Kommentar
16:24 Uhr, 16.06.2015

Die Lösung für das Schuldenproblem

Dag Detter und Stefan Fölster werden bald ein Buch mit dem Titel „The Public Wealth of Nations“ auf den Markt bringen, welches die Diskussion über das Schuldenproblem vom Kopf auf die Füße stellt, und einen klaren Weg aus der Krise anbietet.

In aller Kürze: Die größten Akkumulatoren von Vermögen und Reichtum sind weder reiche Einzelpersonen oder Firmen, sondern die Nationalstaaten an sich. Es wird angenommen, dass Regierungen weltweit ein sagenhaftes Vermögen von 75 Billionen Dollar angehäuft haben und sich dabei die größte Mühe geben das wahre Volumen ihrer Schätze mit allen Mitteln zu maskieren.

Dem gegenüber stehen Schulden von lediglich 54 Billionen Dollar – die Lösung für die Schuldenmisere liegt also nicht im oft geforderten Reset des Finanz- oder Geldsystems, sondern innerhalb einer ganz realistischen Reichweite im Rahmen der gegenwärtigen Ordnung.

Die moralisch überfrachtete, aber oberflächige Diskussion um mehr Privatisierung versus mehr Staat zur „gerechteren“ Umverteilung geht dabei am Thema vorbei, denn Not tut in erster Linie eine bessere Verwaltung der Vermögenswerte.

Wäre es beispielsweise möglich das traditionell katastrophale Management der öffentlichen Assets nur geringfügig zu verbessern und dabei die Jahresrendite um 1% zu steigern, könnten zusätzliche Gelder in Höhe von 1% der jährlichen weltweiten Wirtschaftsleistung freigemacht werden, und eine Steigerung der Rendite um nur 2% würde den globalen Ausgaben für Forschung und Entwicklung entsprechen! Das derzeit brachliegende Potential ist gigantisch und seine Erschließung hätte fantastische Auswirkungen für die Menschheit zur Folge.

Leider haben die Nationalstaaten jedoch nur sehr wenig Interesse daran zu einer nachhaltigen Lösung beizutragen und wehren sich mit Händen uns Füßen gegen mehr Transparenz bezüglich dem wirklichen Wert ihrer Assets und stellen dabei ein großes "Warum" in den Raum. Wenn die Lösung so naheliegend ist – warum wird der Schwarze Peter lieber permanent der freien Wirtschaft, oder dem Finanzsystem zugespielt? Warum müssen die einfachen Menschen (siehe Griechenland) bluten, während unermessliche Güter nur darauf warten erschlossen zu werden?

Es geht um Geld und Macht. Prinzipiell wirft ein schlecht verwalteter, aber für die Öffentlichkeit unsichtbarer Vermögenswert für seine Eigentümer mehr Rendite ab, als es ein gut verwaltetes aber transparentes Geschäft tun würde, da Gewinne nicht geteilt werden müssen und weil sie als Mittel der Macht nach Gutdünken und ohne Wissen der Bevölkerung verschoben werden können.

Ein nur kleines, aber prominentes Beispiel wäre die Federal Reserve. Die Notenbank ist eine quasi-öffentliche Institution weitestgehend außerhalb der demokratischen Kontrolle mit einer unbekannten Eigentümerstruktur. Weder ist die tatsächliche Größe ihrer Bilanz bekannt, noch in welche Richtung die Geldströme fließen. Die Zentralbank ist de facto eine sehr intransparentes Konstrukt zur Ausübung von Macht im Namen von Washington und anderen unbekannten Spielern.

Nicht zuletzt um wieder funktionierende Demokratien zu ermöglichen, fordern die Autoren des Buches dazu auf, den Regierungen die uneingeschränkte Kontrolle über ihre Reichtümer zu entziehen und sie wieder transparent und vor allem handelbar zu machen.

Der böse Kapitalismus als Retter der Freiheit und Lösung des Schuldendilemmas? Dem von bestimmten Interessengruppen mittlerweile bestens konditionierter Leser wird sich bei dieser Idee wahrscheinlich das Entsetzen ins Gesicht zeichnen. Ich bin trotzdem sehr gespannt auf dieses Buch, das sich in seiner praktischen Art wohltuend von anderen, moralistisch dominierten Ansätzen zu unterscheiden scheint.

35 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • 1 Antwort anzeigen
  • einfach
    einfach

    alle vorschläge die hier gemacht wurden lösen das grundsätzliche problem nicht.

    wenn sie sich jetzt fragen was ist denn das grundsätzliche problem, dann fallen mir

    nur zwei naheliegende dinge ein nämlich amtszeit und wiederwahl.

    wobei das hauptproblem die wiederwahl ist.

    jeder politiker, amtsträger oder sonstige in eine beliebig lange periode gewählte

    oder bestimmte, hat nur ein anliegen nämlich nach der periode wieder den gleichen

    oder noch besseren posten zu bekommen.

    falls wir es als gesellschaft hinbekommen dass einzusehen und jeden posten am besten

    nur für ein jahr und nur einmal für eine person zu vergeben.

    dann lösen sich alle probleme von alleine, da plötzlich niemand mehr angst vor einer entscheidung hat, die die wiederwahl beeinträchtigen könnte.

