Credit Suisse reiht sich ein in diverse andere Long-Short-Papiere auf den Rohstoffmarkt, bei denen die Rollproblematik im Vordergrund steht. Ein Beispiel ist die von der HypoVereinsbank ebenfalls kapitalgarantierte und schon mehrfach aufgelegte Lösung auf den Cross Commodity Long-/Short-Index (gerade in Zeichnung: HV5CDS), bei dem nicht wie im vorliegenden Fall „Gleiches mit rolloptimierten Gleichem" verglichen wird, sondern stattdessen Rollgewinner gegen entsprechende Verlierer antreten müssen und sich dadurch letztendlich ganz unterschiedliche Rohstoffpaare bilden. Ein weiterer Ansatz, der dem Schweizer Produkt schon etwas näher kommt, sind die beiden SGI Smart Market Neutral Commodity ER Index-Zertifikate der Société Générale, bei denen allerdings durchaus entbehrlich auf einen Kapitalschutz verzichtet wird. Die Entwicklung speziell des nicht währungsgesicherten Papiers (SG1MNC) seit Auflegung im Januar kann sich dabei mit einem Plus von fast 20 Prozent durchaus sehen lassen. Aber auch das Quanto-Papier (SG1MNQ) konnte bislang überzeugen. Anleger sollten deshalb am besten selbst prüfen, welches Index-Konzept sie auf Basis welcher Struktur am meisten überzeugt. Allerdings sollte man sich von einem alternativen Long-Short-Ansatz, der sowieso kein Basisinvestment ersetzen kann, renditemäßig auch nicht zu viel erwarten und die Produkte eher als interessante Beimischung betrachten.

Rohstoff Outperformance Garant-Anleihe
Emittent/WKN: Credit Suisse / CS8ADQ
Laufzeit: 04.08.2015
Preis: (in Zeichnung bis 23.07.2010) Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 2,5 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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