Kommentar
10:00 Uhr, 10.09.2020

Die größte Krise, die wir nie erlebt haben

Der Aktienmarkt sagt alles. Die Krise ist abgehakt. Das lässt sich nun auch mit Zahlen belegen.

Das dritte Quartal ist fast abgelaufen, aber erst jetzt haben alle Unternehmen ihre Bilanzen für das zweite Quartal vorgelegt. Damit lässt sich nun einwandfrei feststellen wie schlimm die Krise war. Es ist dabei ziemlich unbestritten, dass das zweite Quartal für Unternehmen das härteste war – zumindest für die meisten. Einige konnten Rekordgewinne einfahren. Die meisten Unternehmen hatten jedoch mit den Lockdowns zu kämpfen. Geschäfte, Restaurants und Vergnügungsparks waren geschlossen, keine durfte oder wollte fliegen, Schiffe blieben im Hafen usw. Das halbe zweite Quartal war für die meisten absolut zum Vergessen. Es kann in den kommenden Monaten nur besser werden. So schlimm war dann aber selbst das zweite Quartal nicht. Zugegeben, der Gewinn je Aktie im S&P 500 fiel von 35,5 Dollar auf 11 Dollar. Das Tief wurde bereits im ersten Quartal erreicht. Im zweiten stieg der Gewinn bereits wieder auf 17 Dollar. Im laufenden Quartal werden bereits wieder 28 Dollar erwartet und per Jahresende fast 32. Bereits im zweiten Quartal 2021 soll der bisherige Rekord von 35,5 Dollar wieder erreicht werden. Ende 2021 sollen gar 40 Dollar je Aktie und Quartal verdient werden. Die Krise, die zu Beginn nach Weltuntergang aussah und auch so vom Markt eingepreist wurde, entpuppte sich als weitaus weniger schlimm als befürchtet.


Nicht jeder Sektor kommt gut durch die Krise. Wer Öl und Gas fördert, verliert Geld. Der Sektor dürfte erst im vierten Quartal wieder profitabel sein (Grafik 2). Der Ölmarkt leidet nicht nur unter der geringeren Nachfrage während der Krise, sondern auch an der anhaltenden Überversorgung. Dieser Sektor ist für die Krise am wenigsten repräsentativ.

Andere Sektoren wie der Finanzsektor, der sehr sensibel auf Konjunktureinbrüche reagiert, ist vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Selbst die Sektoren, die effektiv unter der Krise leiden, könnte es schlimmer sein.

Viele Sektoren leiden nicht einmal unter der Krise. Im Technologiebereich tendieren die Gewinne weiterhin nach oben. Das gilt auch für den Gesundheitssektor. Zyklische Konsumgüter ebenso wie die Industrie befinden sich bereits auf dem Weg der Besserung. Ein Verlust blieb dem Sektor trotz Lockdowns erspart (Grafik 2). Das gilt natürlich nicht für jedes einzelne Unternehmen, sondern nur für die Gesamtheit.


Die Krise haben Anleger schon lange abgehakt. Die Gewinne ziehen nun mit. Die Prognosen, die bis Ende 2021 reichen, sind natürlich unsicher. Das liegt im Wesen von Prognosen. Analysten revidieren ihre Prognosen derzeit allerdings nach oben. Das ist ein positiver Trend und lässt mit Recht hoffen, dass die Entwicklung nicht wesentlich schlechter sein wird als derzeit vorhergesagt. Rückblickend wirkt die Krise für Unternehmen wie die größte, die es nie wirklich gab.

Clemens Schmale


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1 Kommentar

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  • SquishyGod
    SquishyGod

    Aha, ein Fünfjahrestief ist also das Einpreisen des Marktes des WELTUNTERGANGS!

    Und hätte man den Wissensstand von heute am Anfang der Pandemie gehabt hätte man selbstverständlich sofort gekauft statt zu verkaufen. Is' klar!

    14:30 Uhr, 10.09.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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