Die Konjunkturperspektiven 2026 für den Euroraum und Deutschland
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Am Dienstag wurden auch die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum und diverse Euro-Länder, inklusive Deutschland, veröffentlicht.
Ernüchternde Einkaufsmanager-Indizes für Deutschland
Diese hatten noch weniger Einfluss auf die Kurse als ihre US-Pendants. Und das, obwohl sie klar signalisieren, dass die Wirtschaft überraschend an Schwung verloren hat.
Das Stimmungsbarometer für die gesamte deutsche Privatwirtschaft – also Industrie und Dienstleister zusammen – fiel im Dezember um 0,9 von 52,4 auf 51,5 Punkte. Das ist der tiefste Stand seit vier Monaten. Ökonomen hatten allerdings mit einem stabilen Wert gerechnet.
Immerhin blieb der Frühindikator über der Marke von 50 Punkten, ab der er Wachstum signalisiert. Zudem geht der Aufwärtstrend seit Mitte 2023 weiter, auch wenn dieser sehr stark schwankt. Das Bruttoinlandsprodukt sollte daher im vierten Quartal 2025 wachsen.
Die Industrieschwäche hält an
Das Wachstum dürfte aber nur moderat ausfallen. Und dafür ist weiterhin vor allem die Industrie verantwortlich, in der es im Dezember wieder einmal schlechter läuft, sogar das zweite Mal in Folge. Das entsprechende Barometer fiel um 0,5 auf 47,7 Zähler und damit auf den schlechtesten Wert seit zehn Monaten.
Damit wurde die Konsensschätzung klar verfehlt. Zudem liegt der Wert weiterhin unterhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Diese Marke wurde zudem seit inzwischen 42 Monaten verfehlt! Daher ist hier der generelle Aufwärtstrend ein noch schwächerer Trost.
Zumal auch die Produktion erstmals seit zehn Monaten wieder geschrumpft ist. Das kommt jedoch nicht allzu überraschend, da die Auftragseingänge im November eingebrochen sind.
Deutsche Dienstleister halten die Stellung
Auch bei den Dienstleistern lief es zum Jahresende schlechter. Deren Barometer sank ebenfalls das zweite Mal in Folge, um 0,5 auf 52,6 Punkte. Es signalisiert damit aber immer noch ein robustes Wachstum.
Einen Aufwärtstrend gibt es hier zwar nicht, dafür aber regelmäßig Werte über 50 Punkte. Die Dienstleister halten also immerhin die Stellung. Doch der Indikator kann sich seit der COVID-Pandemie nicht nachhaltig von der 50er-Marke lösen. Vielmehr fällt er immer wieder zurück, sodass die wirtschaftliche Erholung in Deutschland auch noch zu Beginn des neuen Jahres auf wackligen Beinen steht.
Wenig mehr Hoffnung von ifo und ZEW
In dieser Woche wurde darüber hinaus das ifo-Geschäftsklima veröffentlich, das die Ergebnisse von S&P Global stützt: Übergeordnet gibt es zwar eine leichte Aufwärtstendenz, aber zuletzt drehte auch dieser Konjunkturindikator wieder nach unten. Das liegt an den gesunkenen Erwartungen der Unternehmen, die "pessimistischer auf das erste Halbjahr 2026" blicken, wie das ifo-Institut schreibt. Immerhin bleibt die Lageeinschätzung stabil, den Firmen geht es also zumindest nicht schlechter.
Etwas besser sieht es laut den ZEW-Konjunkturerwartungen aus. Hier gab es in den vergangenen Monaten eine leichte Aufwärtstendenz; ein neues Mehrjahreshoch des Indikators erscheint demnächst möglich.
Allerdings basiert die Einschätzung auf den Angaben von Finanzmarktexperten und Ökonomen. Vor allem erstere sind bekanntlich notorisch optimistisch(er) als die Unternehmen selbst, deren Angaben den Daten von S&P Global und dem ifo-Institut zugrunde liegen.
Endlich: Ein ganzes Jahr lang über 50 Punkte!
Der Einkaufsmanagerindex (PMI) der Eurozone von S&P Global gab daher zum Jahresende ebenfalls nach, und das überraschend deutlich. Er signalisiert aber ebenfalls noch ein moderates Wachstum im vierten Quartal 2025. Der Gesamt-PMI sank im Dezember von 52,8 auf 51,9. Fachleute hatten nur einen Mini-Rückgang erwartet.
Erfreulich ist, dass das Barometer – erstmals seit der Corona-Pandemie – das ganze Jahr lang über der Marke von 50 notiert, ab der es Wachstum signalisiert. Und erfreulich ist auch, dass die Neuaufträge weiterhin steigen, ebenso die Beschäftigung. Das macht immerhin Hoffnung für das kommende Jahr.
Der Euroraum-Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe fiel allerdings in diesem Monat ebenfalls, und zwar um 0,4 auf 49,2 Punkte und damit wie in Deutschland auf den tiefsten Stand seit zehn Monaten. Der PMI für den Dienstleistungssektor liegt dagegen mit aktuell 52,6 (-1,0) deutlich über der neutralen Marke von 50 Punkten.
Die EZB steckt weiter im Dilemma
Dabei hat die Kosteninflation im Dienstleistungssektor im Dezember die höchste Rate der vergangenen zehn Monate erreicht. Die Europäische Zentralbank, die am heutigen Donnerstag tagt und die Dienstleistungsinflation besonders genau beobachtet, dürfte sich in ihrer Linie bestätigt sehen, die sie seit Längerem vertritt: Die Zinsen bleiben unverändert.
Offensichtlich ist der Inflationsdruck, der unter anderem von höheren Löhnen ausgeht, immer noch spürbar. Das gibt auch den Aussagen einzelner EZB-Mitglieder neues Gewicht, die sich inzwischen sogar für Zinserhöhungen stark machen (siehe Börse-Intern vom 09.12.2025).
Die EZB steckt daher weiterhin im Dilemma zwischen schwächelnder Konjunktur – vor allem in der größten Volkswirtschaft, Deutschland – und hohen Preisen. Wir dürfen daher gespannt sein, ob und wie das die Kommunikation der EZB nach ihrem Meeting in dieser Woche beeinflusst.








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