Kommentar
00:00 Uhr, 01.04.2009

Die Grenzen des Wachstums...

In dieser Woche sind mir Gespräche mit Freunden aus meiner Schulzeit eingefallen. Es ging uns vierzehn- und fünfzehnjährigen Schülern damals Ende der 1970er Jahre (!) um die Frage, ob es gut gehen kann, wenn alle nach noch mehr Wachstum und immer mehr Geld streben. Uns schien das absolut unmöglich. Irgendwann, so sagte uns das der gesunde Menschenverstand, da würde alles zusammenbrechen. Denn nichts kann ewig und immerzu nur wachsen. Das schien uns absolut logisch und zwingend. Es schien so als hätten wir uns getäuscht. Die „Erwachsenen“ jedenfalls versicherten uns: „Das geht schon“. Doch wie es aussieht, geht es eben nicht.

Einer meiner Freunde von damals sitzt heute mit BMW-Chef Norbert Reithofer am Konferenztisch. Bei dem Münchner Autokonzern brechen gerade Umsätze und Gewinne ein, wie man das niemals für möglich gehalten hätte. „Qualitatives Wachstum“ und ähnlicher Unsinn, so wurde uns Schülern vor 30 Jahren erklärt, werde dafür sorgen, dass es immerzu und für alle Zeiten nur aufwärts gehen werde. Doch jetzt will niemand mehr die qualitativ besten Autos der Welt haben. Was ist da nur los?

Jedes Wochenende erscheint auf der Weekendedition von GodmodeTrader.de ein Kommentar vom Autor des Antizyklischen Börsenbriefs. Insofern sind Sie herzlich eingeladen, das Portal auch samstags und sonntags zu besuchen.

Zum Glück ist man ja erfahren im Umgang mit derartigen Vorkommnissen: Wenn nichts mehr hilft, dann hilft mehr Geld. Und immer noch mehr Geld. Also schwingen die Notenbanken jetzt die große Keule und ertränken die Märkte in Liquidität. Sie kaufen die eigenen Staatsanleihen auf. Sie verschulden sich bei sich selbst, aber was macht das schon? Und sie garnieren das Ganze mit einer Besonderheit: Wenn nun noch private Investoren den ganzen Giftmüll aufkaufen, den die Banken in ihren Bilanzen angehäuft haben, so jubeln Finanzexperten und Börsianer, dann werden bald alle Probleme wie von selbst verschwunden sein. Ist es nicht wunderbar, dass den „Erwachsenen“ immer wieder eine Lösung einfällt?

Und tatsächlich, es funktioniert! Schon werden erste Stimmen laut, die den nächsten Bullenmarkt ankündigen. Fondsmanager Mark Mobius hat sich in dieser Woche geäußert und gemahnt, man solle jetzt bloß nichts verpassen. Nein wir wollen natürlich keinen Bullenmarkt verpassen, jetzt wo die Kurse endlich wieder steigen!

Oder ist das alles vielleicht doch etwas anders? Hatten wir nicht schon vor Monaten vermutet, dass eine Bärenmarktrallye alles in den Schatten stellen könnte, was es in den vergangenen Jahrzehnten gegeben hat?

Und ist das, was wir jetzt sehen, vielleicht doch kein neuer Bullenmarkt sondern eine längst überfällige Erholung nach einer beispiellosen Talfahrt über viele Monate? In der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in der kommenden Woche erscheint, haben wir die aktuellen Zahlen etwas genauer unter die Lupe genommen und sind dabei zu überraschenden Ergebnissen gekommen. Und wir sagen unseren Lesern auch, wie weit die Rallye jetzt tragen könnte.

Schließlich ist jetzt wieder Party. Die Wall Street feiert sich selbst. Bejubelt wurden in dieser Woche beispielsweise die Ergebnisse von Best Buy (BBY): Der weltweit größte Elektronik-Händler hatte im vierten Quartal mit 682 Millionen US-Dollar zwar 7,5 Prozent weniger verdient als im Vorjahreszeitraum, und der Gewinn je Aktie war um zehn Cent auf 1,61 US-Dollar je Anteilsschein gefallen – doch Analysten hatten mit Schlimmerem gerechnet. Wenn das kein Grund zum Feiern ist! Mittlerweile notiert der Titel bei einem KGV von 14. Für einen Einzelhändler in einem Bärenmarkt ist das astronomisch hoch. Aber wen interessiert das schon, jetzt wo die Kurse wieder steigen?

Und natürlich produzieren steigende Kurse auch wieder positive Nachrichten – der umgekehrte Fall ist bekanntlich eher die Ausnahme. Tatsächlich scheint sich die Geschwindigkeit des konjunkturellen Absturzes ein wenig zu verringern. Zwar gibt es immer noch ausreichend Horrormeldungen, aus Deutschland, Europa und den USA. Und Japan schockte Anfang der Woche sogar mit einem Exporteinbruch von mehr als 50 Prozent im Februar.

Aber auch ganz klare Hoffnungssignale sind erkennbar: Die überraschend anziehende Nachfrage in der Industrie und der Anstieg der Immobilienverkäufe in den USA gehören ebenso dazu wie der Anstieg der Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone im März. Doch was ist davon zu halten? In der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs haben wir die Nachrichten eingeordnet. Sie werden staunen.

Bemerkenswert ist auch eine Meldung bei Bloomberg: Danach ist der Zins für 30-jährige Hypothekenkredite in den USA auf 4,85 Prozent gefallen. Es ist das niedrigste Niveau seit 1971. Im „Kleingedruckten“ heißt es, die Verbilligung der Baukredite sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Fed hypothekengesicherte Anleihen kauft und Staatsanleihen im Volumen von bis zu 300 Milliarden Dollar erwirbt. Wir sind gespannt, wie lange es diesmal dauert, bis die Anleger bemerken, welcher Wahnsinn sich da abspielt.

Übrigens droht Berkshire Hathaway, dem Investment-Vehikel von Warren Buffett, eine Herabstufung durch die Rating-Agentur Standard & Poor´s. Nachdem der Gewinn des Konzerns im vergangenen Jahr so stark eingebrochen war wie noch nie seit der Übernahme von Berkshire Hathaway durch Warren Buffett im Jahr 1965, wird dem erfolgreichsten Investor aller Zeiten diese Schmach wohl nicht erspart bleiben.

Zu Jahresbeginn hatten wir an dieser Stelle die Prognose abgegeben, die deutsche Wirtschaft werde in 2009 um bis zu acht Prozent schrumpfen. Seinerzeit waren die Analystenhäuser noch von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in Höhe von höchstens ein bis zwei Prozent ausgegangen. In dieser Woche korrigierte die Commerzbank ihre Prognose für 2009 nach unten. Um sechs bis sieben Prozent soll das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr schrumpfen.

Und auch für 2010 sehen die Banker keine Aufwärtsbewegung , die den Namen Aufschwung verdient. Womöglich waren selbst wir mit unserer Prognose noch zu optimistisch. Die Grenzen des Wachstums scheinen unerbittlich. Am Ende werden das wohl auch die „Erwachsenen“ erkennen. Doch dann ist es vermutlich zu spät.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

Anmeldemöglichkeit (1) : Das Drei-Monats-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Anmeldemöglichkeit (2) : Das Jahres-Abo des Antizyklischen Börsenbriefs

Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen