Kommentar
10:16 Uhr, 20.09.2016

Die kommende antinationale Revolution

Der geschätzte Index-Erfinder Robert Shiller hat einen Beitrag publiziert, der einen kleinen Einblick in die Denkweise eines sogenannten Globalisten gewährt.

Der Professor hält die Welt für schwer ungerecht und vermutet am Horizont die Revolution:

„I think the next such revolution, likely sometime in the twenty-first century, will challenge the economic implications of the nation-state. It will focus on the injustice that follows from the fact that, entirely by chance, some are born in poor countries and others in rich countries.

Manche Leute sind Kraft ihrer Geburt arm und manche sind reich, und um diesen Fehler zu beheben sollte also am besten der Nationalstaat abgeschafft werden.

Interessanterweise legt Shiller dabei nicht den Schwerpunkt auf Migration (das kann noch ein wenig warten), sondern auf den Abbau von Handelshindernissen im Sinne von TPP und TTIP.

„Recent free-trade agreements under discussion, the Trans-Pacific Partnership and the Transatlantic Trade and Investment Partnership, have suffered setbacks as interest groups attempt to bend them to their own aims. But, ultimately, we need – and probably will get – even better such agreements.

Der Ökonom wäre dabei aber nur ein halber Gutmensch, würde er nicht auch an die heimischen Globalisierungsverlierer denken, und deshalb fordert er den massiven Ausbau (der jetzt schon nicht finanzierbaren) Sozialversicherungssysteme:

„..which presuppose the eventual development of orders of magnitude more social insurance to protect people within a country..“

Vielleicht bin ich einfach zu blöd, aber meiner Meinung nach fordert Shiller nichts weiter als die Anpassung des weltweiten Lohnniveaus auf den kleinsten gemeinsamen Nenner bei gleichzeitiger Schaffung eines gigantischen Proletariats in den westlichen Industrienationen, sprich die Umverteilung von Vermögen im großen Maßstab.

Ich finde den Artikel beispielhaft für die Arroganz einer winzig kleinen Elite, die anders als der Normalbürger von der Globalisierung nichts zu verlieren hat, aber im Prinzip ist die Sache ein alter Hut.

Es ist das gleiche Rezept (nur auf Steroiden), das in den letzten Jahrzehnten den gemeinen Amerikaner (oder Europäer) ärmer gemacht, und den Dow gleichzeitig von ein paar hundert Punkten auf bald 20.000 katapultiert hat.

Mag sein, dass der Nationalstaat schon jetzt irreparabel geschädigt ist und in eine andere (Un)Ordnung morpht, aber die Konsequenz wird bestimmt nicht das friedvolles Miteinander einer Armee aus fleißigen Arbeitsbienen mit globaler Mindestvergütung sein, wie Shiller sich das vorstellt.

Die 30er Jahre weisen (hoffentlich nicht) den Weg..

Wenn Sie sich für Makrothemen mit Fokus USA interessieren sind Sie bei mir genau richtig. Ich lebe in den Vereinigten Staaten und beobachte dort sehr genau die Börsen-Szene.
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14 Kommentare

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  • Gone Fishing
    Gone Fishing

    Gerade vor Ort in Europa wird es beispielhaft am besten geschafft, den Nationalstaat und dessen Souveränität abzuschaffen. Wer den Euro, die Flüchtlingspolitik oder den Abbau von Sozialleistungen und Arbeitnehmerrechten hinterfragt wird ausgegrenzt, nicht publiziert oder entlassen. Medien kontrollieren die gerade gewünschte politische Orientierung der Mainstream-Information, alles andere bestimmt die Fiskal- und Geldpolitik.

    Was keinem auffällt ist, das gerade in denjenigen Ländern, weltweit, die vergleichsweise wenig Staat, wenig Steuern, wenig Normen und Bürokratie haben, die Bevölkerung selbst am unabhängigsten ist und am besten lebt/ am meisten am allgemeinen Wohlstand mitbeteiligt ist.

    Der Brexit war für Europa die Chance sich umzuorientieren, genau das Gegenteil von dem was die allgemeine Bevölkerung sich wünscht wird dafür noch stärker als zuvor praktiziert.

    Auf europäischer Eben findet die Vison von R. Shiller schon statt - und objektiv geht es allen schon schlechter auf dem Weg in eine unsichere Zukunft.

    02:39 Uhr, 21.09.2016
  • Unbedingt
    Unbedingt

    Wichtig ist, dass vererbtes Vermögen begabte Kinder nicht von Leistung abhält. Und auch ergaunerte Vermögen sollten viel schwieriger vererbt werden können. Dem ganzen Wohltätigkeits- und Stiftungsurwald müsste mal richtig in die Bücher geguckt werden usw. Wenn ich daran denke, dass die Gehälter der Pfarrer und Theologen mit den Forderungen der Gewerkschaften für den Öffentlichen Dienst steigen, wird mir schlecht.

    17:32 Uhr, 20.09.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Chronos
    Chronos

    Was ist eigentlich hier los? Eifert jeder den Andreas-Platz nach?

    Vor einigen Wochen wurde man für etwas direktere Worte (nein, ich meine nicht nur Harry

    der ist nicht kritikfähig) "moderiert" sprich zensiert und jetzt kann man es fast schon

    nicht mehr von Wahlpolemik unterscheiden.

    14:04 Uhr, 20.09.2016
  • moneymaker22
    moneymaker22

    "Die 30er Jahre weisen (hoffentlich nicht) den Weg.." das kann man wirklich nur hoffen, aber die Realität sieht leider irgendwie anders aus :-(

    13:28 Uhr, 20.09.2016
  • 1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Klares "Daumen hoch" für diesen Artikel. Sehr gut!!!

    10:42 Uhr, 20.09.2016
  • kopfsache
    kopfsache

    "Ich finde den Artikel beispielhaft für die Arroganz einer winzig kleinen Elite ..."

    bravo!

    wir sind bildlich gesprochen im 4. akt des "course of empire", der destruction. das imperium wankt.

    Poesie:

    King Arthur: Welche ist die größte Tugend, sag es mir, Merlin?!

    Merlin: Wahrhaftigkeit, das solltest Du wissen. Mit jeder Lüge wirst Du einen Teil der Welt morden.

    10:40 Uhr, 20.09.2016
  • netzadler
    netzadler

    Sie eifern Herrn Schmale nach, was die Qualität der Themen betrifft. Dies ist keine Kritik ;-)

    Ich schätze, dass die Abschaffung des Vererbens der ultimative Weg ist. Damit hätte sich das unheilvolle Streben nach Reichtum resp. Macht erledigt.

    10:36 Uhr, 20.09.2016
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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