    13:11 Uhr, 17.06.2015
  • fhjoe
    fhjoe

    Von Staatseigentum profitieren wir alle, indem "wir" die notwendigen Gebäude und Infrastrukturen nicht von privaten Leuten "zurückmieten" müssen, was höhere Steuern zur Folge hätte.

    Sofern die vorgestellten Zahlen stimmen - was niemand wirklich wissen kann - ist es schlimm, dass die Finanzwirtschaft es geschafft hat, bereits einen großen Teil (3/4) des Allgemeineigentums über den Umweg der Staatsverschuldung in ihren Besitz zu bringen. Wenn die Staatsschulden höher sind als die Vermögenswerte, dann gehört der Allgemeinheit gar nichts mehr und die Investoren kassieren.

    Wir alle (mit Ausnahme der Superreichen) zahlen hierfür über unsere Steuern die Zeche.

    07:20 Uhr, 17.06.2015
  • Investor
    Investor

    Das Buch überzeugt mich nicht.

    Was bedeutet denn eine Steigerung der Rendite? Rationalisierungen, Entlassungen oder höhere Einnahmen. Bei staatlichen Vermögen bedeutet dies mehr Entlassungen oder mehr Einnahmen durch höhere Abgaben. Wo besteht der Unterschied zu höheren Steuern? Jetzt soll der Staat mit den Privaten um Gewinn konkurrieren.

    Privatisierungen in der Vergangenheit (zB Bahn in D) haben demokratische Kontrollen ausgeschaltet. Oder die Privatisierung der Stadtwerke hat zu einem Zusatzeinkommen der Bürgermeister und zur Vermeidung von Steuern geführt.

    Der Ansatz ist generell verkehrt. Staatliches Vermögen hat vorrangig den Bürgern zu dienen und nicht zu Renditesteigerung zu Lasten der Bürger. Aus meiner Sicht gehören Infrastruktur in die Verantwortung des Staates und ist ohne Gewinn den Bürgern zur Verfügung zu stellen. Alle gewinnorientierten Tätigkeiten gehören privatisiert und vollständig vom dem Eigentum bzw Kontrolle des Staates gelöst.

    Generell gibt es schon ein Problem der Macht Ausübung. Wie wäre es denn mit einer Demokratisierung der Unternehmen? Manager werden nicht mehr ernannt sondern von den MA gewählt. Schlechter als heute kann es nicht mehr werden.

    @Loewe30

    bin nicht sicher ob bei Dir etwas ähnliches gemeint ist. Wobei der Begriff dezentralisierung in die falsche Richtung geht. Heute sehen wir, daß die Menschen immer mehr in die Städte drängen, Dort können viele Leistungen effizienter zur Verfügung gestellt werden.

    Ich ziehe den Begriff Demokratisierung der Gesellschaft vor.

    21:59 Uhr, 16.06.2015
    2 Antworten anzeigen
  • spindoc
    spindoc

    @ Simon Hauser:

    Vielen Dank für die interessante Buchvorstellung! Sie haben mich neugierig darauf gemacht, werde ich unbedingt bestellen! Launch @ Amazon am 20. Juli.

    21:55 Uhr, 16.06.2015
  • Löwe30
    Löwe30

    Was sind denn diese Vermögenswerte konkret? Sind es Straßen, öffentliche Gebäude wie das Kanzleramt, die Residenz des Bundespräsidenten, das Weiße Haus usw.? Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie die bessere Verwaltung der Vermögenswerte möglich wäre.

    Die Lösung für die Schuldenmisere ist bekannt: http://www.misesde.org/?p=10247

    "Ein Staat ohne Geldschöpfungsmonopol, der es den Bürgern, Städten und Regionen auf “seinem” Territorium gestattet, den Herrschaftsverband zu verlassen (Sezession), ohne das Gebiet räumen zu müssen, beendeten die Zusammenballung der Macht in einem Punkt und der verheerende Prozess käme zum Erliegen. Schlagwortartig kann man eine solche neue Gesellschaftsarchitektur wie folgt beschreiben: Dezentralisierung, Vielfalt und freiwillige Kooperation statt Zentralismus, Vereinheitlichung und Kommando von oben. Eine solche neue Gesellschaftsstruktur würde freilich nicht das Paradies auf Erden bedeuten. Aber sie führte jedoch zur Mehrung des Wohlstandes der gesamten Bevölkerung und zur Vermeidung derjenigen Katastrophen, die von einem Machtmonopol herrühren."

    18:12 Uhr, 16.06.2015
    1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

Mehr Experten